in der Gestalt einer Capellnische mit eingeschnitzten Arabesken
von Drachen, Schlangen u. s. w., während die über dem- (durch
eine enge Treppe erstiegenen) Thore hervorsehenden Balken in
Löwenköpfen endeten. Das Ganze stand auf einem gekreuzten
Pfahlwerk. Die geöffneten Capellen zeigten im Innern zwei
Papierstöcke, auf einem Tische vor dem verschlossenen Kasten
stehend, der nur einmal jährlich boi dem Jahresfeste des Gottes
geöffnet wird. Bunte Gemälde des Berges Fuzi-Yama, eines
Hahnes u. s. w. waren aufgehängt. In der Nähe der Capelle
des Sano-sama (auf dessen Tafel Sainodaigojin geschrieben
stand) fand sich auf dem Lotussitz unter einem Baume die
Steinfigur des Fotoke-sama (mit kurzgeschorenem Haar) und die
sechshändige Steinfigur von Koschin-sama (mit chinesischen
Buchstaben, deren ein neuer mit jedem neuen Jah r zugefügt
wird). In der Nähe der Capelle des Inari-sama (mit Saitschi
inari daimio sin auf der Tafel geschrieben) fand sich die rasirte
Steinfigur des Isakka-sama mit einem Stabe. Die Baumzweige
über der Figur waren in Folge von Gelübden mit Papierstreifen
beknüpft. Wir belohnten das Oeffnen der verschiedenen Thüren
mit einem kleinen Geschenk und folgten dann durch morastige
Reisfelder hingewundenen Pfaden. In einem abwärts gelegenen
Gebüsch fand sich eine Steinfigur, hinter einer Steinlampe. Die
Landhäuser waren von Hecken umgeben. Dünger wurde in
Körben getragen und in Löchern gesammelt. In einem Tempel
war Menschenhaar auf einem Stein aufgehäuft. Das jap a nische
Ningo, auf Anordnung des Mikado eingeführt, wird durch
die Buchstaben des Alphabets bezeichnet. Am Neujahrstage
hängen die Japanesen Hummer zwischen grünen Zweigen, Pflanzen,
Reis, Kohle u. s. w. über den Thüren ihres Hauses auf,
als Symbole von Erfolg und Ueberfluss an diesen Dingen. An
die Figuren des guten und bösen Principes vor den Tempeln
werfen die Japanesen Papierbälle, die stecken bleiben. Bei der
Abendtafel machte ich die Bekanntschaft des Herrn von Brandt,
des damaligen preussischen Consul. Auch Père Maurique und den
Missionär Brown lernte ich kennen.
Auf einem Spazierritt fanden wir Gruppen von Steinfiguren
zwischen den Bäumen eines Hügels. Die Häuser des Dorfes
Odanau erstreckten sich an beiden Seiten der Heerstrasse (To-
kaido). Ein Bach war durch einen Holzbogen überbrückt. Die
zu Kanagawa führende Strasse, an der Häuser zerstreut umherstanden,
sowie Läden und Schenken, waren von Kulies, Gepäck
Reisender tragend, belebt. Durch die Tannenwälder eines aus
sumpfigen Reisfeldern aufsteigenden Hügels kamen wir zu
Dörfern, wo die Arbeiter auf dem Felde thätig waren, und
dann zu dem Tempel von Bokin, auf die verschiedenen Terrassen
des beholzten Hügels in seinen Baulichkeiten vertheilt.
Breite Steinstufen führten zu dem grossen Tempelgebäude, das
mit Stroh gedeckt war und durch Schiebethüren geschlossen.
Zwei Reihen niedrige Sitze (mit Büchern) standen vor dem geschmückten
Altar, der die Tafeln trug. Durch die Parkanlagen
des Hügels führten gewundene Pfade zu den oberen Hügel-
terrassen, aber die dortigen Tempelgebäude waren verschlossen
und keiner der Mönche zu sehen. Zwischen der von Priestern bewohnten
Häuserreihe lief eine von Gärten eingefasste Strasse.
Einige Steintreppen führten zu der Spitze, auf der eine kleine
Capelle stand. Auf dem Rückwege öffneten sich in dem Gebüsch
vielfach freie Blicke au f die Bai von Kan ag awa , in der einheimische
Schiffe vor Anker la g e n , bis sie sich mit der Bucht
von Yokahama und der dortigen Flotte europäischer Schiffe
verband. Einige Edelleute mit einem langen Train von Begleitern,
die zum Theil Ersatzpferde führten, begegneten uns.
An der Strasse war eine Theaterbühne aufgeschlagen, wo mas-
kirte Schauspieler unter Musikbegleitung agirten. Die Fischer
pflegen auf dem Boden des Bootes zu trommeln, um die Fische
in’s Netz zu jagen. In dem Hinterhof eines Hauses fand sich
die mit Schnitzwerk verzierte Holzcapelle Inari’s , mit Füchsen
davor, an den künstlichen Felsen eines runden Wasserbeckens,
das umpflanzt war.
Durch die Strassen der Stadt schlendernd, traten wir in
eins der Badehäuser, bei denen derselbe Eingang, in dem der
Einnehmer sitzt, zu dem der Männer und dem der Frauen führt,
nur durch eine halb offene Wand von einander geschieden. Um
in jenes zu gelangen, musste man erst dem dieser vorübergehen,
und da die Kleidergestelle der Frauen unmittelbar neben der