len Treppenstufen zu isolirt liegenden Landhäusern. Zwischen
diesen fand sich die Villa des japanischen Nestor, v. Siebold,
noch von seiner alten Haushälterin bewohnt, die uns Manches
von ihrem Herrn erzählte. Ueber rauschende Gebirgswässev
führten kleine Steinbögen. Auf einem an den Abhängen der
Hügel entlang leitenden Wege kamen wir zu einem Friedhofe,
vor dessen Grabsteinen Blumen lagen. Weiterhin fand sich ein
Erholungshaus für Reisende, dessen Räume mit Matten belegt
waren, während in einem Hause auf der ändern Seite der
Strasse Erfrischungen verkauft wurden. Reizend war die Aussicht
in das Thälchen, von Reihen mannigfaltig variirender
Hügel umschlossen, auf deren Spitzen Bäume in Gruppen beisammen
standen, während sich an den Abhängen Terrassen angebauter
Felder hinaufzogen. Auf den Aeckern standen kleinen
Steinbilder. Ueberdachte Gräber waren mit Opfergaben belegt.
Beim Rückwege kamen wir über den Fischmarkt, der in einem
Theil der Stadt abgehalten wurde. Die buddhistischen Bücher
der Japanesen sind untermischt mit einer Art von Sanscrit-
Buchstaben (Tien-si-ko oder indische genannt), die ebenso wie
die chinesischen und einheimischen in perpendiculären Reihen
geschrieben und von den Priestern zwar gelesen, aber nicht verstanden
werden.
In dem von kahlrasirten Priestern bedienten Tempel der
Jammabus war über der Thür einer Capelle, in der kleine
Holzstücke mit weissen Fähnchen aufgesteckt waren, geschrieben:
Kompira-gougen. In einer Seiten-Capelle standen zu beiden
Seiten eines verschlossenen Kastens (der Schatzkammer)
zwei Holzfiguren eines zusammengebückten Götzens , des Daio-
kokodeng oder des für Reichthum *) angebeteten Gottes. Aus dem
Kasten hofft man auch Gesundheit zu. erhalten. Ueber der Thür
stand geschrieben: Otsame Kate masu. In einer Nische neben
dem Eingang stand ein Steinbild mit gefalteten Händen, gut
gegen Zahnweh, und darüber war geschrieben: Namo Amida
*) Terrena autem vis omnis atque natura Diti patri dedicata e s t , qui dives,
ut apnd Graeeos Illo v r c o v , qnod et recidant omnia in terras et oriuntnr ex
terris (Cicero).
Budu. Daneben sass ein Steinbild, das, auf der Brust mit
Zierathen geschmückt, die eine Hand erhoben hatte und das
in Augenkrankheiten Hülfe leistet. Zwei kreuzbeinige Steinbilder
mit kahlem Kopf und die Hände in den Schooss gelegt,
Messen Diso- Obosatz und wurden mit der Formel Namo Diso
Obosatz angerufen. In einem Holzkäfig sass hinter einem Vorhang
ein kahlköpfiges Holzbild mit der einen Hand auf die
Brust gelegt, das Kobodais hiess und in Zungenkrankheiten angerufen
wurde, unter der Gebetformel Ñama Dais Ninjo Kongo.
Ein zwischen Holzdeckeln in Zickzack zusammengelegtes Papierbuch,
das von Miaco für Gebete geschickt war, trug den Titel
Hannja Disibung und enthielt zwischen dem Japanischen (Ni-
phon) Buchstaben des Chinesischen (Nangking), nebst eingemischten
Phrasen des Indischen (Tinsiko), wie Daito sanso hussi
hussito. Auf einer Seite fand sich ein rasirtes Bild mit Glorienschein*)
und Hannya-san benannt. Zu seinen Füssen rechts
fand sich Monjo-san, links Fieng-san, von 26 Figuren mit ihren
Namen umgeben (Juruksenging). Steinbilder hiessen Isosawa.
Auf dem Rückwege kamen wir an einem der offenen Bade-
liäuser vorbei., wo sich die Badenden mit heissem Wasser beschütteten,
das dann am Boden durch Bambusröhren in einen
Canal ablief. Im Vorzimmer sass eine nackte F ra u , die mit
ihrem Kinde spielte und bei Annäherung des Pferdegetrappels
aufstand, um uns den Rücken zuzukehren, während in anderen
*) Als um Fü tane’s (Fu daisi) Haupt ein Heiligenschein bemerkt wurde,
deutete von seinen Söhnen Pukien (Fuken) darauf hin, während Putsching (Fusjo)
lachte. Da Jaknsi Ruri Kwo Njorai (Josse Lieu li Kuang Shulai oder Arzt im
I.asurglanz des vollendeten Buddha) den leidenden Creaturen die Arznei der
Jugendlehre g ieb t, so strahlt er Lasurglanz hernieder. Zen mjosjo kitsi zjouo
Njorai hat die acht Gelübde gethan. San man to mjo Buts (San wan teng ming
Fu) ist der Buddha der dreimal zehntausend Lampen, die drei Wahrheiten bedeutend,
die als solche in der Mitte aller Täuschung bestehen. Das Bild des
Itsizi Kinrin dient hei den religiösen Hebungen des Mikado. Buts gen Buts
roo oder Fu jen Fu mu (Vairatschana) wird auch Buddha-Mutter genannt (Pan
sho Fu mu oder Pradschna Buddha Matra). Zu den vier Ehrwürdigen im Osten
(Tung fang ne tsun) gehört Kongo Satta oder Kin kang Sato (die diamantene
Wahrheit und Tugend).