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Orus (oder Horus) in ihren Namen verwandten Persönlichkeiten, wie Orion,
Qrius (Sohn der Zauberin Mycale) u. A. m. eine zweideutige Rolle. Dem
Hause des Agenor steht Zeus feindlich gegenüber, aber Kadmus, der sich
aus seiner Verwandtschaft losgesagt und in Griechenland nationalisirt hat,
wusste sich ein bleibendes Anrecht auf die Gunst des dortigen Götterherrn
zu erwerben, indem er ihm gegen seinen eigenen Doppelgänger Typhon
behülflich war, die zerschnittenen Sehnen wieder zu erlangen (s. Olympiod.).
Wenn wir von Ariern Mediens, Bactriens, Persiens u. s. w. reden,
so sind diese Definitionen genauer zu präcisiren. Der als .arisch charakteristische
Typus unserer jetzigen Auffassung ist eine geschichtliche
und verhältnissmässig späte Bildung, die nur nach dem Durchgänge
mancherlei Uebergangsstufen diejenige feste Gestaltungsform
erlangt hat, die sich dann unter weiteren Wechselfällen unverändert
zu bewahren vermochte. Die als geographische Provinzen umschriebenen
Länder Bactrien, Medien und Persien müssen von ethnischen
Repräsentanten bewohnt gedacht werden, die den Grundstamm der späteren
Arier (wie die Aboriginer Mesopotamiens den der Semiten) ab-
gaben, die aber selbst noch keine Arier waren und höchstens als Halb-
Arier oder Vor-Arier bezeichnet werden könnten (ihre nähere oder engere
Verwandtschaft untereinander vorläufig vorausgesetzt). Das gemeinsame
Band, das sich später in weiterer Einigung um die grosse Familie, der Arier
schlang, weist auf ein bewegliches Reitervolk hin, das ferne Strecken
durcheilte und mit homogener Färbung überzog. Wir finden nun die
historischen Bewegungen Asiens stets von zwei Punkten aus dominirt in
dem durch die Weite seiner Ausdehnung mächtigsten Areal ethnisch-geographischer
Wirkung, wie sie durch das grosse Tiefland zwischen Altai
und Thiansehan, die Gobi im Osten und die Seenzone im Westen geboten
wird. Die dortigen Nomaden sind von jeher das Ferment gewesen, um
Neues schaffende Umwälzungen hervorzurufen und die an Ueberfeinerung
des Luxus kränkelnden Culturstaate periodisch durch ihr frisches Wüstenlut
wieder zu beleben. Die allgemeine Physiognomie dieser Nomaden
ist ■eine so gleichartige, dass sie auch häufig unter den Generalisationen
derXTataren, Saken u. s. w. in Eins gefasst worden sin d ; bei genauerer
Betrachtung erkennt man indess zwei markirte Typen, die stets neben
einander auftreten, obwohl unter verschiedenen Namen, und von denen
sieh der eine, jetzt als mongolisch bezeichnet, stets bis zu den (vor Fi-
xirung durch die Mauer) wechselnden Grenzen Chinas erstreckte, der andere,
polarisch tingirt, am Ui auftrit mit reinem Habitus, dann unter afrikanischen
Nomaden Posto *) fassen und, von dem dort gegründeten Reiche
*) Von den Ryhanlu-Turkmanen (bei Aleppo) leiten sich die Serigialar ans Maaden, die
Cheusln ans der Nachbarschaft von Badschazze, die Bahaderto von den El Simonsbergen und
die Halalis von Barak her (Burckhardt'. Das Zelt oder die Hütte eines Turkmanen ist immer
von drei bis vier anderen umgeben, von den Fellahs (Bauern, die in den verlassenen Dörfern
aus, neue Züge unternehmen. Wäre nun dies die Eroberung, die in Mesopotamien
als Dynastie der arabischen Könige spielt, so fielen sie mit der
Suprematie des oberen Aegypten über das von den Hyksos befreite Delta
zusammen unter Thutmes III., von dem man deshalb jene als Satrapen
eingesetzt annimmt. Ihr Sturz geschieht durch Ninus, während die armenische
Sage unter der vorangehenden Dynastie des Belus den Stammvater
Haig Dach dem Ararat wandern lässt. Im südlichen Ural, wo die
verschiedenen Wanderstämme Zusammentreffen, tragen die Kirgisen am
meisten den apathisch flachen Gesichtsausdruck *) der einförmigen Stgppe,
nur durch ihre blonde Färbung von den gebräunten Mongolen verschieden,
wogegen die den letzteren philologisch und geschichtlich näherstehenden
Kalmükken durch ihr längeres Verweilen in der Nachbarschaft kaukasischer
Völkerschaften und in Folge der Mischungen mit denselben schon beginnen,
die spitze Physiognomie anzunehmen, die sich bei den Baschkiren,
als älteren Bewohnern desselben Bodens, noch schärfer geschnitten zeigt.
Ein deutliches Anzeichen für die Herkunft von den Grenzen Chinas liegt
in dem so häufig den Scythen zugeschriebenen Draehenbannern, **) und der
Drache, das Wappen Chinas, das in den Grenzhütern der Hyperboräer
schon zu Aristeus’ Zeit die Monophthalmi schreckte, tritt als geflügelt
besonders mit der Dynastie der Gin-hoang (der Menschenkaiser) hervor,
die den sehlangengestaltigen Kaisern der Erde und des Himmels
folgen und als Leiter eines erobernden Volkes eindringen. Die Orientalen
schliessen mit Gian-ben-Gian die Herrschaft der (später, wie
der ruchlose Salmoneus, König von Salmone, mit bedenklichen Augen
zurückblieben, oder umherstreifende Kurden) bewohnt, die sein Land bebauen, seit Hayder Aga
durch seine Verschwägerung mit den Kurden auf die Vortheile des Ackerbaues aufmerksam
gemacht. Zu den turkmanischen Dscherid (zwischen Badschazze und Adena) gehören die
Leck, die ausser dem Türkischen noch ihre eigene (vom Persischen und Kurdischen verschiedene)
Sprache reden, die (nach den Turkmanen) dem Gezwitscher der Vögel gleicht. Die Tar oder
Blutrache der Turkmanen haftet an den Gütern (wie es bei den Arabern nicht vorkommt). Der
turkmanische Stamm der Pehluvanlu (theils Ackerbauer, theils Schäfer) wohnt von Bosurk b i /
Konstantinopel Die (im Sommer bei Aleppo lebenden) Rischwan (turkmanischen Stammes)
überwintern bei Haymani in Natolien. Die Karaschkuly (bei Aleppo) sind ein aus Türkinnen
und Araber gemischter Stamm.
*) Le type antique empreint sur les médailles et les statues s’est bien conservé, dans la
classe inférieure qui habite le Transtevere a Rome, mais au caractère énergique et positif des
anciens Latins a succédé la mollesse d’un peuple déjà vieux dans la civilisation, l’esprit fourbe
et vindicatif a remplacé des passions d’un autre ordre. Dans les campagne^de la Toscane l’oeil
reconnait ça et là les formes pleines, arrondies, un peu lourdes, que montrent les figures couchées
sur les sarcophages étrusques. L’esprit d’indépendance et de lutte, qui ne trouvait plus
de quoi s’exercer, s’est changé peu à peu, pour les classes ignorantes, en un esprit de brigandage
et de révolté.
**) Der geflügelte Drache des im Lande der Scythen gelegenen Panticapaeum gleicht dem
von Persepolis, der sich von dem assyrischem Emblem des Gottes Nergal oder Mars abieitet.
Zur Zeit des Kaisers Chun bildeten die vier Barbarenstämme der Tu-dzi die südliche Grenze
des chinesischen Reiches (im Chensi). Der annamitische Riese Syong-Trong kämpfte für den
chinesischen Kaiser Tan (248 a. d.).