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 wirklich  nachweisen  Hessen.  Einzelne  Familien  habe  ich  hei  der  anerkannten  
 Nothwendigkeit,  dieselben  mehr  in’s  Klare  zu  setzen,  ausführlicher  
 behandelt;  z.  B.  die  der  Falken,  die  zweifelsohne  zu  den  
 schwierigsten  und  undankbarsten  gehört. 
 Um  die  Angaben  der  Messungen,  besonders  derjenigen,  die  an  
 ausgestopften Exemplaren  nicht  verificirt  werden  können,  nicht  zu  häufen, 
   gebe  ich  nur  folgende  an: 
 Länge  des  ganzen  Thieres  von  der  Spitze  des  Schnabels  über  
 den  Scheitel  zur  Schwanzspitze.  Länge  des  Schnabels,  und  zwar  in  
 gerader  Linie  von  der  Schnabelspitze  zum  Vereinigungswinhel  beider  
 Kiefer und nicht zur sogenannten Schnabelwurzel,  da  erstere Messungen  
 sicherer  sind.  Die  Länge  des  Flügels  vom  Flügelbug  bis  zur  Spitze  
 der  längsten  Fittigfedern.  Die  Länge  der  Tarsen  von  der  tibio-tarsal  
 Articulation  bis  tarso-metatarsal Verbindung.  Diese Messungen genügen  
 immer,  in  zweifelhaften  Fällen  über  den  speciiischen  Werth  zu  bestimmen. 
 Es  war  mein  grosser Wnnsch,  die  geographische Verbreitung der  
 Vögel  eben  so  ausführlich zu behandeln,  wie  die  der Säugethiere;  aber  
 die  Schwierigkeiten  einer  solchen Arbeit  steigern  sich  zur Unmöglichkeit. 
   Ich  kann  wohl  von  jeder  einzelnen  Species  angeben,  wo  ich sie  
 gefunden  habe  und  in  welchen  Gegenden  sie  am  häufigsten  beobachtet  
 wird;  aber  verticale  oder  horizontale  Verbreitungsgränzen  bestimmen  
 zu  wollen  und  sogar  für  dieselben  vergleichend  numerische  Verhältnisse  
 festzustellen,  ist  mir  unmöglich  und kann nur Jemanden  einfnllcn,  
 der  aus  sehr  unzureichenden  Hülfsmitteln  scheinbar  wichtige Resultate  
 gewinnen  will. 
 Säugethiere  und Amphibien  sind  an  die Erde  gebunden und  lassen  
 sich  in  ihren  Verbreitungsbezirken  leicht  verfolgen;  dies  ist  aber  mit  
 den  Vögeln  nicht  der  Fall.  In  wenigen  Minuten  durchschneiden  sie  
 in  verticaler  Richtung  die  verschiedensten  Zonen  und  verweilen  da,  
 wo  sie  die  reichlichste Nahrung  finden.  Ein  Schneegestöber  treibt  sic  
 aus  den  kalten Zonen  in  die  gemässigten,  die  Itegenzeit  in  den  heissen  
 Urwäldern  bringt  sie  oft  in  die  kühlere,  aber  reine  Luft  der  Cordilleras. 
   Ich  habe  den Trochilus  insectivorus,  der  sich  in  der  üppigsten  
 Vegetation  der  Waldregion  aufhält,  in  der  rauhen  und  pflanzenarmen  
 Puna,  15,700' ü. M.,  erlegt.  Den  Colaptes  rupicola,  der  an  den  
 unwirthlichcn  Felsen  der  höchsten  Cordillerenhäupter  klopft,  habe  ich 
 in einer Zuckerplantage der Küste geschossen,  als er eben beschäftigt war,  
 Insektenlarven  aus  dem  verkrüppelten  Stamme  eines  Myr sine  zu  holen. 
 Jeder Reisende  bringt  neue  Beiträge  zur  horizontalen Verbreitung  
 der Vögel  und jährlich  vermehrt  sich  die Renntniss  derselben durch  die  
 interessantesten  Thatsachen.  Jeder Versuch,  jetzt  schon  Zahlenverhältnisse  
 der  einzelnen  Species  und  Familien  zu  den  verschiedenen  Zonen  
 oder Regionen  und  unter  sich  aufzustellen,  ist  eitel  und  dient  nur dazu,  
 diejenigen irre zu leiten,  die mit  der wahren  Sachlage  nicht  hinlänglich  
 vertraut  sind. 
 Kurz vor meiner Abreise  aus Europa  erschien  im Institut 1857  eine  
 ausführliche Abhandlung  über  die  geographische  Verbreitung  der Vögel  
 in Südamerika  von Alcide  d’Orbigny.  Da  ich  dieselbe  auf meiner Reise  
 mit mir hatte,  so  fand  ich  die  beste Gelegenheit,  die Richtigkeit der Resultate  
 zu untersuchen,  aber wie  staunte  ich,  als  ich  die Verschiedenheit  
 mit meinen  eigenen  Untersuchungen, fand!  Ich  muss  gestehen,  für  die  
 Gegenden,  die  ich bereist habe, nicht eine  einzige  auch  nur annäherungsweise  
 richtige Angabe über  die Verbreitung der Vögel  östlich  und westlich  
 von den Cordilleren und ihre Zonenvertheilung gefunden zu haben ;  im  
 Gegentheil wird durch meine Beobachtungen der grösste Theil  derselben  
 umgestossen.  Nach meiner Rückkehr  habe  ich  in  dem  ornithologischen  
 Theile von Hrn.  d’Orbigny’s Reisewerk,  so weit  es  bis jetzt  erschienen  
 ist,  mit  dem  grössten  Interesse  alle  geographischen Angaben verglichen  
 und dabei manche  sehr richtige und scharfsinnige gefunden,  einen grossen  
 Theil aber falsch,  was  sogar diejenigen  einsehen müssen,  die  keinen  andern  
 Anhaltspunkt  haben,  als  d’Orbigny’s  Angaben.  Ein  Beispiel  mag  
 dies beweisen.  D’Orbigny sagt p. 126 beim Genus Noctua,  dass  dasselbe  
 nur  östlich  von  den  Anden  vorkomme,  und  drei  Seiten  weiter  hinten,  
 p.  129,  wo  er von  der IX.  cunicularia handelt,  bemerkt  er,  dass  sie  östlich  
 und  westlich  von  den Anden  gefunden werde.  Nach  ihm  soll  die  
 Strix perlata nur  östlich  von  der  angegebenen Gebirgskette Vorkommen,  
 und doch ist sie an  der Küste von Peru  eine der gemeinsten Eulen  etc. 
 Nicht weniger  schwierig ist es, über  die Lebensweise der Vögel genauere  
 Mittheilungen,  die doch von denjenigen,  die  diese Thicre in ihrem  
 Vaterlande  selbst  gesehen  haben,  verlangt  werden,  zu  machen.  Man  
 denke  sich  für  wenige  Augenblicke  in  die  Lage  des  reisenden  Naturforschers; 
   begierig,  seine Sammlungen  zu  vermehren,  verlässt  er  seine  
 Hütte;  im  dichten  Urwalde  hört  er  das  Zwitschern  eines Vogels,  sein  
 Auge  folgt  dem T one,  er  bemerkt,  dass  in  jener  Richtung  sich  einige