beim Klettern und Springen einen grossem Grad von Sicherheit. Prof.
A. Wagner hat in einer sehr gründlichen Abhandlung (Abh. der königl.
Acad. der Wisscnsch. zu München 1857, II. p. 441) die generischen
Unterschiede yon Chrysothrix lind Callithrix, auf osteologische Untersuchungen
besonders des Schädels gestützt, nachgewiesen. Sie bestehen
für die erstere vorzüglich in der langovalen Form des Schädels,
in der Lage des Hinterhauptloches, in der Anwesenheit eines grossen
eirunden Loches in der knöchernen Augenhöhlenscheidewand, d.em langgestreckten
Unterkiefer und den langen Eckzähnen.
Die schon von Linné gekannte Simia sciurea ist die einzige mit
Bestimmtheit bekannte Species dieses Genus ; sie ist graugelb mit
etwas hellerm Unterleibe, bläulichem oder schwärzlichem Gesichte und
röthlich gelben Extremitäten.
Die Anwesenheit dieses Affen in Peru ist uns nur durch eine Bemerkung
aus Hrn. Prof. Pöppigs Beise in Chile und Peru II. p. 256
bekannt. E r führt ihn unter dem spanischen Namen Frailecito auf und
bemerkt, dass er in den Bergwäldern des obéra Huallaga häufig sei.
Ob die als Callithrix entomophaga d’Orbigny Voyage dans l’Amérique
méridionale T. IV. tab. 4 und von Isidor Geoffroy Nouv. An.
Mus. d’hist. nat. III. p. 89 als C. boliviensis aufgeführte Species nur
Varietät von Ch. sciurea sei, können wir nicht bestimmen, eben so
wrenig, ob dieselbe in der Fauna von Peru aufzuführen sei, da bis jetzt
(December 1845) der Text zu dieser schon vor mehr als fünf Jahren
ausgegebenen Tafel des sehr unordentlich dem Publikum überlieferten
Reisewerkes von Hrn. d’Orbigny noch nicht erschienen ist. Dr. A.
Wagner spricht sich Schreb. Suppl. I. p. 257 (1840) dahin aus, den
C. entomophaga als locale Abänderung von Ch. sciurea zu betrachten.
Im Archiv für Naturgesch. 1842 I. p. 557 aber gibt er eine lateinische
Diagnose dieses Affen, wornach er ihn als getrennte Species
diesem Genus einreiht.
7. Genus. N Y C T iP IT PEC U S® Spix.
Grosse runde Augen, die das Sonnenlicht schwer vertragen, ein
kleiner rundlicher Kopf, schmächtige Extremitäten, ein schlanker Körper
und ein länger dünner Schwanz charakterisiren diese Gattung, welche
zuerst von Humboldt unter dem Namen Aotus aufgestellt wurde. Da
dieser Name aber von einem zufälligen Merkmale, wahrscheinlich vom
Zusammenschrumpfen des äussern Ohres bei einem getrockneten Exemplare
hergenommen wurde, so änderte Spix den unpassenden Namen
Aotus in Nyctipithecus um, welcher dem ein Jahr später von F. Cuvier
Mamm. 4° tab. 68 vorgeschlagenen Noctocora vorzuziehen ist.
Die Schädelbildung dieser Affen behandelte Wagner in der schon
angeführten Abhandlung.
Die einzige bekannte Species ist:
N. TRIVIRGATUS. Rengger.
Der Körper ist oben und an den Seiten braungrau, heller am
Bauche, gewöhnlich röthlich gelb; die hintere Hälfte des Schwanzes
ist schwarz. Ein dreieckiger weisser Fleck ist über jedem Auge; drei
schwarze Streifen verlaufen in der Mitte und an der Seite des Kopfes
nach hinten; die beiden äussern vereinigen sich unter einem spitzen
Winkel am Scheitel.
Diese Species ist vielfältig beschrieben und abgebildet worden,
auch ziemlich häufig in den europäischen Museen. Azara, v. Humboldt
und besonders Rengger haben genaue Reobachtungen mitgetheilt. Nach
Dr. A. Wagner’s Untersuchungen sind N. vociferans, Spix 1. c. p. 52,
tab. 19, und N. felinus, Spix 1. c. p. 2 4 , tab. 1 8 , von dieser Species
nicht verschieden, erstere nur eine etwas braunere Abart. Ob es sich
ebenso mit der neuen Art verhält, die d’Orbigny gefunden haben will
(Nouv. An. Mus. III. p. 89),^wird wahrscheinlich die nächste Zukunft
lehren.
Lebensweise. Da wir selbst diesen Affen nicht lebend zu beobachten
Gelegenheit hatten, so verweisen wrir auf die Angaben der angeführten
Reisenden. Dass er des Nachts seiner Nahrung nachgehe und des Tags
schlafe, zeigt schon die Bildung seiner Augen, und dass er nur paarweise
lebe, geht aus der Analogie mit den übrigen nächtlichen Thieren
hervor, von denen nur ausnahmsweise, wie wir später sehen wrerden,
einige wenige Gattungen des Nachts gesellschaftlich ihrer Nahrung
nach gehen.