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 sein  Genus  Harpyia  machte,  obgleich  dieser  Vogel  so  sehr  mit  dem  
 F.  Guyanensis  übereinstimmt,  dass  man  sich  nicht  mehr  verwundern  
 müsste,  dieselben  in  eine Art  -vereinigt,  als  sie  generisch  getrennt  zu  
 sehen.  Cuvier  gibt  als  Hauptkennzeichen  des  Genus  Harpyia  an,  dass  
 die  Vorderseite  des  Laufes  mit  Maschen  (reticule)  versehen  sei,  nicht  
 mit  Schildern.  Es  beruht  diese  Angabe  indessen  auf  einem  Irrthume,  
 wie  dies  schon Vigors  (Zool.  Journ.  Vol.  I.  pag.  232)  bemerkte,  dem-  
 ungeachtet  aber  beide  Cuvier’schen  Genera  unabgeändert  beibehielt-  
 Falco  destructor  unterscheidet  sich  von  F.  guyanensis  hauptsächlich  
 durch  die  kürzern  Tarsen,  nicht  aber  durch  die  Beschilderung  derselben, 
   da  ersterer  sowohl  an  der Vorderseite,  als  auch  an  der Hinterseite  
 des  Laufes  ebenfalls  eine  Reihe  von  Schildern  hat.  Im  Uebrigen  
 stimmen  beide Vögel,  selbst  in  der  Färbung,  fast  vollkommen  überein  
 und  stellen  sich  als  die  nächsten  Speciesverwandten  dar.  Das  Genus  
 Harpyia  Cuv.  muss  also  eingezogen  und  als  Synonym  zu  Morphnus  
 gestellt werden 2).«  C. 
 Auf die Haüptunterschiede  zwischen  diesem und  Spizaetus ist schon  
 oben  aufmerksam  gemacht worden. 
 1.  M.  HARPYIA.  Cab. 
 Scheitel,  Gesicht und Kehle  sind  braungrau;  auf dem Hinterhaupte  
 dunkler,  mit  verlängerten  schwarzen  Haubenfedern.  Die  Seiten  der  
 Brust,  der  Rücken  und  die  Flügel  sind  ganz  schwarz;  auf dem  innern  
 Fahnenbarte  der  Fittig-  und  Schwungfedern  ist  eine  breite  hellgraue  
 Binde,  mit  unregelmässigen  schwärzlichen  Zeichnungen.  Die  Flügel  
 sind  kurz;  die  vierte  Fittigfeder  die  längste.  Der  Schwanz  ist  lang,  
 mit  abwechselnden weissen  und  schwarzen  Querbinden;  von  den  letztem  
 ist  die  vor  dem  schmalen weissen  Saume  der  Spitze  gelegene  die 
 J)  Das Vorhandensein  von  mehr  als  einer  einzigen Species  scheint mir  eine der wesentlichsten  
 Bedingungen  zur  sichern  Feststellung  eines  jeden  Genus  zu  sein.  Wenn  ein  solches  nur  durch  
 eine  Species  gebildet wird,  lässt  sich  mit Sicherheit  schliessen,  dass  wenigstens  noch  eine  zweite  
 Art  desselben  aufgefunden  werde,  oder  dass  es  mangelhaft begründet,  mithin nicht haltbar sei.  C• 
 2)  Obgleich  der Name Harpyia  schon  früher  von Uliger än einen Chiropter vergeben war,  so  ist  
 es  doch  keineswegs  gerechtfertigt,  dass  G.  R.  Gray  für  denselben  den  Namen  Thrazaetus  bildete,  
 ohne  vorher  zu  untersuchen,  ob  es  wirklich  nölhig  sei,  aus  dem  F.  destructor  ein  eigenes Genus  
 zu  machen.  (7. 
 breiteste.  Die Mitte  der  Brust,  der Unterleib,  Steiss,  Flügelbug  und  
 die  untern  Flugdecken  sind  rein weiss.  Die  Schienen  sind  weiss,  mit  
 schmalen  schwarzen  Querbinden,  die  jedoch  bei  ganz  alten  Individuen  
 fast  gänzlich  verschwinden. 
 Die Zügel  sind  schwarzblau,  der  Schnabel  hornschwarz,  die Füsse  
 gelb,  die  Nägel  schwarzbraun.  Die  Iris  ist  hellbraun,  gelbröthlich  
 gesprenkelt. 
 Ganze Länge 5 ' 2 ",  Schnabel 2 "  9 //y, Tarse 3",  Flügel  1' 9 "  6 '",  
 Schwanz  1'  l y/.  Verhältniss  der  Tarse  zum  Flügel  1  :  6,8. 
 Lebensweise.  Kein  Raubvogel  wird  von  den  Indianern  so  sehr  
 gefürchtet,  wie  der  F.  destructor.  Seine  Grösse,  sein Muth  und  seine  
 Verwegenheit  machen  ihn  in  der  That  zu  einem  der  gefährlichsten  
 Feinde  der  Plantagen  und  er  wird  desslialb,  wo  er  sich  nur  blicken  
 lässt,  mit  der  grössten Wutli  verfolgt.  In  vielen Gegenden  der Montanas  
 ist  es  den  Indianern  ganz  unmöglich,  Federvieh  oder  kleine  
 Hunde  zu  halten,  da  dieser unersättliche Raubvogel mit bewunderungswürdiger  
 Kühnheit  dieselben  entführt.  W ir  haben  gesehen,  wie  ein  
 F.  destructor  neben  einem  Indianer,  der  kaum  drei  Schritte  von  seinen  
 Hennen  entfernt  stand,  auf  eine  derselben  hinunterstürzte  und  sie  
 mit  sich  forttrug.  Sein  Flug  ist  kurz,  stossweise,  aber  pfeilschnell.  
 Er  erhebt  sich  von  den  alten  Bäumen,  auf  deren  trockenen Aesten  er  
 gerne  sitzt,  ganz  gerade  in  die  Höhe,  kreist  wenige  Minuten  und  
 stürzt  dann  mit  Gewalt  auf  seine  Beute. 
 Gelingt  es  einem  Indianer,  einen  dieser Vögel  zu  erlegen,  so  geht  
 er  mit  demselben  von  Rancho  zu  Rancho  und  sammelt  einen  Tribut  
 von  Eiern,  Hühnern,  Mais,  Yuccas  etc.  zur  Belohnung  ein. 
 Der  M.  harpyia  kömmt  in  Peru  fast  ausschliesslich  in  der  tiefen  
 Waldregion  vor;  ein  einzigesmal  beobachteten  wir  ihn  in  der  Ceja-  
 region,  in  der  Hacienda  de  Mareynioc,  wo  ihn  ein  Indianer  mit  der  
 Steinschleuder  tödtete,  als  er  sich  eben  auf  ein  neugebornes  Lamm  
 gestürzt  hatte.  In  den  Wäldern  findet  er  reichliche  Nahrung  an  den  
 zahlreichen  Penelopidecn  und  den  Crypturen;  er  scheint  sich  übrigens  
 eben  so  gerne  an  Säugethiere  zu  halten  und  richtet unter  den  Sciuren,  
 Didelphys  und  Affen  beträchtliche  Verwüstungen  an.  Wenn  eine  
 Schaar  dieser  letzteren,  besonders  die  C.  capucinus,  die  Nähe  eines 
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