64 VI. Indisches Mousim^ebiet. Absonderung der Vegetationscentren, 65
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iinter dem Einfluss des Nordwest- und Südostmonsuns, der die Axe
der Insel unter einem spitzen Winkel trifft und ihren Gebirgen entlang
weht. Die Wolkenhülle wird daher an den javanischen Gebirgen
minder dicht sein, weil sie den Seewinden weniger ausgesetzt
sind und nicht so viel Wasserdampf aus ihnen niederschlagen können.
Borneo und Celebes sind zu wenig bekannt, um sie mit den westlichen,
Sunda-Inseln sicher vergleichen zu können. Dass auf dem
Kina-Balu in Borneo über dem Junglewalde eine Region von Sträuchern
sich gefunden hat, ist eine Folge von der steilen Beschaffenheit
des Gipfels. Auch an den Vulkanen Javas sind die Ericeenbäume
klein (bis 25 Fuss hoch), wenige Fuss über dem Boden schon verzweigt
und mit Gesträuchen vermischt.
Die Gebirge der Philippinen 53) giud dadurch merkwürdig, dass
im nördlichen Theil von Luzon, so weit hier die Wälder sich erhalten
haben, eine Kiefer {Pinus insularis) in grössern und einfachen Beständen
wächst, durch welche die Farnbäume, die Bambusen und
die tropischen Pflanzenformen überhaupt zu einem ungewöhnlich
tiefen Niveau nach abwärts gedrängt werden (bis 2200 , an andern
Orten bis 3500 Fuss). Einzeln finden sich diese Nadelhölzer schon
innerhalb des Tropenwaldes selbst (bis 1700 Fuss), wie dies j a auch
am Himalaja und auf den malayischen Halbinseln bei den dort einheimischen
Arten der Fall ist.
Yegetatioiiscentren. Die auf den Endemismus sich beziehenden
Fragen sind für den kontinentalen Theil der indischen Flora
von Hooker und Thomson ßO) so vielseitig beleuchtet worden, dass
wir die allgemeineren Ergebnisse dieser Naturforscher hier nur vergleichend
zusammenzufassen und mit Rücksicht auf den Archipel zu
ergänzen haben. Der Reichthum des tropischen Asiens an eigenthümlichen
Erzeugnissen nähert sich dem Südamerikas, das einförmige,
afrikanische Sudan steht weit gegen diese beiden Kontinente
zurück. Die Zahl endemischer Arten im Verhältniss zu dem Gesammtumfange
der Grundfläche ist mit Ausnahme des Kaplandes
unter allen Floren der alten Welt im Monsungebiete die grösste.
Nach einer freilich noch sehr unbestimmten Schätzung «O) dürfte die
indische Flora gegen 20000 einheimische Arten zählen, von denen
vielleicht kaum ein Viertel auch noch auf andere Länder übergehen
mag. Der Umfang des Monsungebiets beträgt etwa 150000 g.Quadratmeilen
und steht um die Hälfte dem tropischen Amerika und um
ebenso viel dem tropischen Afrika nach. Der Endemismus, nach
dem Verhältniss der eigenthümlichen Arten zu der Grösse der Kontinente
beurtheilt, scheint im tropischen Amerika nicht erheblich von
dem des Monsungebiets abzuweichen und übertrifft in beiden Fällen
den der gemässigten Zonen. Das entgegengesetzte Verhältniss finden
wir in Afrika, wo die Kapflora bei Weitem reicher ist, als ein
tropisches Areal von gleicher Grösse.
Allein die Vertheilung der Vegetationscentren ist im tropischen
Asien völlig verschieden von der des tropischen Amerikas. In beiden
Kontinenten steht die durch das Relief bedingte Mannigfaltigkeit
der klimatischen Bedingungen mit dem Reichthum der organischen
Bildungen in nächster Beziehung, aber, da die Wanderang der
Pflanzen durch den kontinentalen Zusammenhang am meisten befördert
wird, so haben sich die ursprünglichen Centren in dem indischen
Archipel weit mehr gesondert erhalten, als in Südamerika. So findet
Miquel6^), dass von den Gewächsen Sumatras beinahe die Hälfte
(46 Procent) bis jetzt in Java nicht gefunden worden ist. Eine ähnliche
Absonderung endemischer Pflanzen ist im tropischen Amerika
nur von Cuba bekannt. Auf den beiden indischen Halbinseln dagegen
und namentlich in Hindostán sind die Wohngebiete der einzelnen
Arten weit grösser, als sie in Südamerika zu sein pflegen, wo
das Klima durch das Relief des Bodens und durch die Lage zu beiden
Seiten des Aequators zu bestimmteren Abschnitten gegliedert
ist. Die Räume, welche in Ostindien ähnliche Klimate trennen, sind
minder gross und konnten daher durch die Pflanzenwanderung leichter
überschritten werden.
Die Mannigfaltigkeit der Arten ist im tropischen Asien auf
engeren Räumen selten so bedeutend, wie man aus ihrer Mischung
in weiten Wohngebieten und aus dem Reichthum der ganzen Flora
schliessen möchte. Allein dies scheint ein allgemeiner Unterschied
der tropischen von den pflanzenreicheren Gegenden der gemässigten
Zonen zu sein und mit der überwiegenden Anzahl der Holzgewächse
in Verbindung zu stehen, deren Raumbedürfniss doch zu gross ist,
als dass es durch den gemischten Baumschlag und durch die mannigfaltigeren
Epiphyten ausgeglichen würde. Hooker meint, dass vielleicht
mit Ausnahme des Khasia und einiger anderer Gebirgsiand-
Gri s e b a c h , Vegetation der Erde. II. 5 \
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