weiter gehen und dürfen sich nicht durch das Einsprechen von
Laien stören lassen, die meinen sollten, dass im Grunde diese
Dinge doch alle ein und dasselbe seien, weil sie sämmtlich aus
gleichartigen Metall-Legirungen bestünden. Diese Gleichartigkeit
besteht für oberflächliche Betrachtung (so lange nicht die Chemie
ihrerseits wieder Differencirungen darin aufgedeckt hat), berührt
aber die Arbeiten der Numismatik nur indirect, da es dieser
nicht darauf ankommt, vorhandene Differenzen in werthlosen
Generalisationen zu verwischen, sondern im Gegentheil die
Unterschiede zu präcisiren und aus dem Allgemeinen das Besondere
hervortreten zu lassen. Gesetzt, der Numismatiker hätte
verstanden, durch geschickte Combinationen den Werth des
Thalers herauszubringen, und es wäre ihm nun weiter gelungen,
die Schätzung der Theilstücke zu bestimmen, so würde seine
erste Aufgabe damit vorläufig zu Ende sein, und er wird sich
lieber an eine zweite machen, als in wüster Träumerei nach
einem Eozoon suchen, einem Dämmerungswesen der Vorzeit,
aus dem alle Münzen seines Cabinettes nach einander hervorgewachsen
und sich aus einander entwickelt hätten.
Die Vorstellung des Raumes findet ihre Begründung in dem
Nebeneinandersein der Objecte, und das Nebeneinandersein er-
giebt sich aus der freien Bewegung zwischen ihnen, wodurch
die relative Lage in ihren gegenseitigen Verhältnissen folgt.
Die Bewegung besteht in den Veränderungen, die das Individuum
in seinen Beziehungen zum Mittelpunkt der Erde herstellt, indem
es sich temporär von der Schwere losreisst, um ein neues Gleichgewicht
zu gewinnen. Indem dann das die Relationen der Objecte
darstellende Nebeneinandersein durch den optischen Gesichtskreis
in jedesmaliger Ausdehnung umgrenzt wird, fasst
sich die Vorstellung im Raum zusammen, der zunächst an das
Terrestrische anknüpft, und auch im Kosmischen durch die Täuschung
des Horizontes gestützt sein k an n , aber in der Unendlichkeit
von selbst negirt wird. Während das nach einander
in der Pflanze Geschehende in dieser nur als materiell statt-
liabende Veränderungen sich manifestirt, erkennt die animalische
Wesenheit den Zwischenraum zwischen dem Empfundenen und
seiner selbstständigen Reaction gegen dasselbe, in dem zusammenhängenden
Nacheinander, als Zeit, und alle Eindrücke der
Aussen weit deshalb, die nicht als Phasen des organischen Wachs-
thums verkörpert werden, müssen die Vorstellung derZeit unterhalten,
so weit sie alle in eine empfängliche Receptivität fallen.
Der abstrahirte Zeitbegriff wird dann auf die Vorgänge der Umgebung
gleichfalls übertragen und findet seine Regulirung in
dem Jahresumlauf. Die Zeit ist deshalb das subjective Ver-
ständniss der Bewegung, der Raum die objective Projection.
Die Erkenntniss der kosmischen Einflüsse nicht nur als
Wärme (wie schon im Pflanzenreich), sondern als Licht bildet
die Anregung zur harmonischen Gestaltung der Geistesthätigkeit,
und die Sonne tritt organisirend in die terrestrischen Kraftentfaltungen
ein, wie in Tyndall’s Versuchen über die chemische
Einwirkung des Lichtes au f empfängliche Gasarten angedeutet.
Dass eine vergleichende Psychologie der Ethnologie als
nothwendiger Vorbedingung bedarf, dass sie nur auf der von
dieser gelegten Basis zu erwachsen vermag, ist ein unumgängliches
Postulat der naturwissenschaftlichen Inductionsmethode.
Der im Selbstbewusstsein freie Gedanke kann sich zu diesem
eigenen Bewusstwerden n u r'in n e rh a lb der Gesellschaft emporschwingen,
nur wenn er seine dunkeln Gefühlsregungen im
Verständniss der Sprache abgeklärt h a t, wenn er aus dem
Munde des Hörers als festbestimmtes Wort dem Ohre zurückkehrt.
Wie der akustische Nerv den Klang in einfache Tonschwingungen
zerlegt, so mögen auch die Combinationstöne
ethnologischer Vorstellungskreise in die Differenzen verschiedener
Ordnung aufgelöst werden und der Psychologie den geeigneten