Thür standen, so hatten dieselben beim Herauskommen aus dem
Bade kein anderes Gewand, als das Eva’s , ehe sie ihr eigenes
wieder herabnehmen konnten. Wir fanden das Bad voll von
Mädchen (zum Theil vielleicht die Insassen eines nahe gelegenen
Theehauses) *) und waren diese um das gemeinsame
Waschbecken gelagerten Naiaden theils damit beschäftigt, sich
selbst zu waschen, theils in den Händen eines Badeknechtes,
der ihnen mit Bürsten und Tüchern den Rücken abrieb. Da
wir eingetreten waren, hatten wir auch das Badegeld zu entrichten,
eine unbedeutende Kupfermünze. Statt aber dem nach
ihrem Departement hindurchgehenden Männern zu folgen, zögerte
unser Führer, der als Künstler zu Modellstudien verpflichtet zu
sein behauptete, so lange an dem Kleiderschrank, dass er uns
fast gezwungen h ä tte, die Rolle Krishna’s auf dem Baume zu
zu spielen, als er den Milchmädchen die Kleider gestohlen.
Ganz ohne Verlegenheit ging es für die jungen Japaneserinnen
nicht ab, doch trugen sie durchschnittlich eine grössere Nonchalance
zur Schau, als ihre Gegenfüsslerinnen bei gleicher Gelegenheit
gezeigt haben würden.
Donner und Blitz wird durch einen Riesen verursacht, der
mit einer Eisenkeule in die Wolken schlägt. In die Sonne ist
ein Huhn, in den Mond ein Kaninchen gemalt, Reis reinigend
mit Stösser und Mörser. In der Schule (Gakkamonzo) von Sedo
(in Yeddo) ist die Figur des Kusi (Confutzius), als des Patrons
der Gelehrsamkeit, aufgestellt. Wenn die Knaben mit sieben
Jahre die Schule betreten, so lernen sie für die ersten drei Monate
das Hiragana und dann die grösseren Charaktere des
Gjotscho, in Mischung des Chinesischen mit Hiragana, nur selten
dagegen die kleineren Charaktere das Kaitscho. Das Katagana
wird den Mädchen gelehrt. Die Priester der buddhistischen
Tempel (tira) heissen Oscho, die der Sintu-Tempel Kamnus.
Auf Grabsteinen im Friedhof zu Yokuhama finden sich Inschriften
in Tiensiko-Charakteren. Die Geschichte Chinas findet
*) Allez coucher chez le baigneur équivalait à passer la nuit dans un mauvais
lieu (Dufour).
sich in dem Tschin-jio genannten Buche beschrieben. Der
grösste Gott der Sinto-Religion ist Ten sho-ko-dai-jin-gho, früher
ein Kaiser. In jedem Hause findet sich ein Holzgötze des Ho-
toka, in einer Nische (to danna) aufgestellt und dort durch
Frauen und alte Leute verehrt. Die Gottheit der Sonne heisst
(Tinto-sama) Tien-oh-sama (Himmels gemeinsamer Herr) oder
Nitsche-ri-no-sama (der Sonne heller Herr) und wird, weil männlich,
von Männern verehrt. Die Gottheit des Mondes, Hotzki-
sama genannt, wird von Frauen verehrt, weil weiblich. Jeder
Japanese, wenn er morgens aufsteht, betet (nach dem Waschen
des Gesichts) zu der Sonne, indem e r um Reichthum und Gesundheit
bittet (wealth and hèalth). Dai-jin-gho (der erste Mensch)
kam aus einem gespaltenen Baum herfor und bevölkerte das
von Isananagimikotto geschaffene Japanerländ, wo Tenshodal-
sin als erster Kaiser herrschte. Jeder Kaiser Japans heisst
Tienshi (Himmelsohn). Das Land der dunkeln (schwarzen) Gesichter'(
wie Jav a und Nachbarschaft) heisst Krambo bei den
Japanesen. Auf einer japanischen Karte*) lag das Königreich der
Weiber (Nujingko) zwischen Indien und Moskau. Zwischen Indien
und Japan fanden sieh die Länder Toquin, Kose, Toroh, Hing-
tang, Annang, Tang,, Liko, Smandara, nebst den Inseln Manera,
Amacho, Russerò, Cera, Enna, Makarosav, Fruneki. Südlich
lagen die Inseln Dai-Java (Gross-Java) und Ko-Java (Klein-
Java), nördlich England u. s. w.
Konitokotatschimikotto theilte zuerst die Ten-shi-jin oder
Himmel (tan], Erde (shi) und Mensch (jin). Jap an hiess anfangs
Aschawarikokke, aber nachdem die Berge geebnet waren,
um bewohnbar zu sein, wurde es Jamato (Wurzel oder Thal der
Berge) oder Jama-ato genannt.
Bei Totskano-hanno (die Höhlen von Totskano) finden
sich Höhlen mit Sculpturen verziert. In der Trauer lassen die
Japanesen ihr Haar lang wachsen. In den Wirthshäusern
*) Du Pin liess sich die chinesischen Namen japanisch lesen und brachte
dann die einheimischen Karten mit den auf europäischen Seekarten bestimmten
Punkten in Uebereinstimmung. Les cartes japonaises indiquent: 68 provinces,
537 cantons, 21,805 villes où villages, 159 forts ou châteaux.
Ba s t i a n , Reise V. 31