
" IILUUIH
\ u
mm
-•J!l ( ••ilSt
Hiifr
•••jtinjci urn
••• .i
i'liil
hil
338 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
Thatsache der geologischen Vorzeit festzustellen vermögen, und eben
so verneint er die Zulässigkeit der Annahme einer verschwundenen
Atlantis, von welcher die canarischen Archipele übrig geblieben seien,
sondern hält diese Vorstellungen und Ungers durch Oliver's
Kritik für vollständig widerlegt. Er bleibt demnach bei der Immigrations
Hypothese stehen, die für diejenigen Gewächse unwiderleglich
ist, die in unveränderter Form den Archipelen und Continenten gemeinsam
angehören oder nur klimatische Varietäten sind. Die Schwierigkeiten,
welche in den endemischen Bestandtheilen der Vegetation liegen,
sucht er durch eine neue Hypothese zunächst für die atlantischen Archipele
hinwegzuräumen. Er weist darauf hin , dass zwischen der europäischen
Tertiärflora und der endemischen Vegetation dieser Inseln,
z. B. in den Laurineen, eine gewisse Verwandtschaft bestehe, und
nimmt daher an, dass hier die Spuren einer Einwanderung aus jener
Periode sich erhalten haben und dass, wenn die tertiären und canarischen
Formen nur ähnlich, aber nicht identisch sind, in so langen Zeiträumen
Änderungen in ihrem Bau eintreten konnten, die bei den in der Gegenwart
angesiedelten Gewächsen noch nicht zu bemerken sind. Auch
diese Hypothese, selbst wenn sie sich durch die Vergleichung der Tertiärpflanzen
mit denen der Gegenwart schärfer begründen liesse, ist
nicht im Stande, die analogen Erscheinungen auf anderen oceanischen
Archipelen, z. B. auf den Galapagos, zu erklären, und noch viel weniger
geeignet, den Unterschied der endemischen und nicht-endemischen
Inseln zu beleuchten.
Wird hingegen vom Darwinismus bei diesen Fragen ganz abgesehen,
so gewinnen die Probleme an Einfachheit. Hooker bemerkt selbst
am Schluss seiner Darstellung, dass bei der Vertheilung der Pflanzen
auf den Continenten selbst Erscheinungen vorkommen , die denen auf
den oceanischen Inseln so vollkommen analog sind, dass man es kaum
vermeiden kann, sie unter denselben Gesichtspunkt zu stellen. Dadurch
, dass man die eigenthümlichen Erzeugnisse der Inseln von den
Continenten ableitet, wird das Räthsel ihres Ursprunges nicht gelöst,
sondern nur auf einen anderen Schauplatz verlegt, wo es nicht minder
unerklärlich bleibt. Lassen wir die Entstehung der Organismen in einer
den gegebenen physischen Bedingungen ihrer Existenz angepassten
Gestaltung als ein auf dem gegenwärtigen Standpunkte der Naturforschung
unlösbares Geheimniss auf sich beruhen, so erscheint die
endemische Vegetation der oceanischen Inseln nicht wunderbarer als
der völlig übereinstimmende Endemismus Continental er Gebirgspflanzen,
die eben so wenig wie jene die Hülfsmittel besitzen, sich weiter auf dem
Erdboden auszubreiten und andere Gewächse von grösserer Fortpflan-
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 339
Zungskraft zu verdrängen. Die Erscheinung, dass die endemische Vegetation
der Inseln wirklich nur wie eine Reliquie der Vorzeit sich darstellt,
dass die Individuenzahl gegen die eingewanderten Formen immer mehr
zurücktritt, dass von manchen Arten nur noch einzelne Repräsentanten
übrig und andere bereits ganz ausgestorben sind, findet in der grösseren
Lebensenergie der zur Migration geeigneten Gewächse und darin ihre
Erklärung, dass mit der Zunahme des nautischen Verkehrs die fremden
Eindringlinge zahlreicher und mächtiger in die ursprünglichen Verhältnisse
eingreifen müssen.
Von den neuen Beiträgen zur Kenntniss der einzelnen oceanischen
Archipele, welche Hooker grossentheils aus eigener Anschauung
schöpfte, wird am Schluss dieses Berichtes die Rede sein; was sich ihm
^ zur allgemeinen Charakteristik und zur Unterscheidung von continentalen
Schöpfungscentren darbot, stellt er in folgenden Sätzen zusammen
:
I. Jede Inselflora steht durch die Einwanderungen in Beziehung
zu einem bestimmten Continent, ohne dass hierbei der geographische
Abstand allein entscheidend ist. So gehören die Azoren zu Europa,
St. Helena und Ascension zu Afrika, Kerguelens Island zum Feuerland.
Dass in den beiden ersteren Fällen Amerika, im letzteren die viel näher
gelegenen Continente Afrikas und Australiens zu der Flora keine irgend
nennenswerthen Beiträge geliefert haben, scheint Hooker eine unerklärliche
, auch^durch die Meeresströmungen und Winde nicht genügend
erläuterte Thatsache. In dieselbe Kategorie stellt er auch die analogen
Erscheinungen auf grösseren Inseln, die Absonderung der neuseeländischen
Flora von der Australiens, von wo zwar einige Gewächse
eingewandert sind, aber gerade die gewöhnlichsten Formen, diejenigen,
von denen man die Ansiedelung zunächst erwarten sollte, wie die Eucalypten
und Akazien, erst durch nautische Verbindungen, nicht durch
eigene Kräfte übertragen sind. Andere Beispiele eigenthümlicher
Trennungen und Verbindungen liefern die malaiischen Pflanzen Ceylons,
die nicht auf dem vorderindischen Festlande, nordamerikanische in
Japan, die nicht in China angetroffen werden, so wie die Einwanderung
einiger Gewächse der Grossen Sunda-Inseln nach Madagaskar, ohne
dass sie den afrikanischen Continent erreichen. Es scheint, dass
alle diese und ähnliche Thatsachen doch einer Erklärung zugänglich
sein werden, auch wenn dies jetzt noch nicht in allen Fällen darzuthun
möglich ist. Die Kenntniss der Meeresströmungen ist noch im Werden,
und dass sie in Verbindung mit den Wirkungen der Passatwinde dereinst
über diese Fragen ein grösseres Licht zu verbreiten geeignet sind,
dafür spricht der Umstand, dass fast in allen von Hooker erwähnten
'5L
'äli' Pfiliilllii:
S ii ^
m
r
rnmM
J ^
isfeil
i
l l i l l ! '