
402 XTX. Brasilien.
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Breite drei Abschnitte aus einander gehalten, das nördliche Flacliland
(3 — 15 im Fransciskothal — 20*»), das mittlere Tafelland (15
bis 23'') und die südlichen Landschaften jenseits des Wendekreises
(23—30<>S. B.). In den nördlicher gelegenen Campos herrschen,
wie in den Llanos diesseits des Aeqnators, die Savanengräser
mit ihrem ungeschlossenen Rasen, der rasch in der trockenen Jahreszeit
gelb wird und aus dem sich einzelne Säulencactus - Stämme erheben.
Auf dem Tafellande nimmt mit der Erhebung des Bodens
die Menge farbenreicher Stauden zu (namentlich von Melastomaceen
und Gentianeen) ; es treten die Vellosien aus der Reihe der Liliaceenbäume
auf; statt der Cereen zeigt sich die Form der kleineren Melonencactus:
die Gesträuche und Waldformationen sind beiden Abschnitten
der Cami30S gemeinsam, aber aus verschiedenen Bestandtheilen
zusammengesetzt. Den Savanen endlich des Südens sind die
fast unvermischten Waldbestände der Araucarien eigen {A. hrastlie^
ists), die Pinheiros, welche vereinzelt noch bis Minas Geraes bemerkt
werden (18 — 30 ** S. B.). Dieser Conifere entspricht der
in den höheren Breiten wachsende Temperaturuntersclüed der Jahreszeiten,
der jedocli selbst an der Südgrenze der brasilianischen Flora
niclit über (5 R. beträgt'-^i). Zwischen dem Tafellande und seiner
nördlichen Abdachung zum atlantischen Meere aber lassen sicli keine
andere klimatische Verschiedenheiten nachweisen, als diejenigen,
die von dem Niveau abhängig und nach Massgabe des wechselnden
Reliefs doch nicht bedeutend sind. Der eigenthümliche Charakter
und der grössere Reichthum der Flora in den Hochlanden ist vielmehr
eine Folge der unregelmässigeren Bildung der Oberfläche und
dos häufigeren Wechsels der geognostischen Unterlage, als des külileren
Bergklimas. Auf dem vielfach durch Flüsse eingefurchten und
zu höheren Kuppen und Hochebenen gehobenen Tafellande von
Minas Geraes, sowohl auf den offenen als den mit niedrigem Gebüsch
bewachsenen Campos (18 o — 20 ^ S. B.) ist die Mannigfaltigkeit
der Vegetation zum höchsten Masse gesteigert. Diese Gegenden beschreibt
G a r d n e r a l s einen reichgesehmückten, unermesslichen
Blumengarten, wo nach den langen Wanderungen dieses Reisenden
jede Pflanzenart ihm neu, jede schöner und seltener erschien, als die
andere. Nach seinen Angaben muss man annehmen, dass auch hier
die Vermischung der Arten um so mehr gehindert ist, je höher das
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Pantaiials. — Gross Chaco und Paraguay. 4ü3
iiiveau ansteigt nnd die ITölien diircli tiefere Einschnitte abgesondert
werden.
Nacli Westen erstrecken sich die Campos durch die Provinz
Mattogrosso bis zu den Zirfliissen des Paraguay nnd Madeira 22), wo
die sumpfige Niederung von Cuyaba nur 4 60 Fuss über dem Meere
liegt. Hier treten wieder, wie an der Küste, auf's Neue Urwälder
mit tropischer Ueppigkeit des PflanzenWuchses auf, welclie die Mei'idianzonen
der Pantanals bilden. Während der höher gelegene
Thalweg des Fraucisko in Minas und Bahia von Catingas begleitet
wird, erinnern diese Pantanals an die Wälder der Hylaea und verdanken
ihre Eigenthümlichkeit, ebenso wie dort, dem iiiessenden
Wasser, welches sie befeuchtet. Wie im Igapo scheint das Baumdickicht
in die Flussbetten selbst einzudringen, indem die Stämme
zu Zeiten in das Wasser eintauchen, und dem Schlamme entsprosst
dasselbe Rohrgras, wie am Amazonas [Arundo saccharoides). Durch
den Madeira also, dessen grössten Nebenfluss, und durch den Paraguay
dringt die Flora der Hylaea tief in den Süden Brasiliens ein,
die Formationen des Waldes wenigstens sind die nämlichen, aber
ihre Bestandtheile wechseln allmälig, manche Nutzhölzer'des Amazonas
sollen am Guapore (1 3 S. B.) aufhören 20). Uass es nicht das
Klima, sondern die Bewässerung des Bodens sei, wodurch die Pantanal
Wälder sich von den Campos absondern, geht daraus hervor,
dass diese auch noch jenseits des Paraguay in der bolivischen Provinz
Cliiquitos bis zu d^n Vorbergen der Anden, zonenförmig mit den ersteren
wechselnd, wiederkehren.
Schärfer bestimmt und ohne dass der physische Charakter des
Tieflands an den zum Rio de la Plata strömenden Flüssen sich wesentlicli
ändert, ist die Südgrenze der Pantanals [21 <'S. B.22^]^ übeiwelche
hinaus die palmenreichen, liöchstens 5 75 Fuss über dem
Meere gelegenen Ebenen von Gross-Chaco und das waldige, mit
offenen Grasflächen wechselnde Hügelland von Paraguay den Raum
zwischen den Anden und dem südlichen Tafellande Brasiliens fast
vollständig ausfüllen. Schon am Rio Grande de Chiquitos, einem
bolivisclien Nebenflüsse des Madeira, hören die Campos mit ihren
Holzgcwächsen auf (I8OS. B.). Die offenen Gegenden bestehen
nun nur aus Gräsern und Stauden und werden von den liinwohnern
nicht mehr Campos, sondern Pampas genannt, wenn sie gross sind,
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