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150 VÍIl. Sudan.
knüpfimg von Indien und Sudan noch sehr bemerklich und wird vorzugsweise
durch Arabien, in gewisssen Fällen auch durch Madagaskar und
die Maskarenen vermittelt. Die Verbindungen mit Amerika sind, entsprechend
dem Mangel solcher Zwischenglieder, von weit geringerer
Bedeutung und fast nur auf Litoral-und Wasser-Pflanzen beschränkt.
Solche Ansiedelungen lassen sich auf die senegambische Verzweigung
des Golfstroms zurückführen und sind also in entgegengesetzter
Richtung, wie die asiatischen, von Westen nach Osten vor sich gegangen.
Diese amerikanischen Bestandtheile der Flora von Sudan
zeichnen sich durch den Standort in der Nähe der westlichen Seeküste
aus, sie überschreiten deren Terrassenerhebung nicht . Im
Innern dagegen werden die indischen Arten in demselben Grade
häufiger, als die amerikanischen verschwinden.
Von den übrigen Verbindungen mit anderen Vegetationscentren
sind nur die mit dem Kap-Verden und mit Madagaskar von Bedeutung.
Aber bemerkenswerther sind einige Fälle des Vorkommens
europäischer und südafrikanischer Gewächse auf den Gebirgen
Sudans. Zwar ist die Anzahl der europäischen Pflanzen daselbst
beträchtlich, sie beträgt in ßichard's abessinischer Flora 6 und
steigt sogar am Camerún auf 11 Procent. Aber nur wenige Arten
bleiben in Abessinien übrig, wenn man die durch den Ackerbau verbreiteten
und die Wasser- und Sumpfpflanzen abrechnet . In der
oberen Region des Camerún findet sich zwar kein Anbau, aber dieselben
Kräfte, welche den Endemismus Abessiniens nnd der Gebirge
an dem Meerbusen von Guinea verknüpften, können auch auf die
eingewanderten Pflanzen gewirkt haben. Die Wiederkehr von
Pflanzen der gemässigten Zone auf tropischen Gebirgen ist an sich
selten, und dies ist begreiflich, weil zwar gleiche Mittelwärmen,
aber nicht die übrigen klimatischen Einflüsse wiederkehren. Auf
den Anden und anf den Gebirgen von Java fehlen mit seltenen Ausnahmen
die Pflanzen hoher Breiten. Nur bei verringertem geographischen
Abstände, wie auf den Nielgherries, oder durch Verbindung
der Hebungslinien, die den üebergang erleichtert, werden solche
Wanderungen häufiger. Die abgesonderte Lage Abessiniens erscheint
wie eine imüberschreitbare Schranke der natürlichen Ansiedelungen
vom Norden her. Und doch wissen wir, dass manche
europäische Zugvögel bis in die äquatorialen Gegenden Afrikas
Europäische Pflanzen in Sudan. — Verhältniss zur Kapflora. ] 51
gelangen. Einige wenige auffallende Beispiele von Verbreitungsbezirken,
die durch weite Lücken unterbrochen sind, nöthigen also
auch in diesem Falle nicht durchaus, die Entstehung derselben Art
an verschiedenen Punkten der Erdoberfläche vorauszusetzen. Von
den 27 europäischen Pflanzenarten , welche Mann auf den Gebirgen
an dem Meerbusen von Guinea und zwar sämmtlich in Höhen
über 7000 Fuss gefunden hat, führt Hooker an, wie sie fast ohne
Ausnahme durch ihre Organisation zur atmosphärischen Wanderung
geeignet sind_, 6 durch hakenförmige Organe, die sich leicht dem
Gefieder der Vögel anhängen, 18 durch Kleinheit des Samens, eine
Art als Wasserpflanze, eine mit Beeren nnd langer Dauer der Keimkraft.
Kein Holzgewächs ist darunter; nur drei sind bis jetzt nicht
auch zugleich in Abessinien angetrofl'en. In der Gebirgsflora Abessiniens
finden sich zwei Sträucher als einzige Vertreter europäischer
Holzgewächse, von denen aber das eine vielleicht durch Kultur dahin
gelangte, und so bleibt als räthselhaft nur eine Erika übrig {E, arbórea)
, die zu den gewöhnlichsten Erzeugnissen des Mediterrangebiets
gehört. Nach den klimatischen Bedingungen, unter denen
sie steht, ist es denkbar, dass sie sich über Syrien nach Arabien und
von da nach Abessinien verbreitet hat, allein nach Fresenius soll sie
eine von der europäischen verschiedene Art sein {E. acrophya).
Von Kappflanzen sind in ßichard's abessinischer Flora 29 Arten
aufgezählt, von denen aber einige (z. B. Podocarpus elongatus Rieh.)
nicht identisch zu sein scheinen. Immer wird aber eine Reihe von
H o l z g e w ä c h s e n übrig bleiben, die am Kap und zugleich auf den
Gebirgen Abessiniens einheimisch sind. Es ist abzuwarten, ob nicht
die Gebirgsterrasse längs der afrikanischen Ostküste eine Aufklärung
über die Wanderung dieser Arten geben wird. Am Camerún sind
noch viel weniger Kappflanzen angetroffen , unter denen ein Baum
mit Beerenfrüchten [Hex) am meisten auffällt. Auch die vereinzelten
Fälle des Wiederauftretens von Pflanzen der Ma s k a r e n e n u n d Madagaskars
auf diesem Gebirge und in Fernando Po werden vermuthlich
durch weitere Forschungen in den südlichen Theilen Afrikas erläutert
werden.
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