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584 HUMBOLDT IIM GEBIETE DER PFLANZENGEOGR. UND BOTANIK.
auch derjenigen zu fesseln wusste^ die nicht in die Fachwissenschaften
eingeweiht waren.
Mit diesem Streben, was sich ihm selbst vom Gebiete des Kosmos
erschlossen hatte zu einem Gemeingut der Bildung zu gestalten, verbindet
sich zugleich das Interesse für die Beziehungen der physischen
Welt zu den Aufgaben der Civilisation. Je länger Htimboldt in den
tropischen Ländern verweilte, wo die Natur gleichsam übermächtig für
sich besteht und die Kultur spröde zurückzuweisen scheint, desto lebhafter
fühlte er sich angeregt, ihre Entwickelungsfähigkeit in der Zukunft
nachzuweisen. Die Humanität, die sein ganzes Wesen durchdrang,
konnte er hier in seiner Weise zur Geltung bringen. Was von den Erzeugnissen
dieser prächtigen Vegetation zum Erwerb und zum Reichthum
der Nationen beizutragen fähig war, hatte für ihn eine grössere
Bedeutung als die Schönheit und Zweckmässigkeit ihrer Gestalt. Die
zunehmende Beherrschung der Quellen, welche die Natur spendet und
aus denen die Blüte der Kultur entspringt, unterscheidet unser Jahrhundert
von allen frühern Perioden der Geschichte. Von diesem eben
nach der amerikanischen Reise hervortretenden Interesse für die natürlichen
Hülfsquellen des Wohlstandes ist es ein Beweis, dass Humboldt
das statistische Werk über Mexico sogar früher bearbeitete (1808) als
die Reisebeschreibung selbst, in welcher die naturwissenschaftlichen
Beobachtungen überwiegen, aber doch, so oft sich dazu Gelegenheit
bot, ihre Bedeutung für die menschliche Gesellschaft berührt wird.
So lebte er.drei Menschenalter hindurch im Sinne seiner Zeit, deren
Bestrebungen er in mehrfacher Richtung wissenschaftlich vertrat, der
er aber zugleich als eine durchaus selbständige Natur den Stempel
seines Geistes aufgedrückt hat.
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VON RICHTHOFEN' S „CHINA."
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Wer sich der Zeit noch erinnert, als v. BucUs Werk über die canarischen
Inseln erschien und in den geologischen Forschungen der
damals Lebenden eine neue und fruchtbare Richtung hervorrief, wird
eines ähnhchen Eindrucks sich bewusst werden, wenn er die vorliegende,
1 grossartige Arbeit auch nur in ihren hervorragenden Abschnitten
durchmustert hat. Seit einer Reihe von Jahren haben die
Ideen und Anschauungen des Verfassers, die er seinen zwölfjährigen
Reisen in Asien und Amerika verdankt, den ihnen gebührenden Einfluss
auf die Geologie und Geographie bereits ausgeübt, aber sie bedurften
einer in den verschiedensten Beziehungen durchgeführten,
jedem Einwurf begegnenden Zusammenfassung, wie sie in seltener
Vollendung jetzt vor uns liegt, um des Erfolges gewiss zu sein, der
erst dadurch erreicht wird, dass die Zeitgenossen sich in ihren eigenen
Forschungen an der neu eingeschlagenen Richtung betheiligen.
In unserer Zeit ist es besonders erfreulich, zu sehen, dass das Geschlecht
derjenigen Naturforscher noch nicht ausgestorben ist, die, von
allgemeinen Gesichtspunkten ausgehend, der Wissenschaft Bahnen eröffnen
, durch welche dem Triebe zu unvermittelter Arbeitstheilung
und der dadurch bedingten Zersplitterung der Kräfte entgegengewirkt
wird. Den Epochen, die durch neue Ideen und die Aussicht auf einen
vielversprechenden Fortschritt der Naturerkenntniss bezeichnet sind,
pflegt eine Periode zu folgen, in welcher die Thätigkeit zahlreicher und
ungleich begabter Kräfte in die aufgeworfenen Fragen vertieft ist, die
sich allmählich zu einer stets wachsenden Reihe von einzelnen Aufgaben
vervielfältigen. Aber je mehr der Horizont sich erweitert, desto
1 China. Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründeter Studien^ von Ferd,
YxQih-Cxn-]. von Richthofen. Bd. i. Einleitender Tlieil, Mit 29 Holzschnitten und 11 Karten.
XLIV und 758 S. Octav (in Lexikonformat). Berlin, R-eimer, 1877.
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