In dem Matsung des Benten-Sama, als das die Beendigung
des Säens feiernde Sommerfest, durchzog eine Procession *) die
Strasse, einen Baum in einem Kasten tragend. Von hohen
Stangen hingen beschriebene Fahnen nieder, und von Kindern
geleitet sangen und schrieen die Umzügler, mit dem Fächer vor
dem Munde, und dem im Innern mit Spiegeln ausgekleideten
Heiligthum des Miacusi vorangehend, dessen Glasdach mit Muscheln
umwunden war. Die wie Betrunkene agirenden Träger
wankten nach allen Richtungen umher, bald laufend, bald
springend. Dann folgten zwei vergoldete Köpfe von Wildschweinen
(Shishi), deren Körper durch Zeugstreifen geformt
wurde, während dahinter gehende Personen den Schwanz trugen.
Die mit Metallscheiben versehenen Fahnen heissen Shijunken
und zeigen bald einen Hahn, bald ein anderes Thier. Die J a panesen
lieben es, einen Hahn oder eine Henne (besonders
weisser Farbe), in den Häusern zu halten. Zu Miacusi wird
bei Pockenkrankheit gebetet. Der in einem Garten zwischen
Morästen gelegene Tempel des Benten-Sama war mit Zeugen
verziert und durch Spiegel umhangen. In einer Seitencapelle
waren herzförmige Holzstücke in einen Topf gestellt, draussen
fanden sich Steinfüchse und Papierschlangen im Innern. Die
Processionisten hatten auf ihren Hüten, deren Stroh lang herunter
hing, rothe Blumen aufgesteckt. In den Häusern waren auf
Stufen, die mit rothem Zeuge bedeckt waren, Reiskuchen gestellt
zwischen grünen Zweigen, und ebenso im Tempel. Im
Bazar hatte jedes Haus eine Blume über die Laterne des
Thores aufgesteckt. Bei einem Spaziergang am Nachmittag
sahen wir die Ausstellung eines Gärtners, der in Lauben zwischen
Zwergbäumen und Felsen Thiere, die aus Zweigen und Büschen
geformt waren, aufgestellt hatte, so einen Löwen, dessen Augen
von gelben Blumen gebildet wurden. Die Strassen waren gefegt
und mit Wasser bespritzt. An dem Wasserteich eines Tem*)
Die Wagen werden meist mit Strohseilen nmzogen, die auch die Heilig-
tbümer schlitzend umgeben, gleich dem das Heiligthum des Poseidon hei Mantinea
versperrenden Wollfaden, durch dessen Zerschneiden Aegyptos erblindete, da ihm
die aufwogenden Salzgewässer in die Augen spritz ten .
pels sass eine F rau , die den Vorüberkommenden das Wasser
austheilte und ein Handtuch neben sich hängen hatte, damit
sie nach dem Waschen ihre Hände trockneten. In einer Umzäunung
standen Steinpfeiler. Aut dem Rückwege passirten
wir einen Circus für Ringer und au f der Strasse einen Polci-
nellokasten, wo ein alter Mann durch laute Anpreisungen einen
Haufen Kinder um sich versammelte. Wir traten in den Laden
eines Buchhändlers, derselbe führte uns jedoch in ein Hinterzimmer
und schloss vorher sorgfältig die Thür, da es für ihn
bedenklich sein würde, wie er sagte, die Bücher, nach denen
wir frag ten , zu verkaufen. Einige der Japanesen waren an
Arm und Rücken tälttowirt, besonders Zimmerleute oder Pferdejungen.
Die Frauen tragen Stäbchen im Haare. Verheirathete
Frauen*) schwärzen ihre Zähne und rasiren die Augenbrauen.
Am ändern Tage wurde ein Karren mit einem in der
Mitte aufgesteckten Mast durch die Strassen gezogen, auf dessen
verschiedenen Etagen Musikanten sassen, Maskirte auf Rer ändern
und Jakunen auf der höchsten. Ein Spaziergang führte
uns längs eines Hügels hin, von dem belaubte Thäler zwischen
Feldern überblickt wurden. Wachthäuser standen am Wege.
Unter einem Baum am Ufer eines Baches standen in der Nähe
eines Reisfeldes zwei Steinfiguren (Jisu-sama ), von denen die
eine einen Stab hielt, die andere auf der Schulter eine lang-
stengelige Blume. In der Nähe eines Wirthshauses war in tief
gelegenem Grunde zwischen einer Baumgruppe eine Stein-Plattform
aufgebaut, vor der ein Wässerchen durch eine Steinbrücke
überwölbt war. Weiter zurück stand das Haus des Schliessers,
neben dem Leute in den Reisfeldern beschäftigt waren. Auf
jeder Seite der getrennt verlaufenden Triumphbogen stand eine
vergitterte Capelle und unter Strohdach ein grösser Holzkasten
*) Quand le gouvernement veut punir un de ses employés, il envoie sa femme
passer quelque temps dans une des maisons publiques (Gankiro à Hoko-hama).
Le mari qui veut punir sa femme agit de même à son égard. Quand le temps
de la punition officielle ou de la correction maritale est passé, ces femmes reprennent,
dans le domicile conjugal, la place qu’elles y occupaient auparavant
(du Pin).