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 Falken  ist  der Schnabel  kürzer,  mehr  zusammengedrückt  und  gebogen  
 (bei  den  meisten  schon  von  der  Basis  an,  bei  einer  Abtheilung  aber  
 blos  die  Kuppe)  als  bei  den Geiern.  Die Füsse  sind  ganz  oder  theil-  
 weise  mit  Schildern  oder  grossen  Schuppen  besetzt.  Die  Nägel  sind  
 stark comprimirt,  gebogen und zum Greifen  eingerichtet. — Die Lebensweise  
 bietet  keine  genügenden  Unterschiede  dar;  denn  es  gibt  Geier,  
 die  isolirt  horsten,  wie  die  Falken,  und  Falken,  die  sich  von  Aas  
 nähren  und  eben  so  zutraulich  und gesellschaftlich in Städten und Dörfern  
 leben,  wie  viele  Geier. 
 Das  Bindeglied  zwischen  den  Geiern  und Falken  wird  durch  die  
 Genera  Polyborus  und  Ibycter  gebildet;  man kann sie  eben  sowohl  als  
 die  Falken  unter  den  Geiern,  als  die  Geier  unter  den  Falken  betrachten. 
   W ir  finden  bei  denselben  bald  die  Füsse  mit  netzförmigen  
 kleinen  Schuppen  besetzt,  wie  bei  den  Geiern;  auf  dem  Fussrücken  
 aber,  in  der  Nähe  der  Zehenwurzeln,  mit  queren  Schildern,  wie  bei  
 dem  grössten  Theil  der  Falken,  bald  die Nägel  nur  sehr  unbedeutend  
 gebogen  und  stumpf,  dann  den  Schnabel  in  seinem  grössten  Verlaufe  
 gerade  und  nur  an  der  Kuppe  gebogen;  ferner  ein  nacktes  Gesicht,  
 Kehle  und  Vorderhals  wie  bei  den  Geiern. 
 Erst  in  der  neuesten  Zeit  ist  dieser  Abtheilung  die  richtige Stellung  
 angewiesen  worden.  Vigors in  seiner trefflichen Abhandlung  über  
 die  Falken,  Zool.  Journ.  1824  pag.  336,  hat  dieselbe  nicht  erkannt,  
 indem  er  diese  Genera  zu  seinem Stamme  der Aquilinä bringt und denselben  
 viel  zu  weit  ausdehnt.  Swainson,  on  the  natural  History  and  
 Classification  of Birds  1836  pag.  508,  stellt  die  Ibycter  zwar  neben  
 die  Polyborus,  zieht  erstere  zu  seinem  Genus  Buteo,  letztere  zu  Cy-  
 mindis,  rückt  sie  aber  weit  von  den  Geiern  weg. 
 D’Orbigny  1.  c. pag. 44  hat  diese Genera  zuerst  richtig  aufgefasst  
 und  sie  als  Bindeglied  zwischen  Geiern  und  Falken  in  eine  Unter- 
 Die  Farbe  des  Kopfes  weicht  nach  dem,  was  hier  angegeben  ist,  bei  dem  männlichen  Vogel  
 im  Frühjahre  sehr  von  dem  brasilianischen  ab,  wo  sie  in  dieser  Zeit  gelb,  blau  und  violet  gezeichnet  
 ist,  wie  ich  es  in  meinen  Skizzen  angegeben  habe.  Die  Hinterzehe  des  nord-amerikanischen  
 Vogels  scheint  kürzer  im  Verhältniss  zu  sein,  der  Schnabel  mehr  gestreckt,  Iris  und  Kopf  
 etwas  verschieden  gefärbt;  der  Vogel  ist  auch  vielleicht  etwas  grösser,  übrigens  sehr  viel  Aehn-  
 lichkeit. 
 familie  vereinigt,  die  er  mit  der  barbarischen Bezeichnung  Caracaridae  
 belegte,  für  die wir  die bessere,  schon früher gebrauchte  »Polyboridae«  
 annehmen. 
 Diese Unterfamilie  charakterisirt  sich  durch  einen  stark zusammengedrückten, 
   schwach  gebogenen,  fast  ganzrandigen Schnabel.  Das Gesicht  
 ist  nackt,  zuweilen  auch  der  Vorderhals.  Die  Flügel  sind  lang,  
 die  Tarsen  hoch,  dünn,  an  der Zehenwurzel  immer  mit Schildern  bedeckt, 
   bei  einigen  auch  im  übrigen  Verlaufe,  bei  andern  aber  besteht  
 die  Tarsotheca  aus  kleinen  netzförmigen  Schuppen.  Die  Zehen  sind  
 ziemlich  lang,  der  Daumen  aber  kürzer  als  bei  den  übrigen  Falken.  
 Die  Nägel  sind  schwach  gebogen  und  stumpf. 
 Die  Polyboridae  sind  Aasvögel  und  leben  gesellschaftlich. 
 1.  Gen.  IPOLVBCmUS®  Vieill. 
 Der  Schnabel  ist  von  der  Länge  des  Kopfes,  gerade,  mit  geborgener  
 Kuppe,  ziemlich  comprimirter  Firste  und  einfachen  Tomienrän-  
 dern.  Die  Nasenlöcher  sind  seitlich,  basal,  schief,  länglich  und  mit  
 einem  deutlichen  Knochenkern.  Die  Wachshaut  ist  breit,  das  Gesicht  
 nackt. 
 Die  Flügel  sind  lang;  die dritte Fittigfeder die längste,  die  zweite  
 um Weniges  kürzer. 
 Die  Füsse  sind  hoch;  die  Fussdecke  besteht  aus  Querschildern  
 und  rautenförmigen Schuppen.  Die  Nägel  sind  schwach  gebogen  und  
 stumpf;  der  Daumennagel  ist  der  längste. 
 Diese  südamerikanische  Gattung  wurde  von  Vieillot  Anal.  nouv.  
 Orn.  System.  1816  aufgestellt;  Typus  davon  ist  Marcgrav’s  Caracara.  
 Sie  wurde  vielfach  zersplittert  und  zusammengezogen.  Sie  umfasst  in  
 dem  Sinne,  wie  wir  sie  hier  aufstellen,  die  Genera  Garacara  Cuv.,  
 Milvago  Spix,  Parasifalco  Less.,  Phalcobcenus  d’Orb.,  Senex  J.  R.  
 Gray,  die  meistens  Doppelanwendungen  von  Polyborus  sind. 
 1.  P.  VULGARIS.  Vieill. 
 Die Stirne und die Haube sind braunschwarz,  die Federn am Hinter-  
 kopfe  etwas verlängert und am Rande heller  als  in  der Mitte.  Auf dem  
 Nacken und dem Rücken  sind zahlreiche  breite  dunkelbraune und schmä