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320 XV. Mexikanisches Gebiet.
Dus Hochland des tropischen Mexiko — B . ) wird
uacli seinem durchsclinittlichen Niveau (() — 8 0 0 0 Fuss) von den
Einwohnern grossteutlieils zu ihren kalten Landschaften gerechnet,
was jedoch, da die Jahreswärme in der 7000 Fuss hoch gelegenen
llaaptstadt beinahe beträgt, also Avenigstens ebenso hoch
steht, wie in Neapel, keine den europäischen Begriffen entsprechende
A^'orstellung vom Klima gewährt. Nach dem geringen Unterschiede
der Jahrszeiten, der den Sommer vom Winter nur um fünf Wärmegrade
scheidet, ist indessen auch keine Vergleichung mit dem italienischen
Klima zulässig, der Sommer ist kaum wärmer, als in Paris.
In dieser Breite wird die Temperatnrkurve flach, weil die Insolation
zu jeder Zeit kräftiger wirkt, als die nächtliche und winterliclie Ausstrahlung.
Die Ausdehnung der weiten Hochebenen ist so gross,
ihre Fläche so wenig durch die Thäler und Niederungen eingefurcht,
dass, einer solchen Massenerhebung entsprechend, die senkrechte
Abnahme der Wärme sich verlangsamt^^').
In weit höherem Grade aber, als durch die Temperatur, wird
die Vegetation durch die Dürre des Plateauklimas beeinflusst. Iiier
haben die vom Golf wehenden Winde ihre Feuchtigkeit verloren, und
die Zenithregenzeit, welche vom Juni bis September^) dauert, ist
nicht überall hinreichend ausgebildet, um die Fruchtbarkeit des Bodens
zu verbürgen. In dem Vegetationscharakter, wie in dem Zeitpunkt
der Niederschläge ist das Hochland den südlichen Prairieen
ähnlich, von denen es sich durch die höhere Gleichmässigkeit der
Temperatur unterscheidet. Es kommen fast wüste und noch häutiger
baumlose Strecken vor^), und mit ihnen auch hier Salz führende
Ilochsteppen, wo die dürftigen Gewässer keinen Ausgang
linden und in Landseen verdunsten. Unier dem Einflüsse jedoch
der der Hochebene ausgesetzten Gebirge und der von ihnen
nusgelieiiden Bewässerung ist ein grosser Theil des Hochlandes
fruchtbar genug, um Bewaldung und den Anbau der Cerealien
zuzulassen. Die Kultur der Agaven (des Maguey) ist ausgedehnt
und dadurch physiologisch merkwürdig, dass das Ausströmen
des Safts aus der Schnittwunde, aus welchem ein geistiges
Getränk (der Pulque) bereitet wird, mehrere Monate fortdauert
, nachdem der Zweck dieser erhöhten Lebensäusserung
durch Entfcrnuii;r dos Blüthenschafts beseitisTt wurde. Auch dem
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Mexikanische Hochebene. — Pacifische Zone. 321
Oelbanm, dem Morus und der Kebe entspricht das Klima des
Hochlandes . I
Die Hochebene ist durch die Erhebungslinie am Golf so vollständig
klimatisch abgeschlossen, dass die Vegetation der inneren
von der äusseren Abdachung stets vollkommen abweicht^). Nur die
Wälder bestehen auch hier, wie in den Waldregionen der Kordillere,
aus Eichen und Nadelhölzern. Die übrigen Foiniiationen gleichen,
,wenn auch ihre Bestandtheile durchgehends geändert sind, doch
physiognomisch den südlichen Prairieen. Die CacLus- und Agavenform
giebt nebst den dornigen Mimoseensträuchern auch hier der
Vegetation ihren Ausdruck : für die Bildung tropischer Savanen
ist entweder die Temperatur zu niedrig oder die Bewässerung nicht
ausreichend.
Die pacifische Abdachung des mexikanischen Hochlandes ist
weniger einfach gebaut, als die schmale und stärker geneigte Golfzone.
In der westlichen Andenkette unterschied Ilnmboldt^') vier
grosse, terrassenförmig geordnete Längsthäler, die man, von Pass
zu Pass fortschreitend und bald in die gemässigte und heisse Landschaft
liinabsteigend, auf dem Wege von der Hauptstadt nach Acapulco
(17^ N. B.) quer durchschneidet. Gegen die Golfzone steht
der lieichthum der Flora zurück, da nur kürzere Zenithregen eintreten
und ein geringeres Mass von Feuchtigkeit den Boden benetzt.
Ein Wald, so üppig und formenreich, wie am Orizaba, ist hier nicht
anzutreffen, und zugleich werden die Höhengrenzen der Waldregionen
in ein tieferes Niveau herabgedrückt. Die Nadelhölzer, die nach
Humboldt's Beobachtung 1) am Golf nicht unter 5700 Fuss herabsteigen,
beginnen über der Küste von Mazatlan (19^ N. B.) schon
bei 3000, die Eichen bei 2000 Fuss^s).
Diese Depi'ession der Niveaus gleicher Vegetationsformen, wodurch
die Ausbreitung des Tropenwaldes gehemmt wird, ist eine
allgemeine Erscheinung an der pacifischen Abdachung Mexikos und
Mittelamerikas überhaupt, bis zum Isthmus von Panama Avard sie
nachgewiesen. Auf dem Viejo, einem Vulkan Nicaraguas an der
Fonseca-Bai (IS^N. B.), dem südlichsten Punkte, bis zu dem an
dieser Küste die-Nadelhölzer (in der Form von Kiefern) beobachtet
worden sind,, fand Oersted dieselben ebenfalls schon bei 3000 Fuss
Höhe, die Eichen steigen daselbst bis 1500-Fuss herab'. Man kann
üi'isel)acli, Vogetation der Erdo. II. 21
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