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Rau b M h i e r e .
Von den filtern Naturforschern wurden zu dieser Ordnung alle die
Thiere. gezählt, welche drei Arten von Zähnen und einen quer gestellten
Gelenkfortsatz des Unterkiefers haben, und deren Daumen des
Hinterfusses den übrigen Zehen nicht entgegengestellt werden kann.
Es wurde auch die vorhergehende Ordnung dazu gezogen, wiewohl
mit Unrecht 5 später aber davon getrennt.
Trotz dieser sehr wesentlichen Modifikation finden, sich aber doch
immer noch Thiere in dieser Ordnung, die durch den Zahnhau oder
durch den äussern Habitus oder durch beides zugleich streng abge-
gränzte Gruppen bilden.^Es ist diess mit den Familien der Insectivora
und Pinnipedia der Fall, welche mit eben so vielem Recht als die
Cliiroptera als eigene Ordnungen aufgestellt werden können. Für die
Pinnipedia hat es auch Nilson in seinem Entwürfe einer systematischen
Eintheilung der Phoken (vide Wiegmann Archiv 1841. I. p. 501)
vorgeschlagen. Es würde dann die Ordnung der Rauhthiere, die von
Cuvier Tabl. elem. 1797 als Carnivora bezeichnete Abtheilung begreifen,
welche sich vor allen übrigen folgendermassen charakterisirt:
Schneidezähne in - jedem Kiefer sechs ; Eckzähne zwei; Rackenzähne
unbestimmt, aber immer von drei Arten, nämlich erstens. mehrere
comprimirte, spitze, einfache Lückenzähne, welche auf den Eckzahn
folgen; zweitens ein.complicirter Reisszahn, der gewöhnlich aus einem
schmälern Vordertheile und einem hintern Höckeransatze besteht, und
drittens hinter diesem einen oder zwei Mahlzähne, aus (meistens) paarigen
Höckern bestehend, welche eine concave Mahlfläche einschliessen.
Immer ist der letzte Rackenzahn des Unterkiefers sehr klein. Die
Füsse sind Gehfüsse und haben deutliche, meistentheils ganz freie
Zehen; der Daumen kann den übrigen nicht entgegengestellt werden.
GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG.
Das interessanteste Verhältniss, welches uns die geographische
Verbreitung der Rauhthiere in Peru darbietet; ist der gänzliche Mangel
der Insectivora, den . dieses Land mit dem ganzen übrigen südlichen
Amerika gemein hat. Es ist nicht anzunehmen, dass dieselben bis
jetzt den Nachforschungen der Reisenden entgangen seien, denn hei
dem vieljährigen Aufenthalte ausgezeichneter Zoologen, welche die Ostküste
Südamerikas in therologiscker Beziehung so genau durchforscht
haben, müsste doch der Zufall ein Thier dieser Abtheilung bekannt
gemacht haben. Während unseres Aufenthaltes in Peru haben wir als
einziges Zeichen, welches der Vermuthung von der Anwesenheit von
Insectivoren Räum geben könnte, aufgeworfene lockere Erdhaufen, wie
die des europäischen Maulwurfes, gefunden. Nach Aussage der Indianer
rühren dieselben von einem mauseartigen schwärzlichen Thiere her.
Da es uns nie gelungen ist, eines derselben zu erhalten, so bleibt die
Frage eben so unentschieden wie früher, da einige Arten von Hespe-
romys ebenfalls unterirdische Gänge graben. Die Erdhaufen trafen wir
in dem fruchtbaren Thale von Jäuja, wo wir übrigens keinen Nager
gefunden haben.
Von den eigentlichen Rauhthieren haben die Familien der Hunde
und Katzen den weitesten Verbreitungsbezirk, nämlich über alle drei
Striche und durch alle Regionen; die kälteste Cordilleraregion ausgenommen;
ihnen folgen die Genera Ursus und Mephitis, welche zwar
in allen drei Strichen, aber nur in den warmen, gemässigten und kalten
Regionen gefunden werden ; sie verschwinden ganz in der heissen Wald-
region. Im West- und Mittelstriche kömmt das Genus Lutra vor, aber
nur in den warmen Regionen (Küstenregion, obere Waldregion); nur
im, Oststriche, aber in zwei Re gionen (Ceja- und untere Waldregion),
wird das Genus Nasua getroffen; im Oststriche, aber nur in einer
Region (untere Wafdregion), kommen Galictis und Cercoleptes vor;
im Mittelstriche, aber nur in einer Region (Punaregion), die Gattung
Mustelä. Dem Oststriche eigenthümlich ist die Familie der Phoken.
Der Oststrich ist auch hier am reichsten, denn es kommen 14 Rauhthiere
darin vor; im Mittelstriche nur 8 und im Oststriche 9 ; davon
kommen im erstem bis auf die Höhe von 4 0 0 0 ' ü. M. 10 Arten vor,
bis zu 8 0 0 0 ' 8 Arten. Im Mittelstriche von 1 0— 12,000' finden sich
ebenfalls 8 Arten, über 12,000' nur 3 ; vier andere streichen aber noch
zuweilen hinauf. Bei 15,0 0 0 ' ist nur eine Art und auch diese selten
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