lieh nicht wieder sucht. Man entreisst es der Mutter von ihrer Brust,
sie bleibt ruhig- und halb eingeschlafen, zuweilen jedoch ist sie unruhig
und sucht es. W ir legten einmal ein Junges drei Fuss von seiner
Mutter weg, sie sali es nicht; wir machten es schreien, sie hörte es
nicht; es musste sie berühren. Um dem Jungen das Saugen zu erleichtern,
beugt sie sich nach hinten; aber sie lecht es nie, wie andere
Thiere. Es ist schwer, den Faulthieren das Maul zu öffnen. Die
Kleinheit der Äugen, der Mangel eines äussern Ohres, die langen und
dichcn bandförmigen Haare, mit denen die Öffnung des äussern Geliör-
ganges bedeckt ist, die Kleinheit der Nasenlöcher, die Abwesenheit der
Weichtheile (Finger, Nase, bewegliche Lippen) verhindern dieses Thier
aufziifässen, ^vas ausser ihm vorgeht. Seine Nase ist hart, wie die
einer Schildkröte und selbst die Lippen sind hornartig. Es ist nur
für abstracto Ideen geschaffen und beschäftigt sich nur mit sich selbst.
W ir haben eines 52 Stunden lang fasten lassen und dahei nährte es
immer sein Junges und suchte durchaus nichts sich zu fressen zu verschaffen,
obgleich es im Freien wrar. Wenn es aber auf einem dicht
belaubten Baume war, so frass es unglaublich viel; zog es aber «vor
zu fasten, als sich seine Nahrung zu verschaffen. Es ist falsch, dass
das Bradypus viel schreie; während drei Tagen haben wir von ihm
nur tiefe Seufzer gehört, obgleich es häufig gereizt wurde. Beim Gehen
auf der Erde schreit es nie, so sehr es auch belästigtet, sondern nur
wie die Affen beim Aufgang der Sonne, um den neuen Tag zu be-
grüssen.*—-• —^
»Das Weibchen, welches Behufs unserer anatomischen Untersuchungen
getödtet werden sollte, stark erst, nachdem es 20 Minuten
lang unter das Wasser gehalten wurde. Es schien früher todt, kam
aber wieder zu sich, wenn man es herauszog. Ich habe- es 1 St.
15 M. nach seinem Tode mit Erfolg galvanisirt, Beim Bestreichen
des nerv, cruralis mit Zink und mit Silber bog sich der ganze Schenkel.
f/J Stunden nach dem Tode, und obgleich das Thier schon ohne Eingeweide
war, wraren die Contractionen der Finger (Nägel) sehr stark,
wenn ich den Plexus brachialis galvanisirte. Unter allen warmblütigen
Thieren ist das Faulthier das einzige, bei welchem die Reizbarkeit so
lange anhält. Seine Indolenz schiene das Gegentheil anzuzeigen, aber
es ta t eine unvollkommene Respiration, sehr zusammengedrückte Lungen,
das gesammtc Athmcn zeigt eine niedere Bluttemperatur und folglich
ein langsameres Leben, eine andauerndere Irritabilität. Die Grösse
der Nerven, welche zu den Muskeln der Locomotion führen, ist bei
diesem Thiere sehr merkwürdig; die Nerven der Extremitäten und die
Bapchnerven sind im Verhältniss zum Körper; und dem kleinen Gehirne
ausserordentlich-stark. Dié Jungen von Bradypus sind lebhafter
als die Alten.«
B. infnmatüs, welches vbn Spix und Natterer im nordwestlichen
Brasilien, von Ersterem an der peruanischen Gränze, in der Nähe von
Tabatinga (ein Fell in einer Indianerhütte), gefundeJwurde,: kömmt
im ganzen nördlichen und mittleren Peru in der Waldreghon vOrÄt wird
daselbst sogar noch bei 2800' ü. M. getroffen, überschreitet aber dén
zehnten Grad S. B. nicht. B. torquatus, eine F o r r ^ welche typisch
für Nprdbrasilien ist, ist in Peru selten und lebt nur in einigen heissen
Waldthälern von Nordperu.
2. Genus. I&AS1TPUS® Lin.
Der Kopf ist ziemlich gröss und spitzig; die Näse' etwas beweglich;
die Ohren sind mittelmässig und zugespitzt; .der Rumpf ist meistens
ein wenig deprimirt und mit einem, aus einer knöchernen Schaale
oder aus beweglichen Gürteln, zwischen welchen spärliche Haare sitzen,
bestehenden Harnische bedeckt. Der Schwanz ist entweder an der
Wurzel etwas, abgeplattet oder rund und immer kürzer als der Körper,
bald mit Padden, bald mit Wärzchen bedeckt oder ganz nackt. Die
Füssè haben entweder alle fünf Zehen oder nur die hintern, während
die vordem nur vier haben: Die Nägel sind lang, stark, etwas gebogen
und vorn stumpf.
Die, Zähne haben keine Wurzeln ; i sie sind walzenförmig und an
der äussern Seite der Krone mehr odeejweniger zugespitzt; die. ober*
greifen m die untern ein. Ihre Grösse, ist etwas verschieden; vom
mtersten nehmen sie nach vorn etwas an Grösse zn; der dritte,
vierte und fünfte von hinten sind die grössten, von da an werden sie
nach vorn immer kleiner.