Wunderbaren miteinander streiten, miteinander kämpfen, bis Kindespflicht,
Bescheidenheit und jeder Sinn für Scham vergessen ist. Ein Mensch,
welcher einmal auf diese Stufe herabgesunken ist, kümmert sich nicht
mehr, weder um sein V aterland, noch um seinen Fürsten.“ Auch die
Lieder der Edda beschuldigen das Gold als das Grundübel, wodurch die
Zwietracht in die Welt gekommen.
Bei der Rückkehr nach Kanasawa trafen wir auf einem der schmalen
Dammwege, die durch die dortigen Salzsümpfe führen, mit einer jener
feierlichen Processionen zusammen, wie sie bei den Matsuri genannten
Volksfesten gewöhnlich sind, und hatten Mühe, eine Collision zu vermeiden.
Eine lange Reihe kolossaler Wagen, von denen der erste einen
hohen Baum trug, folgte hintereinander. Einer derselben, den vorne die
Figur des Kriegsdämons schmückte, war in verschiedene Etagen abgetheilt,
auf deren mittlerer die Festordner sassen. Dann folgte ein viereckiger
Karren mit den Musikanten, ein anderer mit Kindern, ein verhängter mit
den Priestern, und in der Mitte rollte der Wagen, der den Schrein des
Gottes trug, den Mikosi oder die Sänfte des Kami, dessen Reliquien, Ge-
räthe und Symbole in dieser mysteriösen Lade eingeschlossen waren.
Wie von allen Häusern der Jackunin oder Edelleute längs des Weges,
wehten bunte Flaggen an den Wagen, die ringsum mit Kränzen und
Guirlanden verziert waren. Sie wurden, gleich dem Wagen Krishna’s in
Juggernauth, von frommen Verehrern gezogen und zwar an Strohseilen,
da diesem reinen Naturproduct hier, wie anderswo, zauberkräftiger Schutz
zugeschrieben wird. Die Japaner umziehen die Ceremonienhalle oder
Oho-tabi-tokoro, in der der Gott seinen..temporären Wohnsitz nimmt, mit
Strohhalmen zur Abwehr der bösen Geister, und in der Lausitz werden
in der Christnaeht Felder und Gärten durch Strohseile gegen Behexung
geschützt. Die Localfeste sind zahlreich in Japan, da hier jedes Dorf und
jede Stadt seine Patrone feiert. Allgemein über das Land verbreitet ist
dagegen das Fest des nationalen Sonnengottes Ten-zio-dai-zin, und ebenso
die Jahresfeste des Neujahrs, der Pfirsichblüthen, der Goldblumen, der
Fahnen u. a. m. Auch die Todtenbestattungen sind mit umständlichen
Feierlichkeiten verbunden, deren Leitung aber in den grösseren Städten
gewöhnlich den Mönchen aus Buddha’s Religion überlassen wird.
Druck von G. P ä tz in Naumburg a. d. S.
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