miges, halbunterdrücktes, dumpfes Geheul, welches aber nicht so
unangenehm und störend ist, wie das von den Brüllaffen; ein jeder
sucht sich dann auf seine Art die Zeit zu vertreiben; die meisten setzen
sich bequem zwischen die Zweige und sonnen sich, andere suchen
Früchte, wieder andere spielen und zanken. W ir haben überhaupt bei
diesen Affen nicht das sanfte Naturell bemerkt, welches Hr. v. Humboldt
ihnen zuschreibt; wir fanden sie im Gegentheil bösartiger, frecher
und unverschämter als alle übrigen Arten. Sehr oft sind sie so dreist,
dass sie lange Strecken Weges die Indianer verfolgen, welche in den
am Rande der Urwälder gelegenen Plantagen Früchte holen, um sie
in den höher gelegenen Thälern der Sierra zu verkaufen. Nicht selten
geschieht es, dass sie Baumzweige und Früchte nach diesen Indianern
werfen, die sich gegen den feindseligen Angriff mit Steinen zur VVehr
setzen. W ir waren mehrmals Augenzeuge davon und haben durch
einen Schuss diesem drolligen Gefechte ein Fnde gemacht. Sie klettern
langsamer als die Cebusarten, ja sogar als die Ateles; ihre Bewegungen
sind schwerfällig und abgemessen; besonders auffallend ist
es, wenn sie mit ihrem langen Wickelschwanze an einem Baume hängen
und sich lange hin und her schaukeln, ehe sie einen andern Ast
erreichen, um sich weiter zu greifen. Angeschossen fallen sie schnell
auf die Erde, wahrscheinlich wegen ihrer bedeutenden Schwere; die
dürren, leichten Ateles hingegen fallen selten, denn im Todeskampfe
klammern sie sich krampfhaft mit dem Schwänze um einen Ast und
bleiben, wenn auch todt, tagelang so hangen. Es bleibt dem Jäger
dann nur übrig, den Schwanz wegzuschiessen oder den Baum zu
ersteigen oder zu fallen, was aber mit vielen Schwierigkeiten verbunden
ist. Die Jagd der Ateles ist daher für den Jäger und den Naturforscher
sehr unbelohnend.
Der verwundete L. Humboldtii flieht auf der Erde nicht; er sucht
vielmehr seinen Rücken durch einen Baumstamm zu schützep und ver-
theidigt sich mit den Händen und Zähnen aufs äusserste; den überlegenen
Kräften des Jägers muss er natürlich bald unterliegen. Sehr
oft stösst ein so hart bedrängter Affe einen grellen Schrei aus, welcher
wahrscheinlich ein Hülferuf an seine Gefährten sein soll, denn sogleich
schicken sie sich an, niederzusteigen, um ihrem bedrängten Kameraden
beizustehen, aber ein zweiter vom ersten sehr verschiedener Schrei,
kurz, kläglich und dumpfer, ein Schrei der Agonie, erfolgt bald und
die ganze Hülfe bringende Schaar stäubt auseinander und jeder sucht
sein Heil in der schleunigsten F lucht1).
Das Fleisch dieser Affen schmeckt unangenehm, es ist trocken
und zähe; wir haben es jedoch unter Umständen als Leckerbissen
genossen. Die schwarzen Affen haben ein viel zarteres und feineres
Fleisch und werden daher, obgleich ihr Ansehen viel abschreckender
ist, den grauen weit vorgezogen.
Von der Lebensweise des L. canus können wir durchaus nichts
Näheres angeben, glauben aber, dass sie mit der der angeführten Species
übereinstimme.
Geographische Verbreitung. Seit mehr als dreissig Jahren sind die
beiden Species, welche dieses Genus bilden, bekannt; viele Reisende
haben seither Südamerika nach allen Richtungen durchstreift, aber
keiner hat einen neuen Beitrag zu denselben geliefert und wir bezweifeln
, dass später noch eine neue Art dazu kommen werde. Die geographische
Verbreitung der beiden Species ist nicht sehr beschränkt,
denn sie nehmen im südlichen Amerika einen Landesstrich ein, welcher
10— 12 Breitengrade (von 2-—12° S. B.) und 8 — 10 Längengrade
(von 63 — 65° W . L. P.) beträgt. Hr. v. Humboldt beobachtete den
nach ihm benannten Affen unter 2° S. B. und wir von 7— 12°. Es
ist möglich, dass er nach Norden noch etwas weiter hinaufreicht, vielleicht
bis nördlich vom Aequator; es fehlen jedoch noch bestimmte
Beobachtungen darüber. Der L. canus scheint einen viel engern Strich
zu bewohnen und haum über 70° nach Westen vorzukommen. Nach
Süden findet er sich jenseits der 7® S. ß. nicht mehr vor. Es ist
nicht bekannt, wie weit er nach Norden reicht. Die bis jetzt bekannten
Exemplare kamen aus der Provinz Maynas, wo Hr. Prof. Pöppig ihn
fand, oder aus den an Peru nach Norden und Westen gränzenden
Provinzen der Nachbarländer. Die verticale Verbreitung dieser beiden
Affen ist sehr verschieden. Wie schon oben bemerkt, fanden wir den
*) DiVAngabe von Prof. Pöppig, Fror. Not. T. XXII. p. 5 , über Lagotbrix beruht wahrscheinlich
auf .einer Verwechslung mit Cailitbrix, denn die Lagothrices gehören, wie oben bemerkt,
zu den grössten Affen Südamerikas.