Die untere Gränze der Nebel ist bei 6500 Fuss. Der Thermometer
steht des Nachts im Durchschnitte auf -f- 5° 3 R., im Laufe
des Tages -f- 14° 9 R. im Winter. Wiederholte Beobachtungen für
den Sommer fehlen mir. Oft löst sich der Nebel in gewaltige Regengüsse
auf. Abendgewitter sind ziemlich häufig im Sommer.
Eine der auffallendsten Erscheinungen ist die plötzliche üppige
Entwicklung der Vegetation, sowie der Kamm der Cordillera überschritten
ist und diese Region betreten wird. Sträucher und niedrige
Bäume beginnen schon bei mehr als 9 5 0 0 ', bleiben aber noch niedrig
und sind dicht mit Moosen bedeckt; sowie man aber weiter hinuntersteigt,
nimmt ihre Grösse und Stärke zu, so dass fast bei jedem
Hundert zurückgelegter Schritte der Unterschied fühlbar wird.
Weder der Mais noch die Cerealien vertragen dieses unfreundliche
nasskalte Klima; wenn anch die Entwicklung der Pflanze rasch
erfolgt, so fehlt doch die nöthige Sonne, um sie zur Reife zu bringen.
Eben so wenig gedeiht hier die Quinoa; nur die Knollengewächse
befinden sich hier in dem ihnen zuträglichsten Clima wohl; die Kartoffeln
besonders geben eine sehr reiche, nie fehlende Erndte.
Die Fauna ist ziemlich arm. Selten verirrt sich eine Katzenart
oder der Waldbär hier herauf, von den wenigen Rehen, die sich hier
aufhalten, angelockt; nur das Bergnasenthier (Nasua montana Tsch.)
scheint hier seine Heimath gewählt zu haben. Muscicapiden und Tur-
disinen in bescheidenem Kleide wechseln mit einigen bunten Pipradeen*
Die Grallatoren und Palmipedcn der vorhergehenden Region kommen
auch hier wieder vor; ebenso jene Batrachicr.
Die untere Cejaregion verschmilzt mit der obern Waldregion. Ihre
Temperatur hildet das Mittel zwischen beiden. Die Fauna dieser Mittelregion
hat mir eine auffallende Uebereinstimmung mit der mejicanischen
Fauna gezeigt.
b. Eigentliche JValdregion.
5 5 0 0—2 0 0 0 ' ü. M.
Diese Region wird durch die flache Ausbreitung der nach Osten
streichenden Querthäler und von den Längsthälern der Flussgebiete
des Huallaga und Ucayalli gebildet. Unermessliche Wälder, grosse
D!c mittlere Temperatur ist + 24# R.; des Nachts, besonders
wenn O. herrscht, sinkt sie bis + 15» R. Im Monat October beginnt
die Zeit der Regen und dauert bis im Merz oder April. Während
der trockenen Jahreszeit sind Gewitter, nicht aber anhaltende Regen,
ziemlich häufig. Die sie begleitenden Winde sind zuweilen sehr heftig.
Die Feuchtigkeit ist während des ganzen Jahres gross.
Die Vegetation nimmt hier einen eigentümlichen düstern Charakter
an. Sie ist mit den lebhaftesten und treusten Farben von y. Humboldt,
Prinz Max zu Wied , v. Marlins und Poeppig geschildert worden.
Die Fauna tritt mit unendlich vielen neuen Formen auf. Es mögen
hier nur Erwähnung linden die Quadrumanen, die Phillostomcn, mehrere
Didelphis, Agoutis, Pecaris, Tapire (diese letztem kommen auch schon
in der Cejaregion vor). Unter den Vögeln herrscht eine ausserordentliche
Mannigfaltigkeit, besonders von den Tanagriden, Laniadeen, Am.
peliden, Sitteen, Certhiadeen, Trochilideen, Rhamphastiden, Trogoniden,
Psittaceen und Hühnervögeln. Welche der vier Hauptabteilungen der
Amphibien hier die Oberhand habe, ist schwer zu bestimmen, indem
in dieser Region alle die vorteilhaften Verhältnisse Zusammentreffen,
welche das Vorkommen dieser Thiere begünstigen. Auch die übrigen
Thierklassen sind sehr vielfach und durch interessante Formen
repräsentirt.
Wenn wir einen Blick auf die Hauptmomcnte der beschriebenen
Regionen zurückwerfen, so linden wir in der eigentlichen Eiistenregion
keine bleibende Vegetation und keinen Regen, in den übrigen Regionen
Vegetation und Regen; östlich von den Binncncordillcras Waldvegetation,
westlich von denselben gar keine Waldvegetation bei übrigens
ganz gleichen klimatischen Bedingungen. Es wird sich gewiss leicht
Jedem die Bemerkung aufdrängen, dass diese ansscrordentliche Charakterverschiedenheit
des Landes mehr durch tellurische als cosmische
Verhältnisse bedingt wird.