30(3 XIV. Kaliforoisches Kiistens:ebiet. Laubholzer. 307
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Flora (lie Wellingtouia oder der Mammuthbaiim der Sierra Nevada
hervor {Sequoia gigantea], die grösste Coüifere der Erde, deren Höhe
an die höchsten menschliclien Bauwerke, an den Strassbiirger Münster
und selbst an die ägyptischen Pyramiden hinanreiclit. Nach den
ersten Nacliricliten^^) über die Entdeckung des Mammntlibaums, die
an den Nebenflüssen des S. Joaquim, in der oberen Waldregion des
kalifornischen Abhangs der Sierra Nevada (38^' N. B.) stattfand,
wurde die Höhe desselben zu 280 Fuss (300 Fuss engl.) angegeben,
und dies kann auch jetzt als das Durchschnittsniass seines seukrechten
Wachsthums gelten. Spiiterhin aber hat Bigelow-') einen
Stamm untersucht, der unterhalb der Krone schon ebenso hoch Avar
und dessen Hölie er, diese eingerechnet, auf 420 bis 470 Fuss
schätzte. Die einzigen bekannten Beispiele eines gleich hohen
Wachsthums sind, wie bei Australien angeführt wurde von einzelnen
Individuen eines Eukalyptus [E. amygdalina) in Viktoria bekannt
geworden, von denen F. Müller bemerkt, dass sie die Pyramide
des Clieops zu beschatten vermöchten. Allein die Mittelgrösse der
Dimensionen ist bei den Wellingtonien weit bedeutender, als bei diesen
liukalypten. Anfangs wurden auf der Sierra Nevada nur wenige
Individuen des Riesenbaums und nur an einem einzelnen Standorte
angetroffen, in der sogenannten Mammuthschlucht, im Quellgebiete
der Flüsse S. Antonio und Stanislaus. Hier Avuchsen nur etwa
300 Stämme, einzeln oder in kleinen Gruppen aus dem übrigen
Nadelwalde hoch emporragend. Später aber hat Brewer i') weiter
südAvärts (36<^—37^» N. B.) grosse Bestände am westlichen Abhango
der Sierra Nevada aufgefunden, wo sie in der Kegion von 47 00 bis
0500 Fuss in grosser Zahl dem Walde beigemischt vorkommeiK
Hier, wo man Hunderte a^ou Mammutlibäumen zu gleicher Zeit erblicken
konnte, hatte der stärkste Stamm, der jedoch nur 260 Fuss
hoch war, vier Fuss über dem Boden einen Umfang von 99 Fuss.
Bigelow fand den Stammdui'clunesser jenes höchsten Mammuthbaums
sogar 34 Fuss stark, beträchtlicli dicker, als die grössten Jiukalypten
Avaren, von denen Müller berichtet (etwa 25 Fuss), und deren Holzmasse
daher viel geringer ist. Die Kosten, einen solchen Baum zu
fällen, betrugen nach den dortigen Preisen 550 Dollars, lieber das
Alter der liöchsten Stämme siiu] die Naclirichten nocli ungewiss, das
Wachsthum scheint langsam vor sich zu gehen, Avenn auch das Holz
leicht ist. Lindley scliätzte bei den grossen Wellingtonien der Mammuthschlucht
die Zeit ihres Bestehens auf 3000 Jahre, Torrey zählte
an einem Stamm von nicht ganz 13 E'uss Durchmesser über 1100
Jahresringe: das durchschnittliche Dickenwachsthum würde also in
diesem Falle nur etwa 2 Linien betragen.
Dem Mammnthbanm reihen sich mehrere andere kalifornische
Coniferen an, deren Wachsthum ebenfalls zaungewöhnlichen Dimensionen
gesteigert ist und die zum Theil an der BeAvaldung der Sierra
Nevada einen grösseren Antheil nehmen. Die zweite Art derselben
Gattung, der Hothholzbaum [Seqiioia sempervirens: redtcood) misst
2—300 Fuss, ebenso hoch wird die durch ihr süsses Harz ausgezeichnete
Zackerkiefer iP. Lambertiana), die ZAvar nur einzeln vorkommt,
aber weithin, bis zu den Rocky Mountains verbreitet ist
(45 —35^*N. B.). Eine der kalifornischen Tannen , welche auch
das Oregongebiet erreicht [P, nobilis) Avird ebenfalls 200 Fuss hoch.
Auch wurde bereits früher bemerkt, dass in der Zone der Oregon-
Tannen andere nicht minder hohe Coniferen Avachsen: nur dem
Mammuthbaume stehen sie sämmtlich nach.
Die übrigen Vegetationsformen Kaliforniens schliessen sich in
der Bildung iiirer Ernährungsorgane eug an die europäische Mediterranflora
an. Bei der Entlegenheit der beiden Westküsten des
atlantischen und stillen Meers und der Unmöglichkeit einer Verbindung
derselben durch Wanderungen in der Gegenwart oder in der
Vorzeit ist in diesem Verhältniss ein deutlicher Beleg enthalten, in
wie Aveit die vegetative Entwickelung von den klimatischen Lebensbedingungen
abhängig ist. Bei den Laubhölzern erstreckt sich die
üebereinstimmung auch auf die systematische Stellung der kalifornischen
Gattungen, bei den Sträuchern und Stauden ist dieses nicht
oder doch nur selten der Fall. Unter den Succulenten begegnet uns
auch hier die Cactusform, die sich am Mittelmeer nur durch Ein-
Avanderung festgesetzt hat: die oberkalifornischen Arten sind von
den jenseits der Sierra Nevada wachsenden sämmtlich verschieden
Von einigen Mediterranformen fehlen in Kalifornien die Vertreter, so
die Zwergpalmen, indem an der Westküste Nordamerikas die Palmen
uiul iiberliaupt die meisten tropischen Familien den Wendekreis
nicht oder nur Aveuig iibersclireiten. Im Ganzen sind die Vegetations-
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