
L. Humboldtii unter allen Affen am höchsten nach dem Gebirge hin bis
zu 2 8 0 0 ' und 3 0 0 0 ' ü. M. Er liebt besonders die gebirgigen Thäler
der obern Waldregion, während L. canus die tiefer gelegenen, ebenen
und heissen vorzieht. In einer Fauna von Brasilien müssen beide Species
durchaus zu den Yrestlichen Affen gezählt Yrerden.
3. Genus. M IX E T E S o Illig.
Ein sehr starb in die Höhe entwickelter Kehlkopf und ein blasen-
förmig aufgetriebener Zungenbeinkörper charakterisiren diese Gattung.
Wenn schon bei Lagothrix diese beiden Organe sehr stark entYvickelt
sind, so stehen sie doch an Grösse denen der Brüllaffen weit nach.
Von Aussen schön ist der Stimmapparat leicht zu erkennen, denn der
Hals Yvird durch ihn kropfformig angeschwollen, der Schädel ist pyramidenförmig
stark zurück-, das Gesicht Yortretend. Der GesichtsYvinkel
misst nur 45°; der Unterkiefer ist sehr hoch, seine Schenkel an ihrem
untern Rande, besonders bei den alten Männchen, stark nach einwärts
gebogen, um den Zungenbeinkörper zu schützen. Durch diese Charaktere
unterscheiden sich die Mycetes Yon den vorhergehenden Affen;
mit ihnen gemein haben sie den langen unten an der Spitze kahlen
Greifschwanz; mit Uagothrix den dicken Kopf, der mit kurzen, steifen
Haaren besetzt ist, und die fünffüngerigen Vorderhände; mit Ateles
die trockenen, längern Körperhaare.
Illiger hat mit seinem bekannten Scharfsinn im Prod. Syst. Mam.
p. 70 dieses Genus gegründet. Geoff. St. H. schaffte ein Jahr später
(Ann. du Musee 1812) für diese Affen ebenfalls eine neue Gattung
und benannte sie Stentor; da der Name von Illiger sowohl den Vorzug
der bessern Bildung als auch der Priorität hat, so ist er jetzt
allgemein angenommen.
Folgende Arten kommen in Peru vor:
1. M. STRAMINEUS. Kühl.
Der Rücken ist dicht behaart und, längs der Haare betrachtet,
strohgelb; gegen dieselben aber gesehen ist er mehr braun. Die Basis
der Rückenhaare ist dunkelbraun, die Spitzen gelblich; nur bei günstig
auffallendem Lichte ist die Farbe derselben hell und scharf gelb. Der
Bauch ist bräunlich und sparsam mit Haaren besetzt. Die obere Seite
des Schwanzes ist wie der Rücken, die Spitze desselben, sowie die
äussere Seite der Enden der Extremitäten, dunkelbraun, fast schwärzlich;
die innere Seite der letztem ist wie der Bauch gefärbt. Das
Gesicht ist dunkelgraubraun, oft röthlich braun.
Diese Species wurde von Geoffroy 1. c. zuerst als Stentor stra-
mineus dem Systeme eingereiht. Humboldt führt sie in den Rec. Obs.
Zool. p. 355 als Simia straminea an. Der erste, der ihn beschrieben
hat, ist der Mönch Jose Gumilla 1743 *) in Orinoco illust. p. 293.
Spix Sim. Rras. p. 4 3 , tab. 51 gibt eine gute Abbildung davon. Die
Indianer nennen ihn Coro 2).
Prof. A. Wagner Schreb. Suppl. I. p. 185 vereinigt diese sowie
die beiden folgenden Species in eine Art und führt sie als Synonyme
zu M. Caraya Wagn. (Simia Caraya Humb. Rec. I. p. 355) auf. Der
Herr Verfasser ist hierin aber gewiss viel zu weit gegangen 5 auch
scheinen uns seine Gründe nicht hinreichend diese Zusammenziehung
zu rechtfertigen. Azara, der Prinz zu Wied und Rengger haben diese
drei Species nicht auffuhren können, weil sie sich weder so weit nach
Westen oder nach Süden erstrecken, als die von jenen Beobachtern
besuchten Gegenden liegen. Es sind Formen, die rein dem nordwestlichen
Südamerika angehören, wo v. Humboldt, Spix und wir sie beobachtet
haben *).
2. M. RUFIMANUS. Kühl.
Der Rücken und der Kopf sind dunkelschwarzbraun, oft ganz
schwarz, aber bei einfallendem Lichte ins kastanienbraune scheinend.
Der nur sehr spärlich behaarte Bauch ist matt schwarz, das Gesicht
*) Gumilla (Jose) El Orinoco ilustrado y defendido por el Padre J. Gumilla. 8. Madrid 1745.
Nicht zu verwechseln mit: Gumilla (Jose), historia de las naciones situadas en las riberas del
Orinoco. Barcelona 1791. 2 Vol.. 4. con figuras.
2) Coro, Quichoa: Gold oder goldfarben.
3) Nachdem diese Blätter schon in die Druckerei abgegangen waren, haben wir eine Mittheilung
yon Hrn. Prof. Wagner aus München erhalten, in welcher er bemerkt, dass er die beiden Species
M. slramineus und rufimanus ebenfalls als verschiedene Species und von M. Caraya getrennt betrachte;
Ersterer soll nur sehr selten im nordwestlichen Brasilien Vorkommen.