ment verdichtet) kann für unser Denken ein durch Uebergänge
gebildeter Zusammenhang eben nur da bestehen, wo wir diesen
Zusammenhang, als einen durch Uebergänge gebildeten, deutlich
in dem Bogen der Brücke und den beiden Stützen, worauf sie
hüben und drüben ruht, verstehen. Aus weiter Feme, undeutlich
gesehen, liesse sich die Verwandlung des Hirsches in eine Giraffe
oder des Eisbär in ein Walross vermuthen, wenn nicht gar
Schmitz’s Uebergang der Tulpe in den Schwan oder des Löwenschwanzes
durch Schlangen in die Palme. Ein genaueres Hinblicken
macht es bald rathsam, vor wissenschaftlichen Ohren
solche Phantastereien zu verschweigen, aber im Nebel paläonto-
logischer Vorzeit, als die Natur (nach Burdach) noch nicht an
Altersschwäche litt, schadet es weniger, von Ganoiden als embryonalen
Vorfahren der Fische zu reden, von Ganocephalen
als Mittelglied der Fische und Amphibien, oder durch gepanzerte
Ganoiden die Fische und Schalthiere zu verbinden. Haben wir
das Holderness-Rind und das von Durham (selbst eine Mischung
seit 1801) und zwischen ihnen die Yorkshire-Rasse, so können
wir ihre Bildung und ebenso die anderer möglicher Mittelstufen*)
verstehen, desgleichen bei den Viertel- und Achtelkreuzungen
der Hasen-Kaninchen ihre Proportionswerthe, und
weiter bei Menschen die Mischrassen, wenn sie sich zwischen
zwei ethnologisch fest bestimmten Typen (etwa dem des Negers
und des brasilianischen Indianers) gebildet haben, in verschiedener,
aber jedenfalls durch organische Gesetzlichkeit geregelter Mannigfaltigkeit
der Variationen. Reden wir jedoch innerhalb einer
unübersehbaren langen Reihe, zu deren Ende oder Anfang uns
selbst keine metaphysische Speculation zu führen vermag, von
Uebergängen oder Zwischengliedern, so ist das eine populär lose
*) Mit Auffindung der Mittelglieder führte Darwin die vier Gruppen der
Tauben auf Columbia livia zurück.
Ausdrucksweise, die sich auf wissenschaftlich undefinirbaren Aehn-
lichkeiten basirt und die schliesslich auch demjenigen Recht
geben müsste, der nun einmal darauf bestehen bleibt, dass seiner
subjectiven Ansicht nach der schlanke Tulpenstengel sich ganz
wohl in einen Schwanenhals umgestalten möchte. Wir hätten
dann die ganze Phantasiewelt ovidischer Metamorphosen, von
tyrrhenischen Schiffern, denen im Wasser die Flossen der Delphine
wachsen (während Duhamel in den Menschenarmen modificirte
Brustflossen sieht), von Daphnen, die als Bäume in der Erde
wurzeln, und andere Dichterausmalungen, die in der Studirstube
des Gelehrten als naturphilosophische Phantasmagorien spielen
würden. Es sollte an sich klar sein, dass der Werth eines Bruchtheils,
eines Theilganzen, nur dann bestimmbar ist, wenn vorher ein
Ueberblick über das Ganze gewonnen ist, und solch eine Totalanschauung
muss dem Menschen seiner excentrischen Stellung
in der Welt nach nun einmal für immer verschlossen bleiben.
Wer Silbergroschen, Fünf- und Zehngroschenstüeke auf dem
Tische vor sich hat, muss sie, wenn die Legende in einer für ihn
unverständlichen oder noch unentzifferten Sprache geschrieben
sein sollte, vorläufig als individuelle Isolirtheiten betrachten,
denn auch durch scharfsinniges Rathen wäre es unmöglich
herauszubringen, dass der Thaler aus 30 Silbergroschen bestehe,
da selbst eine glückliche Vermuthung der Zahl 30 vorausgesetzt,
schliesslich doch immer die beweisende Controle fehlen würde,
um sie zu einer der Wissenschaft genügenden Sicherheit zu
erheben. Lägen nun neben den Groschen noch Kreuzer und
halbe Gulden, so würde ein sorgsamer Beobachter, auch ohne
etwas von dem reellen Werthe eines Gulden oder Thalers zu
wissen, doch leicht entscheiden, dass es sich hier um zwei
Klassen specifisch getrennter Objecte handele. Die numismatischen
Forschungen müssen dann für systematische Anordnung
ihren durch mikroskopische Detailuntersuchung angezeigten Weg