
40 ÜBER DEN VEGETATIONSCHARAKTER
procumbens sind beinahe die einzigen Rasen bildenden, dicotyledonischen
Kräuter, und diese sind nicht grösser als Moos. Weiter aufwärts
gegen die Firngrenze verlieren sich nun auch dieCyperaceen und Gräser,
dann würden nur die Kryptogamen übrig bleiben^ wenn nicht noch eine
phanerogamische Pflanze mit ihnen vereinigt wüchse, die Salix herbacea
L . , durch welche die vierte und oberste Region auf dem Plateau bestimmt
wird. Diese der Erdkrume völHg angedrückte Pflanze wächst
zwar gesellig, aber sie lässt doch weite Räume leer, welche entweder
von Bryum elongatum und andern Moosen oder von den genannten
Erdlichenen die letzte vegetabilische Bekleidung empfangen.
Diese vier nur vom Niveau abhängigen Vegetationsstufen sind besonders
deutlich auf dem Hauglefjeld zwischen Voxlie und Röldal ausgeprägt.
Hier kann man, gestützt auf Holmboés Höhenbestimmungen
von mehreren Lokalitäten, deren Bereich etwa folgendermassen schätzen :
1) Formation der Zwergbirke 3200'—3500'.
2) - der Heidelbeere. Von der Waldregion her bis 3600'.
3) - der Alpenkräuter 3600'—4400'.
4) - der Salix herbacea 4400'— 4600'.
Wir wenden uns jetzt zu den durch eine Verschiedenheit des Bodens
bedingten Formationen der Fjelde. Wo gar keine Erdkrume liegt, sind
die Gneissfelsen doch häufig von Steinflechten bedeckt, unter denen
Lecidea geographica Fr. den bei Wei tem vorherrschenden Bestandtheil
bildet. Wenn sich in den Spalten solcher Felsblöcke Humus ansammelt,
erscheint eine rupestre Formation von Alpenpflanzen und Moosen
welche indessen nur wenige Arten zählt, und wo sie nicht besonders
vom Tropfenfall begünstigt ist, auch sehr ärmlich vegetirt. Folgende
Arten wurden von mir beobachtet, zu denen ich die Namen der wenigen
Steinlichenen setze, die ich auf diesen mühseligen Fjeldreisen zu untersuchen
vermochte.
S i l ene acaul i s L.
Draba alpina L. IV,
scandinavica Lindbl.
Saxifraga nivalis L.
cernua L, IV.
oppositifolia L. I.
rivularis L.
Jiincus trifidus L.
Agrostis rubra L.
Onoclea crispa Br.
Polypodium pliegopteris L.
R a c o m i t r i u m 1 a n u g i n o s u m B r i d,
Racomitrium sudeticum Brid. V.
B a r t r a m i a i thyphyl l a B. S.
Jungermannia julacea L.
L e c i d e a geographica Fr.
contigua Fr. var. silacea.
atroalba Ach.
Parmelia atra Ach.
ventosa Ach.
chlorophana Wahl.
Umbilicaria erosa Hoffm.
polyphylla Hoffm.
Cetraria tristis Fr.
VON HARD ANGER IN BERGENS STIFT. 41
Folgen wir nun endlich noch den reichlich bewässerten Niederuncren,
wo überall Torfsümpfe, Teiche und Seen sich bilden, wohin
von'^den schmelzenden Schneefeldern oder aus den Gletschern und vom
Firn die reinsten Kiesbäche überall hinfliessen, so treffen wir hier je
nach der mannigfaltigen Einwirkung des Wassers noch eine letzte Reihe
von Pflanzenformationen. Wo der Schnee eben geschwunden, wächst
auf dem schwarzen Humus die herrliche Peltigera crocea Wahl. Hier
träufelt das Wasser auf ausgedehnte Moosrasen herab, welche meist
aus Bryum Ludwigii Spr. oder Jungermannia julacea L. bestehen.
Mannigfaltiger wird diese Moosvegetation da, wo die Tropfen höher
herabfallen, wo die rein gewaschenen Gneissfelsen den grössern Arten
einen Befestigungspunkt darbieten. Alle diese Moose vegetiren während
des Julius und August in ausserordentlicher Fülle und Frische, sie
halten das Wasser lange zurück, wozu die kleinern zwischen Salix herbacea
wachsenden Arten gar nicht fähig sind. Daher sind die höheren
Abhänge im Verhältniss zu der grossen Masse des im Sommer gebildeten
Wassers sehr trocken, während die Gewächse des feuchten Bodens
theils durch die grossen Moose, theils durch Sphagnum vor Trockniss
stets bewahrt bleiben. Die Arten dieser Formation sind folgende:
B a r t r a m i a fontana Hedw. . Weissia acuta Hedw.
Hypnum aduncum L. Jimgerngannia uliginosa Sw.
- molle Dies. " ^chr.
B r y um Ludwigi i Spr. Marchantía polymorplia L.
DicranumsubulatumHedw. var. curvatumli.
Von hieraus wird das Wasser gleich zu Bächen aufgenommen,
deren Ufer gewöhnlich von Saxifraga autumnalis L. dicht bewachsen
sind. Diese Vegetation reicht bis zu den Niederungen herab. Die unter
ähnlichen Verhältnissen, wachsenden Arten sind :
Epilobium alpinum L.
origanifolium Lam.
S a x i f r a g a autumnalis L.
Saxifraga stellaris L.
Ranunculus reptans L.
Phippsia algida Br. IV.
In den Niederungen der Fjelde selbst, welche theils Wasserbecken
sind, theils durch Torfmoorvegetation einen Moorgrund erhalten, besteht
diese Formation aus folgenden Sumpfgewächsen:
Rubus chamaemorus L.
Epilobium palustre L.
Viola palustris L.
Stellaria cerastoides L.
Sagina procumbens L.
Montia fontana L.
Comarum palustre L,
Andromeda polifolia L.
Pinguicula vulgaris L.
Menyanthes trifoliata L.
Juncus filiformis L.
castaneus Sm.
biglumis L.
E r i o p b o r u m capitatum Host.