und andauernd fortgesetzte gleich massige Lebensweise gewirkt haben,
prägt er vielleicht seine Körperbeschaffenheit bis zu einem gewissen
Grade erblich aus (s. Martius).
Das Charakterbild des malayischen Stammes ist entworfen nach jener
flottirenden Bässe, die sich in der Seebevölkerung des Archipels herausgebildet
hat und am directesten in den Orang Laut auftritt. Auf dem
Länder verbindenden Ocean musste sie bald ihren Einfluss in weitere
Entfernungen hintragen, so dass man jetzt -die verschiedensten Küsten
mit der malayischen Färbung tingirt sieht. Eine frühere Schicht der
Eingeborenen repräsentirt die dunkle Menschenklasse der Papuas, die
wie auf den Inseln auch zwischen der spätem Einwanderung des vorderen
Indien in den Chenchwar oder östlichen Ghaut, das hintere in den Ka-
menboran hervorblicken, während dann wieder über sie hinweg die auf
dem Festlande in die Mischungen der Indo-Chinesen zersetzten Turanier
sich bis zu den Inseln ausbreiteten und dort zugleich in die Bildung des
malayischen Schiffergeschlechts eingingen. Die je tzt specifisch als malayisch
bezeichnete Sprache ist eine lingua generalis, die in den Bedürfnissen
des Verkehrs ihre Entstehung fand, sich unter den aufgenommenen
Bausteinen verschiedenen Ursprungs aber besonders auf eine Grundlage
stützte, die schon durch die polynesische*) Inselwelt verbreitet war, weshalb
die dort geredeten Dialekte sich auch mit ihr zu einer Sprachfamilie
verbinden lassen. Je weiter von den Grenzen des malayischen
Archipelago entfernt, desto mehr tritt der Kanaka seinem eigenthümlichen
Typus nach (besonders auf den Sandwich-Inseln) auf, während in Micro-
nesien japanisch-tungusisches Element eingeflossen sein mag, zwischen
Viti und Tonga die Kreuzungen mit Australien zur Geltung kommen und
auf der Marquesas und Freundschaftsgruppe, sowie den Amerika nahen
Inseln das Hinüberreichen dieses Continentes verspürt werden soll.
Unter dem Zusammenwirken all’ dieser fremdartigen Beize ist dann in
T ahiti, dem Mittelpunkte Polynesiens, wieder ein selbstständiger Typus
,zum Durchbruche gekommen, der in vielen Punkten den kaukasischen
apf der nördlichen Continental-Ausbreitung der östlichen Hemisphäre
wiederholt, und es bleibt einer künftigen Völkerchemie Vorbehalten, nach
stöchiometrischen Gesetzen die Aequivalente zu berechnen, die hier,als
gleichwertig in Substitutionen ergänzte Ursachen gleichen Wirkungen
zu Grunde lagen und so gleiche Producte erzeugen mussten. Zur Con-
stituirung einer zoologischen Provinz bedarf es einer bestimmten Conti-
nental-Masse, während die kleinen Insel-Oasen des stillen Oceans der
*) kogan unterscheidet in den Indo-pacifischen Sprachen das Polynesische (auf Tahiti
Neuseeland u. s. w.), das Papuanesische (auf den New-Hebriden, New-Caledonien u s. w.), das
Australische (in Australien und Tasmanien), das östlich Indonesische (von Aru bis Sumbawa
u. s. w.), das westlich Indonesische (auf den Philippinen, Formosa u. s. w.), das Micronesische
(auf Carolinen, Radak, Pelew n. s. w.).
grösseren Thierwelt entbehren, und nach gleicher Analogie wird auch
der dortige Mensch als ein später dabin gelangter zu betrachten sein, in
Uebereinstimmung mit den traditionellen Ueberlieferungen. Auf den
grösseren Inselcontinenten des Archipelago treten überall markirt locale
Schläge hervor, die mit den Eingeborenen der umliegenden Inseln Z u sammenhängen,
Alfuren auf Uelebes (neben den Bugis der Küstengegenden),
die Dayak auf Borneo, die zwischen den Trümmern älterer Beste
in eigner Existenz constituirten Battas Sumatras oder die Javanen, die
unter den schweren Gewicht hochcivilisirter Zuwanderer ihre E ig e n tüm lichkeiten
grösstentheils verloren haben. Als autochthon ist derjenige
Volksstamm eines Landes zu betrachten, über dessen dortige Sitze unsere
geschichtlichen Hülfsmittel bis jetzt nicht hinausreiehen. Ihm, als primären
gesetzt, gegenüber, müssen alle späteren Bewohner als componirte
Bildungen secundärer, ternärer, quaternärer oder weiter zusammengesetzter
Grade gelten, da bei der physisch und psychisch empfänglichen Natur
des Menschenorganismus (einzelne besondere Ausnahmen abgerechnet)
eine einwandernde Bace mit der ursprünglichen eben so n otw endig
Mischungen der einen oder ändern Art eingehen muss, wie es einer
chemischen Substanz unmöglich sein würde, wenn einer anschiessungs-
fähigen Mutterlauge zugefügt, dort nicht nach ihren Verwandtschaftsbeziehungen
zu wirken. Wollten wir nun, um das Vorhandensein der
Aborigines zu erklären, nicht eine einmalige Schöpfung des dann von
seinem Centralpunkt strahlenförmig verbreiteten Menschen annehmen, sondern
eine mehrfach gleichzeitige an verschiedenen Oertlichkeiten, so würde
die historisch bekannte Unbewohnbarkeit vieler Gegenden, die erst später
ihre Bewohner empfangen, an sich keine Widerlegung sein, da sich immer
eine gewisse Summe terrestrischer Kräfte und also eine nach den geologischen
Strata grössere oder geringere Ausdehnung der ihnen zur Grundlage
dienenden Bodenmasse annehmen liesse, um den kosmischen Agen-
tien eine genügende Spannungstätigkeit zu organischer Zeugung zu
bieten. Wir würden aber mit solchen Untersuchungen in die Metaphysik,
hinaustreten,. d. h. in die Begionen der mit unendlichen Grössen rechnenden
Gedankenschöpfungen, und also in den dort anzulegenden Denk-
gesetzen von der exacten Methode abstrahiren müssen, die sich in den
festen Formeln von Baum und Zeit bewegt, so lange es sich nur darum
handelt, im unveränderlichen Stoffwandel des Entstehens und Vergehens
das Spätere aus dem Früheren und vice versa zu erklären. Die sonst
für den Zweck der Speculation verwandte Dialektik hat indess bewiesen,
dass die Deductionen nur als Ergänzung der Induetion einen Werth
haben, dass sie nur, soweit diese Material liefert, zur Aufklärung desselben
von Nutzen sein kann und dass es dem Geist unmöglich sein würde,
in sich aus dem Nichts eine neue Wahrheit zu schaffen, wenn er nicht
die entsprechende Masse der Erfahrung (oft genug freilich seiner selbst unbewusst)
schon assimilirt hat. Hieraus ergiebt sich als eine nothwendige