Ma n i l l a .
Am 19. Mai gingen wir in See, sahen am 21. die Erhebungen
der Insel Isilliton, am 22. die Hügel auf Borneo und
liefen am 28. Mai in Manilla ein, um vier Uhr Nachmittags
Anker werfend. Die Schiffe liegen ziemlich weit .von der Stadt,
wenn sie nicht die Barre des Passig-Flusses passiren können.
Der Kriegshafen ist in Cavite. Ich logirte mich in der von
einem Deutschen gehaltenen Fonda San Fernando ein und suchte
dann das mir schon von meinem früheren Besuche 1853 bekannte
Handelshaus Jenny & Co. auf, um mit Herrn Germann (Theil-
haber dieser Firma) die Art und Weise zu besprechen, wie die
kurze Zeit unseres Aufenthaltes am besten verwerthet werden
würde. Nachdem die nöthigen Sachen eingekauft waren, brachte
mich Herr Germann am nächsten Nachmittag in seiner Equipage
nach einer Stelle des Passig-Flusses oberhalb der Stadt, wo ein
für mich eingerichtetes Boot mit den gewöhnlichen Aussenrechen
und Segeln bereit lag. Um acht Uhr Abends setzten wir uns
in Bewegung und fuhren zwischen den Lichtem, die von beiden
Seiten der Ufer aus den Häusern hervorschienen, der Laguna
zu. Um die die Einfahrt erschwerenden Untiefen zu vermeiden
war durch Goicoechea ein Kanal von Guadelupe nach Pateros
projectirt. Beim Erwachen am nächsten Morgen befanden wir
uns auf dem See und erblickten jenseits der aus den heissen
Quellen der Los Banos aufsteigenden Dämpfen den in vier
Spitzen sich erhebenden Berg Maquiling. Nach der Landung
liess ich mich zu der sogenannten Laguna encantada (der bezauberte
See) oder (bei den Tagalen) Tagaton (tag a t oder See)
führen, ein durch eine niedrige Erhebungslinie von der grossen
Laguna*) abgeschlossener See, der am Fusse eines hohen Bergnickens
in dichter Vegetation begraben liegt. An’s Boot zurück-
gekehrt, ruderten wir nach dem Dorfe Los Banos, wo neben
dem Hause des Pfarrers die heissen Quellen, Menit (heiss) von
den Tagalen genannt, aus der Erde hervorbrechen und in Reservoirs
abgeleitet sind, um den Kranken zu Bädern zu dienen.
Die Häuser mit horizontal gelegten Firsten im pyramidalischen
Dache stehen vom Boden erhaben. Die meisten an der Strasse
gelegenen waren als Läden eingerichtet. Die durch ihren langen
und dichten Haarwuchs ausgezeichneten Frauen tragen ausser
dem von der Taille herabfallenden Gewände eine kleine Jacke,
die aber nicht ganz bis zu jenem hinabreicht. Die Männer sind
in kurze Hosen gekleidet. Der runde Bambushut der Indianer
ist oft mit silbernen Zierathen geschmückt.
Um vier Uhr Nachmittags wurden die Segel zur Abfahrt
aufgehisst und fuhren wir in den von Bergen und Hügelreihen
umzogenen See hinaus. Als die Dunkelheit hereinbrach, entzündeten
sich Lichter am Ufer, die auch von den au f Bergabhängen
des Innern gelegenen Klöstern herabschienen. Um 9 Uhr
Abends erreichten wir die Rhede von Santa Cruz, doch zwang
uns das Hache Wasser, in beträchtlicher Entfernung vom Lande
*) Die Laguna de Bay (zwischen 36-—37 Leguas) schliesst die Insel Talin
ein, die die- Strasse von Quinabutazan herstellt ( '/, Legua breit) und bildet die
Ausbuchtungen von Rinconada und Baybay. Ihre Erhöhung über dem Meere
beträgt 58 Fuss 15 Zoll. Der Austritt des Passig hat eine ungefähre Breite von
zwei Leguas von der Spitze Taytay bis zu der von Buting, und zwischen den
Mündungen liegen die Inseln Tagui und. Agonoy, verschiedene Kanäle bildend.
Zwischen Talin nnd der Spitze Jalajala beträgt die Breite etwa zwei Leguas,
von da bis Pila etwas weniger. Die elf Lagunen bei San Pablo de Batangas sind
voll von CrÖGodiien. Nach Arenas finden sich in der Laguna die Kirchenruinen
des früheren Dorfes Laguna, das jetzt weiter im Innern liegt. Der Geistliche
Pedro Bautista liess zuerst (1590) bei den Banos de aguas calientes y minerales
hei Mäinit an der Laguna (mit dem kalten Fluss Dampalit nahe) Bequemlichkeiten
für Kranke bauen (Juan de la (Toncepciori).
B a s t i a n , Reise V. 1 '