
 
		stellern  nicht  gekannt  w aren,  indem  ihre  Berichte  sich  auf  das  spätere  
 (semitische)  Reich  bezogen,  aus  dem  (nach  Rawlinson)  kein  Königsname  
 vor  dem  des Bel-lusch  aufgefunden  ist.  Die Arier hätten  dann  in Bactrien  
 ebenso  die  Sprache  ihrer  Vorgänger  in  den  Hintergrund  geschoben,  wie  
 die  Chaldäer  (2000  a.  d.)  die  der  Meder,  die  in  Mesopotamien  gleichfalls  
 von  Zoroaster  (bei  Berosus)  geführt  werden,  und  der  Name  der  Meder  
 würde  hier -eine  unbestimmte  Bezeichnung  turanischer  Nomaden  (oder  
 Scythen)  vertreten,  während  die  (mit  Dejoces  oder  doch  mit  Cyaxares)  
 geschichtlichen Meder  ursprünglich  (als  den  Eroberern Bactriens  oder  den  
 Alt-Persern  verwandt)  Arier  hiessen,  da  sie  in  Folge  zeitweiser  Unterjochung  
 durch  die  von  Zohak  beherrschten  Saken  (Sythen)  oder  Mad  
 (deren  Joch  in  Bactrien  durch  Feridun  oder  Afridun,  Repräsentant  der  
 seif Perseus  als  Perser  bezeichneten  Afarti,  abgeworfen  wurde)  ihren  
 Namen  von  dem  herrschenden  Stamme  erhielten.  Der  Drachentitel  
 Dahak  der  Saka  oder  Hakka  kennzeichnete  deshalb  auch  den  Namen  
 ihrer Könige,  Dejoces sowohl,  wie  (nach Moses Chor.) Astyages  (Aj-Dahak),  
 während  Phraortes  (Frawartisch)  und  Cyaxares  in  Folge  feindlicher  Berührung  
 mit  den  Scythen  sich  schon  den  persischen  Ariern  genähert  
 'hatten  (und  die  Liste  des  Ktesias  auch  für  die  übrigen  auf  solche  Beziehungen  
 hindeutet).  Bei  Cyrus’  Eroberung  mögen  Vor-Arier  die  grosse  
 Masse  des  Volkes  gebildet  haben,  während  über  sie  (wie  noch  jetzt  im  
 persischen  Teheran)  eine  turanische  Dynastie  herrschte,  und  Cyrus  war  
 dann  im  Lande  der  Anarier  geboren,  wie  in  altpersischer  Sage  Cai  
 Chosru,  Sohn  der  Frankis  (Tochter  des  Afrasiab).  Der  durch  die Kriegszüge  
 des  Ninus  verbreitete  Ruhm  des  altassyrischen  Reiches  strahlt  bei  
 den  Bactriern  in  dem  Glanz  des  Jemschid,  der  die  sieben  Provinzen  
 Asiens  von  dem  durch  ihn  (nach  dem  Jiameh-al-tavarikh)  gegründeten  
 Istakhar  oder  Persepolis  aus  unterwarf und  durch  seinen  Namen  an  den  
 frommen Jima  anknüpft,  der  die  Vorfahren  aus Airyanem vaejo,  die Quelle  
 oder  Heimath  der  Arier  (gleichsam  ihre  vagina  gentium),  ausgeführt,  
 v   Hier  sind  indess  zwei  Legendenkreise  über  einander  geschoben,  die  
 sieh  nur  theilweise  decken.  Die  ursprüngliche  Mythe  der  Bactrier  betrachtet  
 die  Arier  als  Autochthonen,  deren  Königreich  (gleich  dem  nach  
 dem  (Muster  des  Bienenkorbes  geordneten  Litthauens)  aus  heimischem  
 Boden  hervorwuchs,  als Cajomarth  seinen Thron  auf den Bergen  errichtete.  
 Die  heilige  Sage  von  dem  geschützten  Paradiesberge  und  dem  Exodus  
 von  dort  wird  den  Ariern  Mediens  angehört  haben  und  ihnen zugebracht  
 sein  durch  ihre  turanischen  Eroberer  (die  Kiat  und  Derlighin),  als  an  
 das  ursprüngliche  Gebirge  Erkene-Koun  geknüpft,  wo  Kian  und  Teguz  
 einen  lieblichen  Aufenthaltsort  fanden  (s.  Khondemir).  Als  später  nach 
 *)  Das  Sakäenfest  deutete  auf Uebereinkunft,  wie  sich  die Mariandyner  den  griechischen  
 Colonisten  vertragsgemäss  zu  eigen  gaben,  und  so  die  Thessalier  nach  (malayischen)  Adat  
 (Scherzfreiheiten  der  Saturnalien  erlaubend). 
 Vereinigung  mit  dem  medischen  Reiche  auch  die  Bactrier  diese  Sage  
 adoptirten,  versetzten  sie  dieselbe  in  die  Heldenzeit  Feridun’s,  indem  der  
 Sieg  über  Ilkhan  dem  Tur  vindicirt  wird.  Die medischen Arier  hingegen  
 assimilirten  ihrerseits  eine  der  naturwüchsigen  Staatenentstehung  unter  
 Cajomorth ähnliche Erzählung,  in  der  des  Richters Dejoces,  der  aber  bald  
 in  die  prächtige  Residenz  eines  mit  strenger  Etiquette  umgebenen  
 Erobererkönigs  hinübergeführt  wird,  den  er  schon  durch  seinen  Namen  
 bezeichnet  hatte.  Der  Einfall  des tyrannischen Zohak,  Neffe  des Schedad  
 (Sohn  des  Ad),  geht  von  Arabien  aus,  und  Arabien  genannte  Länder  
 zeigen  sich  auch  später  vielfach  als  secundärer  Ausgangspunkt  der  östlichen  
 Nomaden,  die  sich  auf  dort  gegründete  Herrschersitze  stützen  und  
 Beziehungen  mit  Indien  vermitteln. 
 Die  alte  Hauptstadt  Japans*) 
 Yeddo,  die  gegenwärtige Hauptstadt  Japans,  ist  eine  neue Schöpfung.  
 Zur  Zeit,  als  die  Thaten  Joritomo’s  das  Inselreich  mit  ihrem  Ruhme  
 füllten,  stand  der  Thron  in  Kamakura,  und  dort  findet  sich  auch  das  
 Grabmal  dieses  ersten  der  weltlichen  Kaiser. 
 Von  Yokuhama,  der  europäischen  Niederlassung,  begiebt  man  sich  
 dorthin  über  Kanasawa,  ein  an  der  Mississippibai  gelegenen  Städtchen,  
 das  zu  Wasser  erreicht  werden  kann.  Vom  Ufer  aus  führt  ein  Reitweg  
 durch  niedrige  Gehölze,  die  sich  kupplige  Hügel  hinanziehen  und  auf  
 der  Spitze  derselben  Durchblicke  gestatten  in  angebaute Thäler  ringsum,  
 sowie  eine  freie  Aussicht  auf  das  Meer.  Dort findet sich ein japanesisches  
 Theehaus,  zeltartig  aufgeschlagen,  um  die  Vorüberziehenden  mit  E rfrischungen  
 zu  versehen,  und  sie  zum  Ankauf  eines  Planes  von  Kama-/  
 kura  mit  seinen  Tempeln  und  heiligen  Stätten  zu  überreden.  Erfahrene  
 Reisende  lassen  sich  aber  nicht  mit  solchen  Zwischenhändlern  ein,  da sie  
 sich  in  einem  kleinen  Stündchen  in Kamakura  befinden  werden  und  dort  
 das  Benöthigte  an  Ort  und  Stelle  verschaffen  können.  Ausser diesen  gedruckten  
 Wegweisern  miethen  sich  die  truppweise  ankommenden  Pilger  
 auch  gewöhnlich  einen  Cicerone,  damit  er  ihnen  die  bequemsten  Pfade  
 in  den  Tempelanlagen  zeige  und  bei  der  Ausdeutung  der  verschiedenen  
 Merkwürdigkeiten  die  nöthigen  Erklärungen,  historischen  oder  mythologischen  
 Inhaltes,  beifüge.  Von  der  Pracht  der  alten  Residenzstadt,  die  
 Yoriyosi,  das  Prototyp  des  Kriegsgottes  Fatzman  (nach  Unterdrückung  
 der  nördlichen  Rebellen  im  Jahre 1050)  gründete,  ist  nur  wenig  mehr  er- 
 *)  Illustrirte  Deutsche Monatshefte  XXIII,  133,  Oct.  1867  (s.  S.  482).