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110 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
Torfmoore ist deutlich , aus dem dichten Kanalsysteme Hollands folgt
ihre Senkung mit Nothwendigkeit ^ und soweit demnach das Problem
bis jetzt erläutert ward, scheint nichts eine tiefere und allgemeinere
Thätigkeit im Erdinneren anzudeuten.
Fassen wir aber nun die besonderen Lagenverhältnisse des Dargtorfs
ins Auge, so geben diese uns den Schlüssel zu einem durchaus
verschiedenen Ergebniss. Die Dargschichten liegen unter den Alluvien
und zwar, wie es scheint, nur unter Meeresbildungen. Der Dargtorf
selbst aber ist nicht aus Seepflanzen, sondern aus Gewächsen des
Festlandes entstanden. Nach der Beschreibung von Armds steht er
seiner Consistenz nach zwischen Haidetorf und Moostorf; er ist von
gelblich brauner Farbe ^ und die Pflanzen sind deutlicher als im Hochmoor
erhalten. Namentlich kommen 1—2" dicke Rohrstücke und Binsen
eingeschlossen vor, Gewächse, die noch jetzt am süssen Wasser
des Rheins und der Maas in grossen Massen wachsen. Nach der Beschreibung
scheinen die hohen Arten von Scirpus und besonders Phragmites
verstanden, und eben dieselben Einschlüsse sind in Grünlandsmooren
der Mark nachg'ewiesen. Demnach scheint der Darg zum Wiesentorf
zu gehören. Zwar hat EJirenberg Seeproducte im Darg gefunden
: allein diese beweisen die Bildung des Torfs unter dem Meere
nicht. Als die See das Moor überfluthete, konnte eine Form von Polythalamien
sich mit dem Darg vermischen. Dies musste der Fall sein,
weil das Alluvium über dem Darg eine Meeresbildung ist. Aber die
vegetabilischen Einschlüsse im Darg können nicht aus dem Meere abstammen,
weder Rohr noch Holz. Ueber den leichteren Schichten liegt
in Holland und Westfriesland schwarzer Streichtorf (Baggertorf) und
hier erreichen die Lagen eine Stärke von 9— 15', Alles von Meeresalluvien
hoch überdeckt. In den untersten Schichten werden Baumstämme
angetroffen2 und, wenn die holländischen Untermoore auch
nicht geradezu Waldmoore "sind, so beweist doch diese Thatsache am
augenscheinlichsten die Entstehung des Dargs auf festem Lande. Torf,
aus Seepflanzen gebildet, ist nie mit Sicherheit nachgewiesen. Untermeerische
Torfmoore gestatten in höheren Breiten dieselbe Schlussfolge,
wie die Korallenlagunen in tropischen Meeren: beide sind Zeugnisse
von continentalen Senkungen in den Bezirken, wo sie vorkommen. Bei
so gleichförmigen Vegetationsbedingungen, unter denen die grossen
Gewächse des Meeres leben, kann man sich nicht leicht einen örtlichen
Einfluss denken, durch welchen sie, die an allen Küsten verwesen und
in keiner neuen Meeresbildung eingeschlossen sind, ausnahmsweise in
^ Ebenda, S. 94. Ebenda, S. 96 ; nach Berkhey.
IN DEN EMSMOOREN. 111
Torf könnten verwandelt sein. Auch hat man aus der geographischen
Verbreitung der Torfmoore geschlossen, dass zu den Bedingungen der
Torfbildung eine niedrigere Wintertemperatur gehört, als das Meerwasser
der Nordsee jemals erreicht.
Da Ehrenberg^ behauptet, dass der ostfriesische Dargtorf
„wohl meist" aus Tangen und Zosteren bestehe, so würden diese
allgemeinen oder aus Arends geschöpften Betrachtungen sich nicht
leicht Gehör verschaffen, wenn der Widerspruch gegen jene Angabe
nicht zugleich auf unmittelbarer Beobachtung beruhte. Um denselben
Darg, ^iQ Ehrenberg^ zu untersuchen, wendete ich mich an die Quelle,
aus welcher er selbst geschöpft und die er in den Berliner Monatsberichten
namhaft gemacht hat. Herr von Thünen hatte die Gewogenheit,
auf meine Bitte mir zwei Dargproben aus der Gegend von Jever
zu übersenden und diese mit einer brieflichen Darstellung zu begleiten,
des Inhalts, dass nach seiner Meinung der Darg eine Süsswasserbildung
sei, und dass die Polythalamien von aussen hineingerathen sein möchten,
gerade wie ich im Obigen schon früher ebenfalls niedergeschrieben
hatte. Meine mikroskopische Untersuchung der vegetabilischen Einschlüsse
des Dargs fiel in eine Zeit, als die übrigen Blätter dieser Abhandlung
bereits abgeschlossen waren, und , um deren Grenzen nicht
zu überschreiten, muss ich hier auf eine allgemeinere Darstellung verzichten
und beschränke mich auf die Mittheilung derjenigen Beobachtungen,
durch welche Ehrefiberg widerlegt wird. Sie beziehen sich auf
eine Dargschicht, welche i' mächtig, 1 t i e f unter der Marsch und etwa
13' unter der Eluthhöhe der Nordsee, unter Seesand und auf Thon ruht.
In der von diesem Darg erhaltenen Probe, worin Sandkörner und
Panzerfragmente mit den die Hauptmasse bildenden Pflanzenresten gemengt
sind, fand ich keine Spur von Algenzellen, welche durch doppelte
Zellenwandung und Intercellularsubstanz charakterisirt sind. Das nicht
sehr ausgezeichnete Zellgewebe von Zostera ist wohl nicht immer von
membranösen Fragmenten des Dargs zu unterscheiden, die ich für
Überreste von Gramineenblättern halte. Diese negativen Resultate
werden indessen erst bedeutend durch andere Beobachtungen, welche
die Gegenwart von Landgewächsen sicher darthun.
1) Es gelang mir, aus Faserbündeln, welche in blattartigen, braun
gefärbten Lamellen zwischen Zellgewebe verlaufen, mehrere punktirte
Gefässe frei zu präpariren, namenthch aus dem Einschlüsse No. 3.
Solche Gefässe kommen an keinem Meeresgewächse vor.^
2) Axentheile, an welchen die Insertionsstellen von Blattscheiden
1 Ehrenberg in den Monatsberichten der Berliner Akademie für 1843, S. 267.
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