noch mehr als das ist der Woma ein Freudenfest: die lange, lange
Regenzeit ist endgültig abgethan, die herrlichen Trockenmonate heben
an. In diesem Sinne möchte ich diese Feier mit dem nordischen Jul-
fest, dem Fest der Wintersonnenwende, vergleichen.
Wie das der beiden vorgenannten ist .auch sein Gepräge das des
Friedens. Diese drei Feierlichkeiten: Ndanga, Mandet und Woma, sind
so ziemlich die einzigen Zeiten, wo das ganze Volk ohne Waffe
erseheint, nur im Festkleid des friedlichen Ackerbauers.
Der Tanz währt eine ganze Woche.
Die beim Woma bethätigten Kultakte bezwecken
eine Fernhaltung und Vertreibung böser,
schädlicher Einflüsse auf Dorf und namentlich
die junge Saat. Mit ihrer erstmaligen Ausführung
nimmt das Fest seinen Anfang. Drei alte Männer
im Friedensschmuck schreiten vom Häuptlingsgehöft
aus durch das ganze Dorf und bis hinaus
in die Farmen, in den .Händen seltsam geformte
Kultgeräte (Abb. 101). Sich beugend und wendend
und drehend beschreiben sie damit Kreise
und Bögen auf der Erde oder ziehen solche langsam
und feierlich in der Luft. Diese Männer mit
ihren Geräten darf kein Weib anblicken; warum,
werden wir hören. Ihnen voraus rennen und
springen, umkreisen sie dann wieder einige Jüngere
mit Schwirrhölzem, geschnitzten Stücken Holz an
sie wie Kreisel auswerfen und tanzen lassen.
Abb. 101.
Kultgerät (aus Eisen,
flach gearbeitet) des
Balistammes.
Etwa yi5 nat. Gr.
langen F äd en , die
(Ich wüfste keinen anschaulicheren Vergleich, als indem ich an die
Bitt- und Flurgänge in katholischen Gegenden erinnere; nur fällt da
draufsen die Schar der dem Klerus und seinen Kultgeräten folgenden
Gläubigen weg.) Diese Umgänge werden jeden Tag der Festwoche
wiederholt bezw. fortgesetzt. Ins Dorf zurückgekehrt, wo unterdessen
der Tanz des Volkes begonnen h a t und fieifsig täglich bis in die späte
Nacht hinein bethätigt wird, nehmen die drei Alten mit ihren Eisen
Aufstellung in der Mitte des Tanzplätzes an der dort befindlichen
Steinpyramide, woselbst auch das „Orchester“ sich postiert hat, d. h. die
Eisen werden in den Boden gesteckt, und ihre Träger erfrischen sich
mit Speise ,und Trank. Nun is t es aber höchst possierlich, zu sehen,
wie ängstlich die Weiber bemüht sind, ja nicht nach diesen verbotenen
Dingen hinzusehen. Nicht genug, dafs sie abgewendet von ihnen tanzen,
halten sie auch noch die Hände wie Scheuleder gegen die gefährliche
Stelle, und löst sich eine aus dem Reigen und mufs in der Nähe dieses
Platzes Vorbeigehen, so th u t sie das mit krampfhafter Kopfwendung
nach der entgegengesetzten Seite und Händevorhalten. Und der Grund,
warum sie nicht hinschauen dürfen? „Wenn sie das thäten, bekämen
sie keine Kinder mehr!“
Ganz anders das Ledafest. Mitte Dezember, a^so die erste Hälfte
der Trockenzeit fällt es. Ende Dezember beginnen die Grasbrände,
und dann ist die Bahn frei zum Waffengang. Die Afcb m
Trockenzeit ist ja Kriegszeit. So ist denn der Leda
ein Waffenfest, eine grofse Heer- und Waffenschau, die
alle Graslandsstämme ungefähr um diese Zeit herum
halten, die einen etwas früher, die ändern etwas später.
Der Ledatanz währt, wie der Woma, eine Woche.
Ich entnehme die ausführlichere Schilderung eines
seiner Tage wörtlich meinen Aufzeichnungen, damit
zugleich ein Bild des Verlaufes all dieser genannten
Tänze entrollend; nur die Waffen und Waffenspiele
fallen bei den Ackerfesten weg.
Auch dieses Fest beginnt mit einer einleitenden
Kulthandlung, vom Häuptling selbst vorgenommen. Sobald
dieser um die genannte Zeit den jungen Mond
wiedersieht, zieht er am gleichen oder am nächsten
Tage mit grofsem Gefolge und der Fahne des Stammes
hinaus an einen bestimmten Platz an einem bestimmten
Bache, sich und damit sein Volk und die Fahne zu
„waschen“, d. h. also zu reinigen, zu entsühnen. Diese
Waschung der Person und des Banners mufs genau in
dem Augenblick begonnen werden, in welchem die Sonne
den höchsten Stand an diesem Tag erreicht hat, sonst
verwandelt sich der erflehte Segen in Fluch. Von dem
Wasser wird in grofsen Schalen mit ins Dorf zurückgenommen,
und gilt es als geweiht. Auf dem Volks- Heiliger Speer
versammlungsplatz wieder angelangt, wird die Fahne (Spitze),’
nebst zwei eigenartig geformten Speeren (Abb. 102) Balistammes8
neben dem Häuptlingssitz aufgepfianzt. An dem daneben Vs nat. Gr.
befindlichen Baumstrunk mit drei Astgabeln werden
die aus dem früheren bekannten Speerbündel aufgehängt, dazu eine
Menge a lte r , erbeuteter Schädel und — wenn gerade ein kleiner
Kriegszug geglückt war — auch die frisch abgeschnittenen. In gleicher
Weise wird ein zweiter heiliger Pfahl von gleicher Form in der Stein