Die Gallinazos verlassen selten die Küsten- oder die lYaldregion;
nur hin und wieder trifft man sie in der Sierraregion 5 in den hohem
Gegenden der Puna und Cordillera haben wir sie nie gesehen; die
wenigen Exemplare, die wir in der Sierra beobachteten, gehörten dem
C. foetens an 1).
i) Während meines Aufenthaltes in Süd-Carolina, wo beide Arten von Cathartes gemein sind,
ist mir folgendes BemerkensWerthe vorgekommen: C. foetens ist in der Stadt Charleston sehr häufig
und lebt gesellschaftlich, während der C. aura nur selten und einzeln vorkömmt, da er doch in
der Umgegend der Stadt und den naheliegenden Pflanzungen eben so häufig als der C. foetens auf-
tritt. An der Gränze von Süd-Carolina, in den Vorbergen der Alleghani’s , habe ich nur den
C. aura bemerkt; C. foetens scheint hier gar nicht oder doch nur sehr selten vorzukommen, was
mit der geographischen Verbreitung dieses Vogels an der Ostküste von North-Amerika übereinstimmt,
wo er ebenfalls weniger weit nördlich reicht als der C. aura. In den gebirgigen Theilen
von Süd-Carolina habe ich überhaupt vielen Thieren und Pflanzen, die sonst den nördlichen Staaten
eigenthümlich sind, welche in den niedern warmen Küstenstrichen den südlichen Formen gewichen,
begegnet. Cabanis.
Se. Durchl. der Prinz Maximilian zu Wied hat die in Nord-Amerika vorkommende Art von
Gathartes specifisch von C. aura unter dem Namen C. septentrionalis Pr, Max. getrennt. Wir lassen
hier die vom Prinzen uns gütigst mitgetheilte Beschreibung dieser Species folgen:
Beschreibung eines weiblichen nord-amerikanischen Urubu’s , am Ohio erlegt. Kopf klein, schlank
und gestaltet wie'am brasilianischen Vogel; bis unterhalb des Genickes gänzlich nackt, mit einer
rauhen, etwas faltigen und schuppigen Haut bedeckt, die unabgesetzt bis vor die Nasenlöcher vortritt
und hier dem Schnabel als Wachshaut dient; am Unterhalse, an den nackten Stellen des
Oberhalses, an den Seiten desselben und im Nacken überall, da wo die Befiederung beginnt, mit
einigen Längs - und kleinen Querfalten bezeichnet; Hinterkopf und Nacken mit regelmässigen Querrunzeln
bezeichnet, und dabei, so wie die Seiten des Kopfes und Halses, besonders auch die Umgebung
des Auges mit kleinen schwärzlichen Haardunen besetzt, zwischen welchen überall die
nackte violetröthliche Haut durchblickt; Ohr eine gänzlich freie rundliche Oeffnung; Auge mit
nackten, unbewimperten Augenliedern; vor dem Auge und am hintern Theile des Zügels stehen
grosse und kleine weissliche Fleischwarzen, die ich mich an dem brasilianischen Vogel nie gesehen
zu haben erinnere; Mitte des Scheitels etwas rauh hautschäbig und mit einigen Wärzchen
besetzt; Schnabel in einer Verlängerung mit der Stirne fortlaufend, nur mit sehr seichtem
Stirnabsatze; Nasenloch weit eröffnet, quer durchbohrt, länglich eiförmig, gänzlich frei, die
Wachshaut tritt wie gesagt vor dasselbe vor, hat einen an der Seite etwas aufgeschwollenen Rand
und tritt auf der Firste mit einer kleinen Spitze vor; oberhalb des Nasenloches ist die Schnabelfirste
ein wenig erhöht, vor der Wacbshaut gewölbt und etwas bauchig mit einem mässig starken
Haken hinabgekrümmt; Tomjenrand des Oberkiefers vor dem untern.Endwinkel der Wachshaut mit
einem abgerundeten, seicht vortrblenden Zahne; Unterkiefer gerade, vorn etwas rinnenartig eröffnet,
an ihm tritt die Wachshaut um 2% '" mehr vor als am Oberkiefer; Zunge ein wenig
knorplicht, tief rinnenförmig, ihr Rand nach der Spitze hin ein wenig einwärts um gebogen
oder verdickt, und an dieser Stelle nach innen zu, so wie weiter rückwärts auf dem obern Rande
durchaus fein gefranst, oder mit kleinen Papillen oder Borsthäkchen crenulirt. — Die Befiederung
des Halses beginnt unter dem Genicke ünd tritt ein wenig weiter hinauf als am Unterhalse; sie ist
dicht und gedrängt, wodurch der Hals dick vor den kleinen Kopf vortrilt; überall dichte Dunen
Zweite Familie. FALCONIDj®.
Falken.
Die Gränzen zwischen dieser und der vorhergehenden Familie sind
nicht so leicht anzugeben, wenn man sie nach einzelnen unveränderlichen
Charakteren festsetzen soll, da zahlreiche Üebergänge sie innig verunter
den Federn, die am Unterleibe weniger gedrängt stehen als am Halse; Flügel lang und
stark zugespitzt, fallen ein wenig über die Schwanzspitze hinaus; Schwungfedern an der Spitze
einwärts gebogen, zugespitzt, die dritte die längste, die vierte beinahe eben so lang; die fünf
vorderen mit einem Ausschnitte an der inneren Fahne, Schwanz stark, aus zwölf breiten, unten
abgerundeten Federn, abgerundet, indem die mittleren Federn 1 " 2 " ' länger sind als die äusseren;
Ferse frei, mit etwa sechs eckigen Schildschuppen bedeckt; Zehenrücken mit Schildtafeln
belegt, deren auf der Miltelzehe 21 stehen; Mittelzehe viel länger als die Nebenzehen, Hinterzehe
kurz; die drei vordem' Zehen mit einer stärken, rauhen Spannhaut verbunden, deren Saum noch
bis vor das Wurzelgelenk vortritt. Färbung: Kopf violetröthlich, mehr bläulich an der Wurzel
des Unterkiefers und am Zügel, mehr röthlich am Unterhalse und am Vordertheile der Wachshaut,
um das Ohr und das Auge, doch variirt dieses etwas. Schnabel an seinen nackten Theilen
weisslich, eben so die Warzen vor dem Auge. — Ganzes Gefieder der Obertheile schwärzlich,
mit blauem und grünem Stahlglanze, allein alle Federn hellbräunlich gerandet, besonders stark
an den Flügeldeckfedern; .Schwungfederschäfte an ihrer Oberfläche hellbraun, an der unteren
weiss; Vorderfahne dieser Federn mit Metallglanz auf dunkeim Grunde, die Hinterfahne ist an
ihrem Hinterrande weisslich; Schwanz schwarzbraun, die mittleren Federn und die übrigen an
der äusseren Fahne metallglänzend; Unterrücken bräunlich, mit kupfergrünem Glanze; Untertheile
schwärzlichbraun, die Federn an den Spitzen mehr röthlichbraun, übrigens mit olivengrünem
Kupferglanze; innere Flügeldeckfedern kaffeebraun; Beine weissrölhlich, die Klauen schwarzbraun;
Iris im Auge wie es scheint graubraun. — Ausmessung: Länge des Vogels von der Schnabel- zur
Schwanzspitze 27" 7 " ', Breite 65" oder 5' 5 " ; Länge des Schnabels 2 " 6% " '; Länge des
Schnabelhakens 3 1/ 2/ ,/; der Unterkiefer tritt über seine Wachshaut hervor um 6 '" ; Länge vom
vorderen Augenwinkel bis zum hinteren Ende des Nasenloches 1 1 '" ; Höhe des Schnabels 1 0"',
Breite 8 '" ; Länge des Flügels vom Buge bis zur Spitze 20" 7 '" ; Länge des Schwanzes 11" 1 '" ;
Höhe'der Ferse 2 " 3% " '; Länge der Mittelzehe 2 " 6% '" ; Länge der äussern Zehe 1 " 8 " ';
Länge der innern Zehe 1" 4 " '; Länge der Hinterzehe 1 0 "'; Länge der Spannhaut zwischen den
äussern Zehen 9 '" ; Länge des Mittelnagels 1 0% '" ; Länge des äUssern Nagels 8 '" ; Länge des
innern Nagels 1 0 '" ; Länge des Hinternagels 6% " '.
E in recht vollkommener 'männlicher Vogel, am Fox-River (Indiana) erlegt. Iris dunkel graubraun
(bei dem brasilianischen Vogel ist sie hochroth), um die Pupille ein helles grauliches Rändchen,
aber unter dem Augenliede befindet sich rund um das gefärbte Auge ein hochrother Ring; Wachshaut
an beiden Kiefern, so wie die Umgebung des Nasenloches, besonders nach vorn zu , sehr
schön lackroth; Vordertheil des Kopfes und Umgebungen des Auges, so wie die Gegend unter
demselben und um das Ohr roth, aber nicht so lebhaft als die Wachshaut; Oberkopf etwas bläulich
überlaufen, also hell violet; Falten des Hinterkopfes und Gegend der weisslichen Warzen vor
dem Auge mehr schwärzlich violet gemischt, weil hier die kleinen Borslhaare stehen; Beine röth-
lichweiss; grosse vordere Schwungfedern weisslich graubraun, die vierte, war die längste, die
zweite und vierte geben sich wenig nach. Ausmessung: Länge 25", Breite 64" 3 '" ; Länge des
Flügels 19" 1 1 '" .