Frost. Die Winde sind weniger anhaltend, aber viel heftiger als im
Winter und meistenteils aus Ost. Der Thermometer steht in dieser
Jahreszeit im Durchschnitte des Nachts -j- 4° 1 R., des Tags + 11° 3 R.,
im Sommer aber des Nachts — 3° 4 R ., des Mittags ■+ 15° 7 R.
Aus der Vegetation auf die Höhe der Ostabdachung zu schliessen,
würde zu sehr unsichern Resultaten führen; die zwischen hohe Gebirgszüge
eingezwängten, vor kalten Winden geschützten Thäler sind oft
unerträglich heiss und bringen auf einer Höhe von mehr als 10,000'
noch Früchte des südlichen Europas hervor. Auf dem TVestabhange
der Cordillera hat der Waizen seine Gränze bei 8 0 0 0 ', in der westlichen
Sierraregion gedeiht er noch üppig bei 10,800'; die Kartoffeln
reichen sogar über 11,000' hinaus, ebenso die Quinoa. Die Mashua,
Olluco und Oca sind nur auf dieselbe beschränkt. Mais gedeiht hier
sehr üppig, ebenso Gerste und Luzernklee. TVenn die Cerealien beim
Reginn des Frostes noch nicht zu einer gewissen Reife gelangt sind,
so geht die Erndte verloren; sind sie aber schon so weit, so nützt
ihnen der Frost zum schnellem Reifen.
Waldungen fehlen auch dieser wie allen bisher beschriebenen
Regionen gänzlich; nur die Salix Humboldtii, die sich zur Höhe von
18 bis 20 Fuss erhebt, vereinigt sich längs der Flüsse zu kleinen
Gruppen. Ihr folgt an Grösse die Polylepis racemosa R. P. Gebirgs-
abhänge, die in Europa mit dichten Waldungen besetzt wären, sind
hier nur mit Cacten und Agaven bekleidet. Die europäischen Obstbäume
werden nie gross; Aepfel, Birnen und Pflaumen sind klein und
fade. Kirschen fehlen ganz, ebenso Kastanien; Pfirsiche gedeihen vortrefflich;
einige sehr feine Arten davon werden gezogen.
Da in den Thälern dieser Region die Einwohnerzahl von Peru
ihr Maximum erreicht, so hat die Cultur den Character des Landes
ziemlich verändert; besonders fühlbar ist es an der Fauna. Wenige
Thiere finden wir im Zustande der Freiheit; ein Mephitis, ein Canis,
einige Didelphen und selten ein aus hohem Regionen hier herab verirrtes
Reh vertreten die Säugethiere. Die ornithologische Fauna besteht
vorzüglich aus Falken, Passerinen (in wenigen Generibus) Sumpf- und
Wasservögeln. Die Colibris reichen bis zu einer Höhe von 11,000'.
Unter den Amphibien sind die Batrachier nun wieder vorzüglich
repräsentirt; Ophidien sind selten, Echsen häufig. Siluroiden werden
in den Flüssen in Menge gefangen; Flusskrebse kommen nicht vor.
Scorpione treten schon bei 11,200 Fuss auf.
Die Sierraregion geht in die folgende auf doppelte Weise über;
entweder folgt sie den Flüssen, welche die Binnencordillcra durchbrechen,
und verschmilzt so mit ihr, oder sie steigt den Westabhang
dieser Cordillera an, geht wieder in eine Punaregion über, welche,
sich über die Gebirgskämme fortsetzend, in die obere Waldregion
verliert.
F. WALDREGION.
8000 — 2 0 0 0 ' ü. M.
Die östliche Abdachung der Binnencordillcra des mittlern und
südlichen Peru, das Längenthal des Huallaga oder der mittlern und
östlichen Cordillera und der Westabhang dieser letzteren im nördlichen
Peru bilden diese Region, die in zwei Abtheilungen zerfällt.
a. Obere Wald- oder Cejaregion 1J.
8 0 0 0—5500' ü. M.
Bei starker Depression der Binnencordillcra beginnt sie schon von
deren Kamme bei einer bedeutenden Elevation, aber aus einer östlichen
Puna- und Sierraregion, wie es in den südlichsten Theilen von Peru
vorkömmt. Sie ttestelit aus schroffen Thälern mit östlicher und nordöstlicher
Abdachung, schmalen, vielfach zerklüfteten Gebirgsrücken,
die die Flüsse der Punaregion begränzen. Keine Seen und nur wenige
Quellen finden sich in ihr. In dem obern Theil der Cejaregion herrscht
ein sehr rauhes Clima. Scharfe Winde wehen den ganzen Morgen
bis 2 Uhr Nachmittags, meistens aus Süden. Mit Sonnenuntergang
fangt ein dichter Nebel an sich zu bilden; schwer liegt er die ganze
Nacht auf der Gegend. Vor Sonnenaufgang fangt der Wind an ihn
aufzujagen und treibt ihn in abentlieuerlichen Gestalten über Berg und
Thal bis Nachmittags. Die Abende sind gewöhnlich heiter.
*) Ceja de la Montana, Augenbraune des Gebirgs, 'wird in Peru bildlich für die niedere
Waldregion gebraucht, welche sich längs des Ostabhangs der Binnencordillera erstreckt.
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