die wir .aber einst im vollen Verständniss durchwandern zu
können gerechte Erwartungen hegen dürfen. Nach allen Seiten
hin ist der durch alte Traditionen geheiligte Horizont durchbrochen,
die räumliche Ausdehnung wird durch die Dampfkraft
vermindert, die auch in fiebrischer Hast die Geistesarbeit treibt,
und unsere rasch bewegte Zeit löst in Jahren und Monaten Probleme,
die Jahrhunderte und -tausende undurchdringliches Ge-
heimniss geblieben wären. Trotz dieser rührigen Thätigkeit,
die auf allen Gebieten herrscht, häuft sich die Fülle des Materials
und beginnt durch Ueberschwänglichkeit zu erdrücken.
Schon mancher Wissenszweig ist jedes leitenden Fadens verlustig
gegangen und man schwankt über die Wiederanknüpfung,
da der Plan des Gewebes noch nicht klar genug vorliegt. Der
Einschlag wird auf breitester Basis zu machen sein, für manche
der aus den Angeln gehobenen Disciplinen auf der Stütze der
Ethnologie, die sich über die Gesammtpunkte der Erdoberfläche
ausdehnt, als Vermittlung der Geographie und Geschichte, den
Entwicklungsgang dieser auf der von jener gebotenen Grundlage
erforschend.
In der Flora und Fauna prägt die Morphologie den botanischen
oder zoologischen Charakter der geographischen Provinz
aus und ebenso im Körpergerüste des Menschen denjenigen des
Homo, der die klimatisch - geologischen Eigenthümlichkeiten
derselben ausspricht. Indem nun aber der in die Welt getretene
Mensch mit Ausbildung seines psychischen Lebens sich als Glied
einem Gesellschaftskreise einfügt, innerhalb welches, durch die
Fäden der Sprache gezogenen, Gewebes er als selbstthätiger
Mitarbeiter eingeschlossen wird, so geht die Fortentwicklung
seines eine materielle und geistige Hälfte verbindenden Gesammt-
typus noch über die Entfaltung derjenigen Keime hinaus, die er
als potentielle Anlage seiner körperlichen Existenz mit sich in’s Leben
gebracht hat und die sich in den fest geschlossenem Cyclus des
Emporblühens, Reifens und Verwelkens zu erfüllen haben, wie
jedes vegetabilische oder animalische Dasein. Auf dieser physiologisch
gebotenen Basis, der Frucht präexistirender Keime,
keimt als secundares Product das geistige Leben, nicht (wie es indolenter
Beschaulichkeit ergebene Metaphysiker aufzufassen liebten)
als seine Mutterpflanze zerstörender P a ra sit, sondern als das
Ergebniss in die regen Umwandlungsprocesse animalischer Mauserung
einfallender Reize, die in den wechselwirkenden Re-
actionen des Nervensystems überall in statu nascenti ihre Verbindungen
ankntipfen und so die Resultate ihrer psychischen
Schöpfungen mit dem materiellen Träger zu einem einheitlichen
Ganzen completiren. Indem also die geistigen Thätigkeiten
auf und innerhalb materieller Getriebe wirken, so müssen sie
an den ihnen besonders zur Handhabe dienenden Theilen desselben
die Spuren ihre Eingriffe zurücklassen, und es folgt als n atürliche
Analogie zu den übrigen Zweckeinrichtungen einer sich selbst
ergänzenden Maschinerie (wie sie jeder Organismus darstellt), wenn
das Denken seine Regungen an der eindrucksfähigen Masse des
Gehirns zur Erscheinung bringt, und somit bis zu einem gewissen
Grade auch an den lange weich verbleibenden Schädel-
I decken, die mit dem von ihnen geschützten Inhalt in einer notli-
wendigen Correlation des Wachsthums stehen (obwohl der speziellere
Einblick einer Erklärung noch fehlt und die phrenolo-
gischen Localisirungen bei dem unlogischen Ausgangspunkte
ihres Principes dazu nichts beitragen können). Da nun die
physikalischen Verhältnisse des Tellurismus, soweit wir die ter-
I restrische Geschichte der Menschheit überblicken können, in der
Hauptsache unverändert geblieben sind, da also immer dieselben
Reize makrokosmischer Umgebung au f den Resonanzboden des
Mikrokosmos eingefallen und von diesem in derselben Weise
I beantwortet sind, so müssen, wie überall, aus gleichen Ursachen
i gleiche Wirkungen erzeugt und die Typen des Menschen im
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