indem dieser yom Südostwind, welcher mit dem Süd abwechselt, nach
den Ebenen hinunter gejagt wird. Im Kleinen findet dasselbe Phänomen
bei dem Trümmergesteine, welches die Flächen bedeckt, statt. Ich
habe die schönsten Fälle gesehen, wie sich an diesen Blöcken von
Süden her Sand anhäuft, zuwächst und so mit der Zeit Medanos mit
fester Basis bildet, welche gewöhnlich conisch sind. Diese Form lässt
sich durch die vielen Uebergänge, die man findet, leicht auf folgende
W eise erklären: wenn nämlich der an den südlichen Theil der Blöcke
angetriebene Sand deren höchste Spitze erreicht hat, so fällt er allmälig
auf die entgegengesetzte Seite hinunter, bis auch diese aufgefüllt ist.
Von der Spitze dieser Haufen wird der Sand am leichtesten fortgeführt
und fällt grösstentheils nach Norden hinunter. Von Süden giebt es
aber immer neuen Zuwachs, bis endlich der Kegel mehr oder weniger
vollkommen gebildet ist. Durch ganz ähnliche Verhältnisse bedingt,
bilden sich oft hohe Hügelketten mit scharfen Kämmen, die aber
wöchentlich ihre Form mehrmals ändern.
Nur während der einen Hälfte des Jahres, d. h. während der
heissen Jahreszeit, sind diese Bewegungen und Bildungen in voller
Thätigheit; denn der ausgedörrte Sand weicht auch den leisesten
Bewegungen der Atmosphäre. In der kalten Jahreszeit aber, im
sogenannten Winter, nimmt das Gewicht des Sandes durch Ahsorhtion
von Feuchtigkeit zu. Die einzelnen Körner verbinden sich zu Massen
und widerstehen so leichter dem, zuweilen sehr starken, Winde. Zugleich
gewinnen die Hügel mehr Festigkeit, oder stürzen bei schlechter
Basis durch die vermehrte East, die von oben drückt, ein, und werden
im Sommer wieder verweht.
Im November beginnt der Sommer; dann reflectiren diese Sandmassen
die brennendsten Sonnenstrahlen während' fünf Monaten, und
ertödten alle lebenden Wesen, die sich nicht beeilen, ihrem zerstörenden
Wirkungskreise zu entfliehen. Keine Pflanze schlägt in dem glühenden
Boden Wurzel, kein Thier findet auf demselben erquickende Nahrung,
bloss in den höchsten Regionen schwebt darüber hin der Condor dem
Meeresufer zu. Nur da, wo der grosse Ocean sich mit diesen Sandwüsten
vermählt, tritt Leben und Bewegung auf. Schaaren von Aasgeiern
versammeln sich auf grossen gestrandeten Seethieren; Seehunde
und Ottern beleben die unzugänglichen Klippen, und Heere von Strandvögeln
suchen gierig nach den angespülten Fischen und Mollusken.
Mit dem Beginn des Monates Mai verändert sich die Scene; ein
dünner Nebelschleier breitet sich über das Meer und die eigentliche
Küstenregion aus; in den folgenden Monaten wird er immer dichter,
und fangt erst im October wieder an sich zu lichten, und verhindert
so während beinahe sechs Monaten das erwärmende Durchdringen der
Sonnenstrahlen. Zu Anfänge und zu Ende des Winters hebt sich der
Nebel gewöhnlich zwischen 9 und 10 Uhr Morgens etwas, und senkt
sich Nachmittags um 5 Uhr wieder. Im August und September ist
er am dichtesten und bleibt wochenlang unbeweglich auf der Erde
liegen. E r löst sich nie in eigentlichen Regen auf, sondern nur in
einen äusserst feinen durchdringenden Niederschlag, der von den Ein-
gebornen Garua genannt wird. Die von so vielen Reisenden gemachte
Angabe, dass es seit Jahrhunderten an der Küste von Peru nie geregnet
habe, ist mit wenigen Ausnahmen als ganz richtig zu betrachten. Wenn
sich auch die Garua zuweilen in grossem Tropfen niederschlägt als
gewöhnlich, so unterscheidet sie sieh doch vom Regen dadurch, dass
sie nicht aus bedeutender Höhe aus Wolken niederfallt, sondern sich
in den tiefsten atmosphärischen Schichten durch Vereinigung dieser
kleinen Garuabläschen in grössere bildet, und sich langsam und sanft
niederschlägt. Die Nebel überschreiten im Durchschnitte die perpen-
diculäre Höhe von -1400 Fuss nicht, ihre mittlere Gränze ist 800 bis
1000 Fuss, Es ist eine höchst interessante Erscheinung, dass in der
Binnenregion der Küstenregion die Nebel nur sehr selten Vorkommen
und dass aber ihre Stelle die heftigsten Platzregen einnehmen, und dass
die Gränze zwischen Regen und Nebel fast mit mathematischer Gewissheit
angegeben werden kann. Ich kenne mehrere Plantagen, deren
eine Hälfte durch die Garua, die andere durch Regen bewässert wird,
und wo durch eine Mauer die Gränzen sehr genau angegeben werden.
Mit dem Eintritte der Nebel nimmt der grösste Theil der Sandwüsten,
vorzüglich aber die Hügelreihen, welche in Peru unter dem
Namen Lomas bekannt sind, einen ganz andern Character an. Auf
ihnen wechselt ein üppiges Grün mit den glänzenden Farben bunter
Liliaceen. Wie durch Zauberschlag entsteht in wenigen Tagen ein
3 *