Auf dem Rückwege sahen wir in einer Nische an der Strasse
eine kahlköpfige Figur, vor der Opfergaben lagen. Die Japanesen,
erzählte mir mein Begleiter, haben Tempel ftir jedes besondere
Körperglied, für Nase-; Augen u. s. w. und beten zu denselben,
je nach den durch Krankheiten afficirten Theilen. In den öffentlichen
Häusern wird ein Phallus verehrt. Im Hause jedes Privatmannes
findet sich eine Capelle für den Daisinghu, als der
Palast des grössten Gottes, dessen Name auf Täfelchen geschrieben
steht. Als Sonne oder Kamisan ist Daisinghu (der Sohn des
Isa-namin-no-mikatto) der Ahnherr der ununterbrochenen Linie
von Mikados, die jeden Morgen zu ihm betend, sich gegen seinen
Sitz wenden in der Provinz von Itsuma, von wo alljährlich
Packete mit Holzsplitter des heiligen Baumes über Japan verbreitet
und verkauft werden. Er führte den Ackerban ein und
lehrte, während seiner Regierung, Künste und Wissenschaften.
Nach einem Todesfall legen die Japanesen den zusammengebündelten
Leichnam in einen topfähnlichen Sarg-, der von den Priestern
gesegnet wird, und beginnen dann ein anfangs sehr
strenges F a s te n , das erst später Fische erlaubt. In einer der
Strassen hörte ich ein bekannt vorkommendes Geräusch und
sah beim Umherblicken durch das geöffnete Fenster au f. einen
Fechtboden, wo Meister und Schüler in Drahtmasken mit zweihändigen
Schwertern, die gleichzeitig zum Hieb und Stich
dienten, gegen einander ausfielen oder parirfen.
Am nächsten Tage besuchten wir einen einheimischen Buchhändler,
der uns verschiedene seiner illustrirten Werke vorlegte,
sowie einen Laden zum Verkauf von Porcellansachen.
Die japanischen Frauen begrttssen durch eine tiefe Verbeugung,
indem der ganze Oberkörper an der Mitte der Taille
niederklappt, im rechten Winkel zum aufrecht bleibenden Untergestell.
Kinder werden auf dem Rücken getragen. Im Regen
bedecken sich die Japaner aus dem gewöhnlichen Volk mit
einem Stroh Überwurf (wie die Bubis in Fernando Po), während
für bessere Stände ganz praktische Regenüberzieher aus Papier
gefertigt werden. Die Katzen in Jap an sind durch ihren eingeknickten
Schwanz auffällig, und die Hunde durch den starrenden
Haarwuchs. Um etwas anzudeuten, was etwas besonRndsdo
wo-ki.
ders Ausgezeichnetes oder Grosses im Menschen bedeuten soll,
erheben die Japanesen den Daumen. Die Baumgruppen auf den
Spitzen cultivirter Hügel werden dorhin gepflanzt, um Regen
anzuziehen.
Der Arzt des holländischen Consulates, Dr. Baudouin, führte
mich in dem japanischen Consulat umher, das seiner Leitung
anvertraut war, und wo er im Vorlesungsraume die kahlköpfigen
Aesculapssöhne unterrichtete, die sich dort versammelt hatten,
ln der Nähe von Brunnen sind auf den Strassen hohe Leitern
hingestellt, mit einem Dach auf der obersten Staffel, um dort
f ü r Feuer auszublicken. Eine Strassen-Capelle des bei Augenkrankheiten
angerufenen Jisosan war Nachts mit aufgehängten
Papierlampen erleuchtet. Unter einem schwarzen Steinbogen
imit weissen Adern durchzogen) führten Treppen zum Tempel
des Kiomitz, mit einer Capelle im Hofe. Die Wohnungen der
Bonzen stiessen an das Hauptgebäude, und mussten beim Eintritt
die Schuhe zurückgelassen werden. Draussen hing das Gemälde
einer Courtisane, im Innern stand auf dem Altar der
verschlossene Kasten des Quannon. Qben seitlich war das
Bild des Windgottes oder (Futing) Kadjeno gestellt, als ob
sich von seinem Sitze erhebend, mit vorwärts gestreckten Händen.
E r war weiter unten von einer Schaar festlich geschmückter
Götter umgeben, die Kronen oder Diademe auf ihren Häuptern
trugen und Schwerter oder Lanzen in den Händen. Ringsum
brannten Lampen. Ein alter Priester brachte auf Nachfragen
ein Buch, Budsdo-wo-ki betitelt, das die zum Theil einheimischen,
zum Theil Indien entlehnten Götter des japanischen Pantheon
zeigte, und die Namen im Chinesischen unter Beifügung der
japanischen Aussprache waren Uber jedem mit Sanscritbuchstabeu
geschrieben. Die ersten drei Figuren waren Jikara-daiso (mit
starrendem Haarwuchs), Sinda-daiso (mit Scepter) und Haira-
daiso (mit einem Bogen). Andere Figuren des Buches waren
der vielarmige Fginjinimeh auf fünfköpfigem Elephanten, Usoni-
schai-schiosung, von dessen vier Köpfen drei dargestellt waren,
Bisamondeng (mit einem Speer), Dairitch-novai (auf einem Lotus,
als Repräsentation der Sonne), Katsu-u-schinning (auf einem
Ochsen), Kamiua-sama (eine Kette haltend), Amida auf Lotus mit