und wenn von diesen eine jener mangelhaften Diagnosen nicht richtig
gedeutet werden hann und eine ihrer Species unter einem andern Namen
beschrieben wird, so erheben sie sogleich ihr Geschrei über .verletztes
Prioritätsrecht.
TV äs der treffliche Temminck 1827 in seinen Monographies de
Mammifères *) sagte, gilt noch mit grösserem Rechte für unsere Zeit,
in der eine wissenschaftliche Freibeuterei immer mehr überhand nimmt.
Zuweilen tritt anch der Fall ein, dass ein Zoologe ein neues
Genus aufstellt, demselben aber doch nicht alle diejenigen bekannten
Species cinreiht, die dahin gehören, weil er sie selbst nicht untersuchen
kann; nun aber bringt sie ein anderer Naturforscher, dem die
Untersuchung vergönnt war, zu diesem Genus; dem Erstem bleibt also
das Verdienst der richtigen Sichtung der Gattung, dem Letztem das
der naturgemässen systematischen Einreihung der Species.
Es ist hier nicht der Ort, mich weiter über diese Frage einzulassen;
ich glaubte aber doch, sie berühren zu müssen, um mein Verfahren
bei der Angabe der Autoritäten zu rechtfertigen. Um Keinem
zu nahe zu treten, sollte der Autor des Genus hinter die Species gesetzt
werden und der der Art in ( ) neben bei. Eine solche Weitläufigkeit
könnte nur bei Etiquetten in Museen statt finden, die nicht
genau genug geschrieben werden können.
Die klimatischen Abänderungen, denen die einzelnen Species unterworfen
sind, bieten ebenfalls bei der Ausarbeitung der Fauna eines
grossem Landes viele Schwierigkeiten dar, und oft ist es fast unmöglich,
nach den vorliegenden Materialien den specifischen Werth der
unterscheidenden Kennzeichen zu bestimmen und die Arten genau ab-
zugränzen. Bei dem noch so ungenügenden Zustande der Sammlungen
und der geringen Individuenzahl der einzelnen Species glaube ich, ist
es nothwendig, noch zu zersplittern, um eine leichtere Uebersicht zu
erlangen. Wenn einmal das Material reif ist und von jeder Species
grosse Suiten nach Alter, Geschlecht, Jahreszeit und Localität vorliegen,
dann ist es unsere Pflicht, das Getrennte zu vereinigen, und
dann erst werden wir mit Erfolg und naturgemäss arbeiten können.
W ir haben leider bei andern Klassen gesehen, welche kaum zu entwirrende
Unordnung gewisse Naturforscher, die es sich zur Aufgabe
zu machen scheinen, in Japan, Neu-Guinea, Amerika und Europa
*) Pag. 217. L'histoire naturelle ressemble à une arène; on s'y lance avec impétuosité, on
semble craindre d’arriver trop tard pour prendre date d’une découverte. ~ '
immer dieselbe Species nachweisen zu wollen, in die Zoologie gebracht
haben und deren Entwickelung hemmend entgegen getreten sind.
Von den Museen, welche ich bei vorliegender Arbeit vorzüglich
benutzt habe, verdient das Naturalienkabinet in Wien einer besondern
Erwähnung, sowohl wegen der Reichhaltigkeit der Gegenstände, als
wegen der Liberalität, mit der es den Fremden zugänglich ist. Während
eines Zeitraumes von siebenzehn Jahren hat der verstorbene
Custos, Herr Johannes Natterer, für das kaiserl. königl. Naturalicn-
Kabinct in Brasilien gesammelt, und unter den sehr reichhaltigen Sen.
düngen aus den verschiedenen Abtheilungen der Zoologie, auch die
ornithologische Sammlung mit 7680 Exemplaren bereichert, die gröss-
tentheils in sehr wohl erhaltenen Bälgen daselbst aufbewahrt werden.
Da Herr Natterer zu wiederholtenmalcn die westlichen Theile
Brasiliens besuchte, so sind die Gegenstände, die er in jenen Gegenden
sammelte, für die peruanische Fauna von Wichtigkeit.
Die Benutzung des naturhistorischen Museums in Berlin bietet
unter andern Nachtheilen aucli vorzüglich den dar, dass die Bestimmungen
der Species der höheren Klassen der Wirbelthiere meisten-
theils unrichtig sind und durchgehends eine naturgemässe systematische
Aufstellung vermisst wird. In dieser Beziehung verdient die unter die
Aufsicht des Hrn. Dr. Hartlaub gestellte ornithologische Sammlung der
Gesellschaft Museum in Bremen der rühmlichsten Erwähnung und
dürfte wohl den meisten Museen als Vorbild empfohlen werden.
Noch erwähne ich hier, was übrigens schon hinlänglich bekannt
ist, dass sich die ganze naturhistorische Ausbeute meiner Reise im
Museum von Neuchâtel befindet, das einen Theil der Unkosten meiner
peruanischen Reise getragen hat.
Es war meine Absicht, bei der Ausarbeitung des vorliegenden
Theiles der Fauna ganz den nämlichen Plan zu befolgen, wie bei der
der Säugethiere; nämlich nicht nur die einzelnen Species genau zu
beschreiben, sondern auch von jedem Genus, jeder Familie und Ordnung
eine ausführliche Charakteristik zu geben und denselben die historische
Entwickelung, besonders der Synonymik, beizufügen. Ich sehe
mich aber genöthigt, von diesem Plane abzustehen, weil das Material
gross ist und bei der angegebenen Behandlungsweise desselben der
Umfang des Werkes zu bedeutend würde. Ich habe mich desshalb
auf die genaue Beschreibung der Sjiecies beschränken müssen. Die
klimatischen Verschiedenheiten derjenigen Arten, die auch in andern