Schlussfolgerung, dass die über die Empirie hinausgehenden Untersuchungen
erst dann wieder in die Hand gencnmen werden dürfen, wenn wir
das Gesammtgebiet der Naturwissenschaften im abschliessenden Ueberblicke
erforscht haben und die makrokosmischen Gesetze deutlich in denen der
Psychologie, als im eigenen Bewusstsein, sich widerspiegeln sehen.
Man hat für lydische Sagen, die durch Herakles als Ahn, den Westen
zum Ausgangspunkt für die weit älteren Reiche im Osten machten, keine
vernünftige Erklärung finden können, weil man übersah, dass die geschichtlichen
Strömungen, der Configuration ihrer geographisch geschlossenen
Becken gemäss, sich in kreisförmigen Strudeln durcheinander-
schlingen müssen und deshalb vielfach aus jüngeren Anschwemmungen
nach ihrer Quelle zurückfliessen mögen, wenn historische Katastrophen die
Umstandverhältnisse ändern. Wenn im Mittelalter Osmanen aus dem
Westen herbeiziehen, um Länder Mesopotamiens zu erobern, die früher
von Seldschukken beherrscht waren, so möchte ein derartig gegen den
Wind gesteuerter Curs denjenigen in Verlegenheit setzen, der aus abgerissenen
Notizen nur so viel erkennen konnte, dass die Seldschukken ebensowohl
Türken seien, wie die Osmanen, und der nun, aus dem früheren
Alterthum jener, vielmehr eine Bewegung von Osten nach Westen folgern
sollte. Die scythischen Völkerstämme in geschichtlich düsterer Vorzeit
sind häufig genug durch ebensoviel Jahrtausende getrennt, wie Seldschukken
und Türken durch Jahrhunderte, aher dennoch wird es Manchem schwer
zu glauben, dass auch gelegentlich eine Aenderung mit der Windrose
eingetreten und die Brise mitunter von Osten nach Westen abgesprungen
oder, sei es durch Nord, sei es durch Süd, umgegangen sei. Obwohl die
unseren jetzigen Hülfsmitteln nach zuerst erkennbare Nomadenbewegung
sich von den Kämpfen Chuandi’s mit den Steppenbewohnern an (2700 a. d.)
über Mesopotamien, als medischer Einfall Zoroaster's (2400 a. d.) bis nach
Aegypten unter dem Namen der Hyksos oder Mene (2300—1700 a. d.)
I fortsetzte, also in deutlichen Etappen von Osten nach Westen ging, so
w a r doch die Bahn weiteren Fortschrittes gehemmt, so bald man Libyen
nördlich von der Sahara durchlaufen, unter Herakles Führung, oder wie es
die Lieder von seinem asiatischen Heere besingen, von Hispanien herüber.
\E s lassen sich in den orientalischen Mythen vier Traditionen unterscheiden,
von denen die semitische Version (augenscheinlich die jüngste)
an die biblischen Patriarchen anknüpft, von den Söhnen Noah’s Sem
(oder antediluvianisch: Seth) als Ideal aufstellt, Japhet’s Geschlecht eine
indifferente Mittelstellung einräumt, aber die schwarzen Nachkommen des
Cham und seines Sohnes Khus in den Abgrund des Bösen stürzt. Ihr
gegenüber wird die ägyptische Version gestanden haben, von der nur
wenige Bruchstücke erhalten sind, aber doch genug, um zu erkennen, dass
der in Asien gefeierte Seth durch sie in den feindlichen Gegensatz des
Typhon verkehrt wurde. Die durch Japetos und weiter durch Javan oder Ion
repräsentirten Genealogien der Hellenen führen nach Europa hinüber. Die
persische Tradition ist später durch die arabische influencirt worden und
hat dann die semitische Scala zur Unterscheidung der Licht- und Dunkelgestalten
angelegt, da sie die durch die Einschiebung der Fluth nöthig
gewordene Wiederholung der adamitischen Dreitheilung in Noah vermeidet
und durch den an der Spitze ihrer Reihe stehenden Kayomorth*) direct an
die erste Schöpfung anknüpft, ohne weitere Unterbrechung. Von gleicher
und wahrscheinlich noch weiter ausgezogener Länge wird die ägyptische
Mythe gewesen sein, die in den Zeiten der Hor-Schesu auf die Schöpfungswesen
eines dreifachen Kreisringes zurückgeht, wie die chinesische von
den menschlichen Kaisern (Jin-hoang) auf die irdischen (Ti-hoang) und
weiter auf die himmlischen (Tien-hoang). Die semitische Tradition zeigt
sich eben darin als die jüngste, dass sie ihren eigentlichen Ansatzpunkt
erst mit der Fluth erhält, und die Spiegelung des noachischen **) Stamm*)
Bel der Theilung unter Tritan’s oder (später) Feridun’s Söhne repräsentirt der in der
Zuertheilung Irans bevorzugte Irij die japetische Race, wogegen mit dem feindlichen Turanier
(Turan) Selm zusammengestellt wird, der nicht, wie gewöhnlich dargestellt, die Türken vertritt,
sondern die Semiten. Die Gegner sind nicht afrikanische, sondern scythisch-bactrische Kushiten.
Das Targum Jonathan hat zur Menschenschöpfung (in der Genesis) den Zusatz: Creavit hominem
rufum, nigrum et album. Die Abkömmlinge von Negern und Indianern (Casiboca in Brasilien)
heissen (wenn schwarz) Cafuso oder (bei den Indianern) Tapanhuna. Zak ist weiss (Quichd).
**) Nach der Landung des Xisuthrus in Armenien nennt die berosische Sibylle als Fürsten
der Erde Zerouan, Titan und Japhet, die Moses von Chorene mit Sem, Cham und Japhet zusammenstellt.
Nach ihrer Theilung der Erde erhob sich als Herrscher über die Anderen Zerouan,
den der bactrische oder medische König Zoroaster den Anfang und Vater der Götter nennt.
Beim Kriege des Titan und Japhet gegen Zerouan vermittelte ihre Schwester Asdghig den
Frieden, so dass Zerouan Herrscher blieb, doch kam man überein, damit die Macht nicht in
seiner Nachkommenschaft fortgehe, dass kein Kind männlichen Geschlechts am Leben bleiben
solle, und die furchtbaren Titanen erhielten den Auftrag, über die Entbindungen der Frauen
Zerouan’s zu wachen. Nachdem schon zwei Knaben getödtet waren, gelang es Asdghig die
Titanen zu bewegen, die Uebrigen am Leben zu lassen, die nach Westen gebracht wurden, auf
den Tutzenguetz (Ausschuss der Götter) genannten Berg oder den Olymp (s. Moses Chor.).
Nach Agathanges war Asdghig die Gattin des armenischen Gottes Vahaku. Nach Thomasr
Ardzrouni bemächtigte sich Titan (nachdem er Zerouan besiegt) Babylons. Assur, der Ninive
baute, war der dritte Nachkomme Sem’s , wie Zerouan der fünfte des Ksisauthros (Xisuthros)
und Ninus der zweite Sem’s und Charn’s. Ninive gehörte in Wirklichkeit zum Besitzthume
Sem’s. Nach dem Chaldäer Ariston stammte Ninus vom Sohne Cham’s (s. Moses Choi\). Wie
der ■ Ammoniter Achior war Holofernes (Feldherr des Nebukadnezzar von Ninive, der den Meder
Arphaxad von Ecbatana besiegt hat) aus Chaldäa über Mesopotamien nach dem Gebirge
Harans gekommen, von wo sie nach Aegypten zogen und durch die Wüste zurückkamen. Als
Judith in das fremde Lager ging, nahm sie Speise und Getränk mit, um sich rein und sündenlos
zu halten. Og von Basan, der zu Astliaroth und Edrei sass, war noch übrig von den Riesen,
die Moses vertrieb. Agni (ignis) oder (slavisch) ogan entspricht dem ägyptischen Pthah, als
§T]fiiovoyos (opifex mundi). Nach Moses von Chorene wird in der Bibel von den Titanen
und Raphalm gesprochen. Die Iüdier sammeln das Gold der im Boden grabenden Ameisen
(nach Herodot), als Pippiliko oder Ameisengold, wie (nach Wilson) das von Klein-Tibet
kommende Gold heisst, weil durch die Ameisen biosgelegt, wie (nach Tzschuk) auch die Araber
glauben. Nearchus wollte ein Fell solcher Ameisen gesehen haben und der Ungkhan (Priester
Johannes) spricht (XII. Jahrhdt.) von den goldgrabenden Ameisen in seinem Lande (Manis
Pente da Azla oder Pengolin). Nach de Thou wurde vom Sliah von Persien als Geschenk