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Geographische Verbreitung. W ir haben schon oben angedeutet,
dass in jedem der drei Hauptstriche eine Species dieser Gattung vor-
komme. Der C. rufus, welcher sich über das ganze flache östliche Südamerika
ausdehnt, hält sich in Peru nur in der Waldregion auf, aber
in ihrer ganzen horizontalen Ausdehnung; er übersteigt die Höhe von
2 5 0 0 ' ü. M. nicht und ist auch schon bei 2000' ü. M. selten. Der G.
antisicnsis bewohnt den Mittelstrich, besonders die Ostabdachung der
Küstencordillera. Zwischen 1 4— 16,000' ü. M. ist sein Hauptverbreitungsbezirk,
zuweilen kömmt er bis zu 1 1 ,000' herunter, besonders am
Abend, um zu saufen; wir haben hinter San Mateo in der Quehrada von
San Juan de Matucanas alle Abende zahlreiche Rudel aus der Puna die
steilen Bergabhänge heruntersteigen und nach einem halbstündigen Verweilen
am Rio Rimac wieder zurückkehren gesehen. Eis ist uns nicht
möglich, genau die Verbreitungsgränzen dieser Species anzugehen, denn
bis jetzt ist sie nur in Rolivia bei La Paz von M. Alcide d’Orbigny und
in Peru von uns beobachtet worden. W ir haben Ursache zu vermuthen,
dass sie nördlich von Peru in keiner der Republiken des ehemaligen
Columbia'getroffen wird, denn wir finden sic bei keinem der zahlreichen
Reisenden jener Gegenden erwähnt. Im Süden scheint sie in der Republik
Bolivia ihre Gränze zu finden. Keine der aus Chile bekannten
Hirscharten stimmt mit ihr überein; am wenigsten der von Rennet in den
Proceed. of Zool. Soc. 1851. I. p. 27 hekannt gemachte Cervus humilis.
Der Cervus nemorivagus ist der Hirsch des Weststriches; er kömmt
von der Küstenregion, in der er häufig ist, durch alle Regionen des
Westabhanges der Küstencordillera bis zu 16,000' ü. M. vor, übersteigt
deren Kamm, dehnt sich auch über den Mittelstrich aus, wo er oft mit
der Taruga zugleich gesehen wird, und erstreckt sich sogar am Ost-
abhange der Binnencordillera bis zur Cejaregion. Hier aber verschwindet
er plötzlich und tritt in Peru in den niedrigen östlichen Regionen
nicht mehr auf, was um so auffallender ist, da er im Flachlande Brasiliens
wieder häufig vorkömmt. Aus dem Gesagten geht hervor, dass die
Hirsche in Peru nur in der untern Ceja- und in der obern Waldregion
fehlen.
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ÜBER DIE HAUSSÄUGETHIERE IN PERU.
Ehe wir den therologischen Theil unserer Fauna verlassen, wollen
wir noch einen raschen Blick auf die peruanischen Hausthiere werfen
und besonders darauf Rücksicht nehmen, welche Veränderungen mit den
aus Europa nach Peru gebrachten Säugethieren im Verlauf von mehr als
drei Jahrhunderten vorgegangen sind.
DER HUND.
Die Frage, ob vor der Eroberung von Peru durch die Spanier der
Hund in diesem Lande einheimisch gewesen sei, können wir mit der
grössten Bestimmtheit bejahend beantworten. Schon die frühsten Schriftsteller
über Südamerika erwähnen desselben. Von besonderm Interesse
für Peru sind die Mittheilungen von Garcilaso de la Vega, die wir im
Auszuge hier wieder geben wollen, da sie von einer Epoche handeln,
die um mehrere hundert Jahre der spanischen Invasion vorhergehen.
Unter der Regierung von Pachacutec Inca eroberte dessen Bruder
Inca Capac Yupanqui die Provinz Sausa (das gegenwärtige Jauja), welche
von der Nation Huanca bewohnt war. Von ihrem Gottesdienste sagt
Garcilaso Comment. real. part. I. lib. VI. cap. X. fol. 158: »In der ältesten
Heidenzeit beteten die Huanca’s, ehe sie von den Inca’s besiegt
wurden, die Figur eines Hundes an und hielten sie in den Tempeln als
ihre Gottheit; eben so assen sie Hundefleisch leidenschaftlich gerne;
man vermuthet, dass sie die Hunde anbeteten, weil ihnen dieses Fleisch
90 wohl schmeckte; das grösste Fest, welches sie feierten, war ein Mahl
von Hundefleisch; als grösste Darlegung ihrer Verehrung für Hunde
machten sie aus deren Schädel eine Art Trompete und bedienten sich
derselben bei ihren Festen und Tänzen als einer sehr angenehmen Musik,
im Kriege aber bliessen sie zur Furcht und zum Schrecken ihrer
Feinde darauf..............
»Alle diese Missbräuchc und Grausamkeiten hohen die Inca’s auf;
sie erlaubten jedoch den Huanca’s zur Erinnerung an die Vergangenheit
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