
Wenn es auch im Allgemeinen als Regel gelten kann, von dem Zahm
bau auf die Nahrung zu scliliessen, so darf es doch nicht so unbedingt
geschehen ? wie es gewöhnlich der Fall ist. W ir haben schon
bei den Handflüglern gesehen, dass unter den sogenannten Insectivora
mehrere vegetabilienfressende Arten Vorkommen; dies gilt auch von
den fleischfressenden Beutelthier.en, unter denen, wir einige beobachtet
haben, die ausschliesslich von Pflanzen leben, obgleich ihr Zahnsystem
von dem der übrigen, von animalischer Kost lebenden, nicht im mindesten
abweicht.
1. Genus. I53IB1ELIP9ITS© Lin.
Form, dent.: dent. incis. x» dent. lan. yrri, dent mol. |f4.
Der Kopf ist ziemlich schmal und lang, die Schnauze spitzig,
die Nasenkuppe nackt, das Maul "weit, die Ohren gross, rundlich und
schwach behaart, das Auge ist stark convex, besonders zum Sehen bei
Nacht geeignet. Der Körper is t '.schlank, bei den grösseren Arten
untersetzt; der Schwanz ist bald länger, bald kürzer als der Körper,
an der Wurzel immer behaart, nach der Spitze zu dünner, nackt und
schuppig. Die Füsse sind niedrig und haben fünf freie Zehen. Die
Sohlen sind nackt und länger als die Zehen. Der Daumen der Hinter-
fusse Steht ab, kann den übrigen Zehen entgegengesetzt werden und
trägt keinen Nagel. Die Nägel sind kurz, comprimirt und gebogen.
Die Weibchen haben bei einigen Species am Hinterbauche einen Beutel,
in dessen Höhlung an der Bauch wand die Zitzen sitzen, bei andern
nur zwei seitliche Hautfalten, welche der Länge nach den hintern
Theil des Unterleibes einnehmen; diese Vorrichtungen haben den Zweck,
die unreif zur W e lt gebrachten Jungen als zweiter Fruchthalter aufzunehmen;
sie werden in dieser Funktion durch zwei eigentümliche
Knochen unterstützt, die von den Schaambeinen nach vorn zur Bauchwand
laufen. Das Sero tum hängt vor dem Penis.
Im Oberkiefer sind die beiden mittleren Schncidezähne kleiner als
die übrigen; alle stehen im Bogen, Die Eckzähne sind stark comprimirt
und gebogen. Der erste Lückenzahn ist klein, abstehend; die
beiden folgenden gleich gross; alle sind doppelwurzelig, comprimirt und
spitzig. Die Mahlzähne sind schmäler und haben einen innern und
zwei äussere dreiseitige Zacken. Der hinterste ist abstehend und
schmäl .r als die übrigen.
Im Unterkiefer sind die Schneidezälme stark nach vorn gen t
und stehen ebenfalls im Bogen. Die Eckzähne sind kleiner als die
oberen. Der, erste und dritte Lückenzahn sind beinahe gleich gross,
der mittlere ist grösser; sie sind wie die obern zweiwurzelig. Die
Mahlzähne sind schmal, der vordere grössere Theil ist dreizackig, der
hintere, kleinere niedrig und eingekerbt.
Linné hat dieses Genus nach dem innern und äussern Fruchthalter
im Syst. Nat.‘ 1735 Didelphys genannt. Illiger Prodr. 1811 trennte
von demselben eine Art, bei der die Zehen der Hinterfdsse durch eine
Schwimmhaut verbunden sind, und benannte sie Chironectes. Es ist
vorauszusehen, dass bei der immer mehr wachsenden Wuth, neue Genera
zu machen, auch Didelphy^in zjwei Gattungen zerfallen werde,
besonders wenn zu unbedeutenden Abweichungen im Zahnbau die Beschaffenheit
des Pelzes, die Grösse und die Form des äussern Fruchthalters
gezogen wird.
Von den sieben von uns in Peru beobachteten Arten sind vier
schon bekannte und drei neue.
1. D. AZARAE. Tem.
Die Schnauze und die Lippen , sind schmutzig weiss, vier ähnlich
gefärbte Flecken stehen um die Augen und vor den Ohren. Scheitel
und Nacken sind schwarz; diese Färbung erstreckt sich über die Mittellinie
des Vorderkopfes nach der Schnauze hin, ohne jedoch bis zur
Nasenkuppe zu gelangen. Die grossen Ohren sind nackt, schwarz?
braun, an der Basis schmutzig weiss. Der Körper ist gelblich weiss,
eben so der behaarte Theil des Schwanzes, der grössere nackte Theil
ist beschuppt, zweifarbig: nämlich nach dem Rücken zu schwarz, mit
spärlichen, steifen, schwarzen Haaren zwischen den Schuppen, nach der
Spitze hin weiss, mit kürzeren weissen Haaren. Die Vorder- und
Hinterfüsse sind schwarz, die Wollhaare sind schmutzigweiss mit
schwarzen Spitzen, die Steifhaare sind ganz weiss. Der'Schwanz ist
19 *