
uf 544 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
Afrikas unterscheidet sich der Kilimandjaro dadurch, dass er sehr viel
weniger europäische Formen besitzt: Hooker hcmerktj dass von den
2 2 Arten der britischen Flora ^ die Mann auf den Cameruns gefunden
hatj nichteine einzige unter IVezv^s Pflanzen enthalten ist. Ich habe
darauf aufmerksam gemacht, dass die meisten europäischen Arten der
abessinischen Flora den Ansiedelungen mit Kulturgewächsen zuzuschreiben
oder ubiquitäre Hygrophilen sind, und dass daher eine natürliche
Einwanderung von europäischen Pflanzen in die Hochgebirge der
Tropenzone an der Ostküste Afrikas nur in wenigen Fällen angenommen
zu werden braucht. Die Hebungslinie, welche sie von Abessinien
bis Kaffrarien begleitet und den Wasserdampf des indischen Oceans
an seinen Gebirgshöhen aus dem Passatwinde niederschlägt, macht es
hingegen begreiflich, dass hier Verbreitungsbezirke von Pflanzen vorkommen,
wie sie dem westlichen Afrika fast ganz fremd sind, wo die
Einwanderung vom Cap nach den Äquatorialgebirgen durch die Wüste
Kalahari gehemmt ist. In dieser Beziehung ist die Bemerkung Kirk's
in seinem Begleitschreiben zu Neiv's Sendung von Interesse, dass
diese auf ihn denselben Eindruck mache, wie die Pflanzen, welche
er auf dem Dzourba unter 1 s . Br. in einer Höhe von 8ooo' gesehen
habe.
Hooker hatte in seiner früheren Abhandlung über die Vegetation
der Cameruns gezeigt, wiesehr die europäischen Pflanzen dieses Gebirges
durch die Organisation ihrer Samen zu atmosphärischen Wanderungen
geeignet sind. Wenn er jetzt solche Wanderungen in vorhistorische
Zeiten versetzt und dabei klimatische Änderungen nach Art der
Glacialzeit voraussetzt, die auf geologische Thatsachen der Tropenzone
nicht begründet sind, so sehe ich keinen Grund, der dazu nöthigt, von
der Ansicht abzugehen, welche die gegenwärtigen orographischen und
klimatischen Verhältnisse Afrikas für genügend hält, den Austausch
der Capflora mit den ostafrikanischen Gebirgen und vielleicht selbst
den Europas mit den Cameruns zu unterhalten. Wenn auch die atmosphärischen
Bewegungen in westöstlich gerichteten Ketten, wie den
Alpen, einen allgemeineren Erfolg haben und eine grössere Anzahl
von Arten getrennter Wohnbezirke verknüpfen, so fehlt es doch nicht
an Beispielen, dass die Wanderung der einzelnen Art (z. B. von Gentiana
purpurea) in einer dem Meridian genäherten Richtung erfolgt,
mögen die Zugvögel es veranlassen, die diesen Weg einschlagen oder
der Wind, der die Luft der Polargegenden mit den Tropen in Verbindung
setzt. Diesem Verhältniss entspricht der Austausch gewisser
Pflanzen von Kaffrarien bis Abessinien und ebenso der von Westeuropa
und den Cameruns. Dabei bliebe aber die Übereinstimmung alpiner
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IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
Gewächse im äussersten Westen und Osten des tropischen Afrikas, wie
bisher, ein ungelöstes Problem.
Aus den nachgelassenen Tagebüchern Livingstonis über seine
letzte Reise [Petermamis Mittheilungen 1875 , S. 81) hebe ich die Angabe
hervor, dass die Ölpalme am Südende des Tanganyika (Liemba-
See, S. 99) ebenso entwickelt ist, wie an der Westküste, während sie
am Nyassa nur verkrüppelt angetroffen wurde.
Soyaux^ der an Güssfeldfs Congo-Expedition als Botaniker
Theil nahm, schilderte die Anordnung der Vegetationsformationen an
der Loangoküste (Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Erdkunde,
10, S. 62). Die Savanen, aus mehr als 6' hohen Gräsern gebildet,
werden hier Campinen (Campinhas) genannt, sie nehmen den grössten
Theil der Küstenlandschaft ein. Die Wälder begleiten die Flüsse und
bedecken jenseit der Savanen weithin das Land, wo es anfängt sich
bergig zu erheben, bis in unbekannte Fernen. Zu den Adansonien,
dem Baobab (hier Imbondera genannt;, gesellt sich als zweite Bombacee
derMafumeira (Eriodendron anfractuosum), den schon R, Brozvn
vom Congo erhielt und mit dem allgemein in Jamaika verbreiteten
Baum für identisch erklärte, eins der seltenen Beispiele transoceanischer
Wanderungen von Holzgewächsen, oder in diesem Falle vielleicht eine
Ansiedelung, die erst mit den Negern in Westindien erfolgte, wo der
durch seine Grösse so auffallende Stamm dem Urwalde fremd ist. In
der Physiognomie der Landschaft treten an der Loangoküste auch die
Palmen bedeutend hervor: neben der Ölpalme (Sotje oder Beba) die
Delebpalme (Borassus , hier Ntefa genannt), welche in geselliger Vereinigung
die schroffen Gehänge am Meeresufer umrahmt, in den Uferwaldungen
der Flüsse Phoenix spinosa (Biwuwu) und die stammlose
Burdaopalme (Raphia vinifera).
In einem Werke über den letzten Krieg Englands gegen dieAschantis
wird die Physiognomie der Goldküste in ihren Hauptzügen angedeutet
[Brackenbury^ The Ashanti war. Edinburgh, 1874). Drei bis
vier Meilen weit landeinwärts von Cape Coast erstreckt sich Buschwaldung
ohne höheren Baumwuchs, blüthenreich und mit mannigfaltigen
Vegetationsformen; dann folgt der tropische Urwald mit Orchideen
und Farnen, wo aber der Farbenschmuck der Blumen verschwunden
ist und das endlose Grün den Eindruck der Einförmigkeit hervorruft.
F l o r a derKalahari. — Nach Darstellung der Vegetation
des Klein-Namaqualandes (Journ. ofBotany, 1873,^5. 381; ist
das auffallendste Gewächs daselbst der Kookerbaum (Aloe dichotoma,,
dessen Krone 30' hoch wird und einen gewaltigen Umfang hat (von
gegen 12']. Unter den den Boden mit reichem Blüthenteppich
A. G r i s e b a c h , Gesammelte Schriften.
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