
gemacht. Sie wurde aus London als B. tricolor nach Wien gesandt;
da ein Junges dieser Art schon fast ein Drittel grösser ist, als die
ausgewachsenen von B. tricolor, und eine Verwechselung mit demselben
nur bei höchst flüchtigem Anschauen statt haben kann, so haben wir vorgeschlagen,
für denselben den von King dem B. tricolor gegebenen
Namen B. erythronotus zu gebrauchen. Von allen drei Arten gehört
nur der B. tricolor der peruanischen Fauna an 1).* Azara’s Aguila colil)
i ch bedaure sehr, hier wegen Mangel an Raum die ausführlichen kritischen Bemerkungen
von Hrn. Cabanis über den B. pterocles nicht einrücken zu können, hoffe aber, dass er sie selbst
später bei seiner Bearbeitung der südamerikanischen Vögel bekannt machen werde. Ich führe
nur Folgendes an :
»B. pterocles. Der junge Vogel vor der ersten Mauser ist fast ganz einfärbig braunschwarz,
die Federn hin und wieder mit hellem Rändern. Die Stirnfedern erscheinen zum Theile weiss-
lich und die Flugdecken, welche beim alten Vogel einfärbig rostroth sind, haben nur kleine rostfarbenen
Spitzen. Die Flügel haben dunklere Querbinden; der innere Fahnenbart der Schwungfedern
ist mit weissen, rostgelb untermischten Querlinien versehen. Der Bürzel zeigt gleichfalls weiss-
liche Querlinien und ist hell rostfarben gerandet. Der Schwanz, ein guter Leiter zum Erkennen
dieser Art, ist dunkel aschgrau, mit vielen schwarzen Querlinien, welche gegen die Spitze hin
zusammenlaufen und so die beim alten Vogel an dieser Stelle auftretende Binde andeuten. Der
innere Fahnenbart der Schwanzfedern ist zum grösseren Theile weiss ; die Schwanzspitzen sind mit
weisslichen Säumen versehen. Die untern Schwanzdecken haben rostfarbene Spitzen. Den Vogel
in diesem Kleide hat d’Orbigny als neue Species unter dem Namen Buteo unicolor beschrieben.
Das Berliner Museum besitzt ein Exemplar aus St. Paolo (Brasilien) als mas bezeichnet. Seine
Dimensionen sind folgende :
Ganze Länge 1' 11", Schwanz W kM Lauf 3VS" , Flügel 1' 5 " 3 " ', Mittelzehe mit dem
Nagel 2%".
Ein anderes Exemplar aus dem Innern von British-Guyana als feem, bezeichnet misst :
! Ganze Länge 1' 11", Schwanz 8%", Flügel 1' 53/4" , Lauf 3 % " , Mittelzehe mit Kralle
2% ".« C.
D’Orbigny sagt 1. c. pag. 109: »Der Buse unicolore bewohne die Ostabdachung der Cor-
diUera 8000 Mètres.s. M. (soll wohl heissen 800), mitten in den Wäldern, welche diese Abdachung
bedecken.« Diese Localität unterstützt die Ansicht von Cabanis, dass B. unicolor nur
ein B. pterocles s e i, da dieser gerade in den von d’Orbigny angeführten Gegenden am häufigsten
vorkömmt.
Im Conspectus Avium 1. c. Nro. 13 Nota wird der B. braccatus Cab. (Aquila braccata Meyen)
aufgefuhrt. In den Bemerkungen über diese Species glaubt Hr. Cabanis, dass dieser Vogel ein
Männchen von B. tricolor d’Orb. sei (wie auch d’Orbigny glaubt). Entscheidende Beweise zur
Erledigung dieser Frage fehlen noch. Da Meyen’s Beschreibung sehr unzulänglich ist, so schalte
ich hier die von Herrn CaBanis ein, die nach dem Meyen’schen Originalexemplare entworfen ist:
»Das alte Männchen ist auf dem ganzen Oberkörper einförmig dunkel aschgrau; von derselben
Farbe sind die Seiten des Halses und der Brust, letztere jedoch mit weiss untermischt. Die
Haube und der Nacken sind schmutzig olivenbraun überlaufen. Die Schwanzfedern und die
blanca Apuntam. Nro. 10 ist sehr wahrscheinlich ein junges Männchen
von B. tricolor.
Lebensweise. Die Buteonen nähern sich in ihrer Lebensweise ziemlich
den Polyb.oren; sie sind Aasvögel und verschmähen auch das ganz
in Fäulniss übergegangene Fleisch nicht ; man trifft sie häufig noch an
den letzten Resten eines gefallenen Maulthieres nagen. Ihr Flug ist
sehr ruhig; sie schweben oft lange fast bewegungslos in der Luft und
geben nur von Zeit zu Zeit den Flügeln eine Meine Bewegung, die
sie weiter vorwärts bringt.
Den B. aguya haben wir nur zweimal beobachtet und zwar in der
Hacienda von Pacchapata, in der Montana von Vitoc, am Ostabhang
der Binnencordillera, in der mittlern Waldregion. Der B. tricolor ist
vorzüglich Bewohner der Cordilleras und der Sierra; er kömmt aber
auch in der obern Waldregion und an der Rüste vor. In Wieg-
mann’s Archiv 1. c. haben wir schon gezeigt, wie sich der B. pterocles
und der B. tricolor in ihrer geographischen Verbreitung ablösen, und
wie ersterer dem östlichen, letzterer dem westlichen Südamerika angehört.
Von der Küste des atlantischen Oceans bis in die 2 bis 3000y
SchulterfiUige sind mit vielen dunkeln Querlinien versehen. Die Basalhälfte des innern Fahnenbartes
ist weiss. -Die Schwungfedern der ersten Ordnung sind schwarz, die der zweiten haben
einen weissen Spitzensaum j welcher hier sehr deutlich auftritt, während er an den Schwungfedern
erster Ordnung schwächer und undeutlicher ist. Die meisten der obern Schwanzdecken
sind rein weiss, andere sind mit grauen Qüerlinien überzogen. Die ganze Unterseite ist rein weiss,
an den Seiten des Bauches mit deutlichem, an den Schienen mit undeutlichem feinen grauen
Querlinien. Der Schwanz ist gleichfalls weiss, mit mehr oder weniger deutlichen schmalen grauen
Querlinien. Je älter der Vogel wird, desto mehr verschwinden alle diese Querlinien. Vor dem
Ende des Schwanzes ist eine breite schwarze Binde, welche in'einen grauen Saum endigt, dem
die weisse Schwanzspilze folgt. Die Wachshaut und die Füsse sind gelb. Die vierte Schwinge ist
länger als die dritte und die längste. Diezweite ist kürzer als die fünfte, die erste so.lang oder
etwas länger als die achte. — Das Museum in Berlin besitzt ausser dem Meyen’schen Originalexemplare
noch einige mit diesem völlig übereinstimmende aus Chile. Die mittlern Maasse sind folgende: Ganze
Länge 1' 7 ", Flügel 1' 2V2" , Schwanz 7% ", Lauf 2%", Mittelzehe mit dem Nagel
Einer der Hauptunterschipde des B. braccatus von B. pterocles ist der, dass bei B. braccatus die
vierte Fittigfeder die längste und die zweite bedeutend länger als die fünfte ist, während bei B.
pterocles die dritte Fittigfeder die längste und die zweite bedeutend kürzer als die fünfte ist; die
erste so lang oder etwas länger als die siebente.«
Sollten spätere Untersuchungen nachweisen, dass der Aquila braccata wirklich nur das Männchen
von B. tricolor sei, so glaube ich doch nicht, dass d’Orbigny’s Name, wenn er auch auf das
Männchen nicht ganz passt, umgeändert werden sollte, um nicht die Zahl der Synonymen zu vermehren.