Seine Thätigkeit war mehr der Botanik zu ge wandt, die sich schöner
Resultate von seiner Reise zu erfreuen hat; die Zoologie aber gewann
dabei wenig.
Der letzte Reisende, der noch zu erwähnen bleibt, ist der französische
Naturforscher Hr. Alcide d’Orbigny. Während seiner Expedition,
die vorzüglich nach Brasilien, Paraguay, Patagonien und Boli-
via gerichtet war, durchreiste er zweimal flüchtig Peru. Seine Arbeiten,
die gegenwärtig dem Publikum übergeben werden4 sind für die peruanische
Fauna von sehr grosser Wichtigkeit, da die meisten Thiere des
südöstlichen Peru ebenfalls in Bolivia gefunden werden. Dies gilt
besonders für die Vögel. Leider bleibt die Publikation des ornitliolo-
gischen Theiles des Werkes seit mehreren Jahren stille stehen; sogar
die gedrängte Uebersicht der Vögel, die d’Orbigny auf seiner Reise
gesammelt hatte, deren erste Hälfte in den Jahren 1837 und 1858 in
Guerin’s Magazin de Zoologie erschienen ist, wurde nicht fortgesetzt.
Eine grössere Gewissenhaftigkeit wäre bei diesem Werke sehr wünschenswertst
gewesen; besonders dürfen die Naturforscher verlangen,
dass ein Reisender nur diejenigen Thiere beschreibt und benennt, die
er genauer untersuchen konnte. D’Orbigny stellt in seiner Voyage dans
l’Amerique meridionale, Oiseaux pag. 50 eine neue Species von Ibyc-
ter auf, die er I. gymnocephalus nennt, obgleich er diesen Vogel nur
herumfliegen sah, ihn aber nie näher untersuchte und nur nach dem
Geschrei und der Haltung (allures) vermuthet, er gehöre zur Gattung
Ibycter. Eben so macht er es pag. 2 4 4 , wo er einen Vogel Syna-
laxis leucocephalus nennt, den er in Patagonien auf dem Gesträuche
herumhüpfen sah, ihn aber eben so wenig als den Ibycter untersuchte.
Pag. 246 handelt er von einem, der Synalaxis ruficapilla sehr ähnlichen
Vogel,, von dem er aber nicht genau weiss, ob er eine neue
Species ist; nichts desto weniger benennt er ihn schon im Voraus, für
den Fall, dass es eine sein soll, S. Azarse. Wenn die Reisenden,
die an Ort und Stelle die Thiere beobachten können, über solche Fragen
nicht entscheiden, wer soll es denn thun und wohin soll es mit
der Zoologie kommen, wenn bei der überschwenglichen Masse von
überflüssigen Namen noch Reservenamen gebildet werden?
Obgleich aus den zerstreuten Notizen und aus der Analogie mit den
Gränzländern sich gewissermassen eine Fauna für Peru bilden liess, so
fehlten doch bisher die Hauptmittel zu einer solchen Arbeit; nämlich die
Jahre lang ununterbrochene Untersuchung über die Thierwelt dieses
Landes. Durch meine Reise bin ich in Stand gesetzt worden, diesem
Mangel theilweise abzuhelfen. Für die drei höhern Klassen der Wirbel-
thiere habe ich in Wiegmann’s Archiv, Jahrg. 1845, 1844 und 1845,
Zusammenstellungen der bis jetzt bekannten und der neuen geliefert.
Die Säugethiere habe ich in der ersten Abtheilung dieses Werkes ausführlich
behandelt; die Vögel werden den Gegenstand des vorliegenden
Theiles ausmachen.
Die Bearbeitung der ornithologischen Fauna irgend eines ausser-
europäischen Landes wird mit jedem Jahre schwieriger; nicht weil der
Gegenstand an und für sich selbst schwieriger wird, sondern durch die
Art der Bearbeitung. Es haben sich der Ornithologie mehr als irgend
eines andern Zweiges der Naturwissenschaften unglücklicher Weise
Naturalienhändler, Dilettanten und Maler bemächtigt. Erstere geben,
um ihre Gegenstände möglichst vortheilhaft zu verkaufen, neue Namen
mit schlechten oder ohne Diagnosen, und leider sehr häufig, absichtlich
oder unbewusst, unrichtige Vaterlandsbestimmungen. Die Dilettanten
geben oft eben so untaugliche Diagnosen, wie die Naturalienhändler,
schlecht in Beziehung auf die Charaktere und unverständlich hinsichtlich
der Form, indem die lateinischen Worte so verstümmelt werden,
wie es nur die grösste Unwissenheit thun kann. Da gewöhnlich den
Dilettanten, worunter insbesondere die Sammler zu verstehen sind, sowohl
der Ueberblick über das Ganze, als die genaue Kenntniss und
richtige Würdigung des Einzelnen mangelt, so fuhren sie die Naturforscher
in ein Labyrinth von confusen Angaben, aus denen sie ohne
Selbstansicht der fraglichen Gegenstände sich kaum wieder herausfinden
können.
Die Maler endlich, insbesondere die überseeischen, die im Selbstverläge
entweder Faunen ganzer Länder oder Monographien einzelner
Familien herausgeben, bieten auf eine andere IVeise dem Studium der
Ornithologie bedeutende Schwierigkeiten dar. Ihre Werke, welche
grösstentheils prachtvoll ausgefiihrt sind, erreichen einen Preis, der
selbst von den grossem Bibliotheken nicht mehr bezahlt werden kann.
In ganz Deutschland sind nur noch drei Bibliotheken, deren Hülfs-
mittel ausreichen, solche Prachtwerke anzuschaffen, deren wirklicher
Gehalt gewöhnlich ungemein gering ist, denn den schönen Kupfertafeln
sind meistcntheils Beschreibungen und Diagnosen beigegeben, die durchaus
keinen wissenschaftlichen Werth haben, ja sogar unverständlich
oder den Abbildungen widersprechend sind. Die Naturforscher ver