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398 XIX. Brasilien.
iuis£?eprägt wird. Die Früliliiigsmoiiate (September bis November)
werden in Kio mit derselben Selmsucht erwartet wie in Deutschland
der Mai.
Im Norden begegnen wir erst in der Breite von Pernambuco
(8^'S. B.) einem klimatischen Wendepunkt, wo die Biegung der
Küste nach Nordosten anhebt und die Serra do Mar sich zu vereinzelten
Bergzügen auflöst. In diesem Abschnitt der Küstenlandschaften
sind die regenlosen Perioden von der nassen Jahrszeit, wie
hn Inneren, scharf abgesondert und eben von der Mündung des Rio
Francisko (lO^» S. B.) bis Maranhao (3 S. B.) dehnen sich die
Campos bis zum atlantischen Meere selbst aus^^^). Ganz anomal
verhält sich das Klima von Pernambuco selbst, es ist dies die einzige
Landschaft Brasiliens, wo die Niederscliläge im südhemisphärischen
Winter eintreten [April bis August i ')]. Die Ursache scheint darin
zu liegen, dass eben in dieser Breite die Küstenkette unterbrochen
ist und das heissere Klima des Sertao von Piauhy zur Zeit des Zenithstandes
der Sonne als ein Wärmecentrum aspirirend auf den Seewind
einwirkt, der auf dieser Balm seine Temperatur erhölit und dadurcli
den Niederschlag an den Küsten verhindert, während im Frühling
und Winter dii^ benachbarten Bergketten durch den Passat getroffen
werden.
Im Bereiche der Oampos wird die trockene Jalirszeit überall,
wo der Erdboden die Feuchtigkeit verliert, von einem Winterschlafe
des Pflanzenlebens begleitet. Am deutlichsten zeigt sich dieser Einfluss
in den Catingas, jenen eigenthümlichen und liier weit verbreiteteten
SavanenWäldern, die periodisch ihr Laub abwerfen. Wenn
in Minas Geraes die Regen nacli sechsmonatlicher Dauer im Februar
aufiiören, fangen die Blätter an abzufallen und im Juni sind die
Bäume fast völlig nnbelaubt . In dieser Jahrszeit hat der Wasserznfluss
zum Gewebe aus dem ausgedörrten Boden aufgehört, aber
auch die Niederschläge der Regenperiode, deren Masse oft sehr bedeutend
ist, scheinen an vielen Orten minder stetig zu erfolgen,, als
in den Küstenlandschaften. So oft die Bewegungen der Atmosphäre
nachlassen, können die Wolken in den Sonnenstralilen' sich wiedeiauflösen.
Wenn, demnach die Regenzeiten in den Campos niclit
überall von gleicher Intensität sind oder mit kürzeren Perioden heiteren
Wetters abwechseln, so ist doch ihre Dauer im Allgemeinen
Campos. 399
länger, als die Sonne in der Nähe des Zeniths steht. Dies hat darin
seinen Grund, dass durch die Erliitzung des unbeschatteten Bodens
auch im Tafellande Brasiliens schon Monate lang vorher Wärmecentren
entstehen können, welche den nordhemisphärischen Passat nach
Süden treiben. Denn die Regenzeiten sind von nördlichen Winden
b e g l e i t e t w e l c h e dem südlichen Passat entgegen wehen, und, wo
beide sich begegnen, werden eben die aufsteigenden Luftströme erzeugt,
die den Niederschlag veranlassen. Stets folgen die ersten
Regen, wie in Indien, der Zeit, wo die Wirkung der Insolation bei
unbewölktem Himmel am grössten ist. Die Dauer der Niederschläge
ist nicht von der geographischen Breite, sondern von der plastischen
Gestaltung der Liindschaften abhängig. In Goyaz tritt unter dem
sechzehnten Parallelkreise, wo die Sonne erst Ende November in
den Zenith tritt und Ende Januar dahin zurückkehrt, die nasse Jahrszeit
schon im September ein und dauert bis zum April 1-») : unter derselben
Breite währt sie im Sertao von Minas Novas nur vom December
bis zum Mai i'i). In Piauhy fallen zu Oeiras (7 " S. B.) die ersten
Niederschläge im Oktober, wenn die Sonne zum ersten Mal im Zenith
steht, aber die eigentliche Regenzeit beginnt erst zu Anfang Januar,
zwei Monate früher, als sie dahin zurückkehrt, und nun erst liält sie
stetig bis zum Mai ani'"^). Nach anderen Angaben rechnet man unter
dem zwölften Breitengrade auf die nasse Periode die Zeit vom Oktober
bis zumAprilis)^ und noch jenseits des Wendekreises in S.Paulo
ebenfalls die Monate von Oktober und November bis zum März oder
April'«). Im Allgemeinen kann man annehmen, dass in den meisten
Gegenden der Campos die vegetative Entwickelung mindestens sechs
und Jiöchstens acht Monate durch die Niederschläge unterhalten wird,
wodurch den Catingas und den zerstreuter waclisenden Bäumen viel
bessere Bedingungen des Wachsthums, als in den Savanen anderer
Tropenländer, zu Theil werden.
Weit merkwürdiger, als die frühzeitige Entstehung von Wärmecentren
in den Campos ist eine physiologische Beobachtung, welche
schon Humboldt in den Llanos von Venezuela mitgetheilt J^) und
Saint-Hilaire in Minas Geraes bestätigt hatis). Sie besteht darin,
dass das Laub gewisser Bäume früher ausschlägt, als die ersten
Niederschläge beginnen, zu einer Zeit, wo noch nichts in der unorganischen
Natur das Herannahen der Regenwolken ven-ätli. In Ve-
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