unabhängig vom Trofs einer Proviantkolonne werden lassen: füge ich
hinzu); „Man h a t in Afrika sowohl den einheimischen als den aus
europäischen Samen gezogenen Pflanzen vom Standpunkt der Küchenchemie
aus noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hin
überzeugt, dafs sie chemische Bestandteile aus dem Boden aufnehmen,
welche die mit jedem längeren Tropenaufenthalte verbundene Zersetzung
oder Verdünnung der Blutkörper, wenn nicht gänzlich verhindern,
so doch auf ein geringes Mafs beschränken.
Und welcher Reiz Regt nicht mitten in der Wildnis im AnbHck
eines sorgfältig gepflegten Gemüsegartens! Da sehen wir die Kinder
unserer Heimat in der befruchtenden Wärme der Tropensonne stark
und kräftig emporschiefsen. Wir hahen die Aussaat selbst vorgenommen,
haben tagtäglich in der trocknen Zeit das Begiefsen überwacht,
haben die Pflanzen sorgfältig gegen zu heifse Sonne, gegen die
niederprasselnden Tornados geschützt und freuen uns täglich über ihr
zunehmendes Wachstum, bis wir sie schliefsRch als lecker bereitetes
Mahl auf unserm bescheidenen Tische wieder finden. Es sind die
Früchte einer nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist bekömmlichen
Arbeit, wodurch mancher Kummer und Ärger vertrieben
wird.
Gerade so ist es mit der Geflügel- und Viehzucht —. auch sie
bieten materieRen Nutzen und zugleich eine reiche Quelle des Vergnügens
und der Erholung.
Durch derartige Anlagen und Beschäftigungen erhält der Aufenth
a lt in der Wildnis erst etwas Wohnliches und Anheimelndes, und die
Einförmigkeit des Daseins sowie der Mangel äufserer, geistiger Anregung
kommt weniger zum Bewufstsein; denn im grofsen und ganzen
schlägt doch auf einer Station des Dienstes ewig gleich gestellte Uhr
und Abwechslungen bilden die Ausnahme.“
Die Anlage von ausgedehnteren Pflanzungen mit einheimischen
Produkten h a t, abgesehen von vorgeschilderten realen und ideellen
Vorteilen, noch eine grofse, praktische Bedeutung darin, dafs wir
damit auch die Verpflegsbedürfnisse der ganzen, also auch der
schwarzen Stationsbesatzung auf eigenem Grund und Boden erzielen
und sicher stellen. Hierdurch verringern wir einmal die Ver-
pflegskosten, indem wir die Lebensmittel nicht in grofsen Mengen
von den Eingeborenen kaufen müssen, und dann sind wir unabhängiger
von ihrem guten Willen. „Sie erfassen sehr, sehr rasch die Bedeutung
der Magenfrage für den Weifsen und seine Leute und sind trotz aller
Abmachungen und vereinbarten Marktpreise nur zu oft und leicht zu
dem Versuch geneigt, entweder die festgesetzten Preise zu steigern
oder durch gänzliches Einstellen des Verkaufes un ter allen möglichen
Ausflüchten den Fremdling ihren Wünschen und Ansprüchen gefügiger
zu machen. Gerade die Sorge um das tägliche Brot und dieser Kampf
ums Dasein läfst am ehesten den Weifsen in den Augen seiner eigenen
Leute und bei den Eingeborenen eine geradezu lächerHche und unwürdige
Rolle spielen.“
Bald hatten wir auf Baliburg Überflufs an europäischen Gemüsen,
auf der Station und in Farmen wuchsen einheimische Produkte als
unser Eigentum; der Viehpark wies aufser den vier- und zweibeinigen
Bewohnern des Landes auch eine Zeitlang fünf Enten auf, die wir mit
umständlichster Sorgfalt bis ins Grasland mit heraufgeschleppt hatten.
Leider war ihnen nur ein kurzes, afrikanisches Dasein beschieden:
eine nach der ändern ward von Schlangen totgebissen.
War Zintgraff mein Lehrer im landwirtschaftlichen Ausbau einer
Station, so konnte ich hinwiederum meine Berufskenntnisse verwerten
bei Wegeanlagen und Brückenbau, sowie namentlich bei der Befestigungsfrage.
Manchmal habe ich zu Hause ob der Maulwurfsthätigkeit meiner
Waffe, der FufsartiUerie, gegrollt; hier kam sie mir trefflich zu statten.
Der bei der Truppe so oft in die Praxis übersetzte In h a lt der Vorschriften
über Batteriebau und Feldpionierdienst hat mir gerade beim
Stations- und Wegebau unbezahlbare Dienste geleistet. Ich finde in
dankbarer Erkenntnis dessen unterm 29. August 1891 in meinem Tagebuch
folgenden Eintrag: „Seitdem ich bei Besprechung der Neuanlage
der Station und ihrer Befestigung meinem treffRchen Doktor den Begriff
einer Faschine, eines Schanzkorbes, einer Hürde, einer Verankerung
u. s. w. klargemacht habe, schwärmt auch er, der einstige Husar,
für diese schönen Sachen. Das ganze Grasland h a t blofs mehr eine
Zukunft, und das ist der Schanzkorb. Spafs beiseite, er wird uns
auch recht gute Dienste thu n ; aber gelungen is t es: der Mensch entgeht
seinem Schicksal nicht.. Ich meinte doch annehmen zu können,
in Westafrika im Busch, 400 km von der Küste, von Batteriebaustoffen
nichts mehr zu hören, und nun: Schanzkorb ist auch hier die Parole;
»on revient toujours« . . .“
Nun endHch kann die Station als ausgebaut bezeichnet werden.__
„Ich bin kein schneidiger Leutnant mehr, bin ein behäbiger
Bauer“, b a t mir mein lieber Regimentskamerad Wolfrum, der im Juni
1892 den Heldentod am Kilimandscbaro gefunden, einst vom Osten
zum Westen herüber in einem lustigen Gedicht geschrieben, in dem er