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320 DER GEGENWÄRTIGE STANDPUNKT
Savanen, geschieden und je mannigfaltiger die geographischen Gliederungen
der heissen Zone nach der Dauer und Intensität der Niederschläge
in allen Abstufungen zwischen dem ewig grünenden, täglich von Regengüssen
getroffenen Äquatorialwalde und den nur durch Thau benetzten
Wüsten oft auf engem Räume mit einander abwechsehi, desto deutlicher
treten hier auch die natürlichen Floren als klimatisch begrenzte Gebiete
hervor.
Beschäftigt man sich, in das Einzelne eingehend, mit der eigenthümlichen
Gliederung der tropischen Florengebiete und sucht man
sie von der Dauer und Periode der Regenzeiten abzuleiten, so wird
nicht selten eine doch von den Reisenden leicht auszufüllende Lücke
in der physikalischen Geographie fühlbar. Man weiss, wie gross die
Gegensätze z. B. in dem Litoral und in den Llanos von Venezuela oder
in den verschiedenen Gebirgsregionen von Peru sind, und es fehlt auch
nur in wenigen Tropenländern an sicheren Angaben über den so regelmässigen
und geographisch so verschiedenartigen Verlauf der Jahreszeiten,
allein weit seltener sind die Grenzlinien, wo die klimatischen
Gebiete sich berühren, mit hinlänglicher Genauigkeit bekannt, um sie
mit der Vegetation vergleichen zu können. Noch viel mehr lassen die
üblichen allgemeinen Darstellungen über dieKlimatologie der tropischen
Zone zu wünschen oder vielmehr zu berichtigen übrig. Denn die von
der Verschiebung der Passatwinde abgeleiteten Parallelgürtel, welche
man als Zonen doppelter und einfacher Sommer-und Winterregenzeiten
unterschieden hat, sind zwar theoretisch wohlbegründet, aber nur in so
weit, als die Niederschläge von der Solstitialbewegung abhängen. In
der Wirklichkeit ist in vielen Ländern der Veriauf der Jahreszeiten ein
ganz anderer, die Abweichungen werden bedeutender als die Regel,
weil die Küstenconfiguration und die vertikale Erhebung des Festlandes
oft einen grösseren Einfluss auf die Vertheilung der Niederschläge
äussern als die Solstitialbewegung, wie sich schon daraus ergiebt, dass
die Gebiete mit gleicher Regenperiode so oft, wie in denen des Indischen
Monsuns, nicht nach Breitegraden, sondern nach Meridianen oder auch
nach ganz unregelmässigen Linien gegliedert sind. Das für die Wirkungen
einer jeden länger anhaltenden Luftströmung Entscheidende ist
immer, ob sie bei ihrem Fortrücken sich abkühlt oder erwärmt, ob sie
aufsteigt oder horizontal sich bewegt, ob sie vom Meere oder von feuchten
Wäldern aus wehend an Wasserdampf reich ist, den sie in Folge
einer Temperaturabnahme entladet, oder ob sie unter entgegengesetzten
Einflüssen von Heiterkeit des Himmels begleitet wird. In der Theorie
desMonsuns hat man dieses Gesetz längst gewürdigt und die Asiatischen
Regenzeiten von der Verrückung der aspirirenden Wärmecentren ab-
DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 321
geleitet, aber eine andere, wenn auch unmerkliche, doch nothwendige
Richtungsänderung des Passats, welche die Elevation des Festlandes
hervorruft, ist in ihrer Bedeutung für die Vegetation weniger beachtet
worden. Auf ansteigendem Boden gehen horizontal wehende Luftströmungen
in eine dessen Neigungswinkel entsprechende Richtung über
und werden in kühlere Regionen abgelenkt, wo sie Wolken bilden und
Niederschläge erzeugen können. Jeder Passat also, an sich die trockenste
Luftströmung der Erde, bringt, wenn er eine gebirgige Küste trifft,
so weit er aufwärts weht, Regenzeiten hervor und ruft üppige Tropenwälder
ins Leben. Das feuchtere Klima der Nordküste von Jamaika
und der ähnliche Gegensatz des östhchen Waldlitorals von Mexico und
Centrai-Amerika mit der trockneren und flachen Halbinsel Yucatan
findet in diesem Verhältniss seine Erläuterung. Eben so kann umgekehrt
eine ihrer Richtung nach Regen bringende Luftströmung trocken werden
, wenn sie auf einer schiefen Ebene abwärts weht und dadurch im
Fortrücken erwärmt wird; ein Fall dieser Art liegt in den nordamerikanischen
Prairien vor, wo die im Sommer herrschenden Winde aus
Westen kommen, also ihrem Ursprünge nach Äquatorialströme sind,
wo aber die Oberfläche des Landes aus einer Elevation von etwa 4000
bis zum Thaleinschnitte des Mississippi stetig und unmerklich sich herabsenkt.
Die alte Streitfrage freilich, ob die Niederschläge Folge der
Bewaldung seien oder erst die Wälder hervorbrachten, kann nach den
Bewegungsgesetzen der Atmosphäre nicht in jedem einzelnen Falle
entschieden werden und es giebt auch in der tropischen Zone einige
Beobachtungen, nach denen ein säkularer Wechsel von Wäldern und
Savanen an gewissen Orten nicht ganz unwahrscheinlich erscheint. Aber
jedenfalls ist doch der Einfluss der Wälder auf die Niederschläge der
am meisten eingeschränkte von allen und das Urtheil über den Causalnexus
der tropischen Vegetationsgebiete muss von ihrem geographischen
Umfange abhängen, von der Intensität der Einwirkung. Hier steht in
erster Linie die Solstitialbewegung, die an beiden Wendekreisen des
einförmigen Afrikas grosse Wüsten geschaffen hat; dann folgt die Vertheilüng
von Festland und Meer, welche maassgebend ist für die Indischen
Halbinseln und einen grossen Theil Chinas, hierauf der Einfluss
zahlreicher Gebirgsgliederungen, auf dem die verhältnissmässig bei
weitem engere Umgrenzung der Floren im tropischen Amerika grossentheils
beruht. Dagegen haben die übrigen Momente, welche bei der
Würdigung tropischer Klimate in Betracht kommen , eine noch viel
eingeschränktere, eine topographische Bedeutung, welche dem Wechsel
der Formationen, aber nicht dem Charakter ganzer Floren angemessen
ist. Das innere Brasilien im Süden des bewaldeten Äquatorialgürtels
A. G r i s ebac l i , Gesammelte Schriften. 21
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