Schwierigk
e it der
V ers tändi-
gung.
ein Gegenstand ganz für sich allein. Ein anderes Beispiel: er kennt
nicht den Sammelnamen: „Vogel“ — und nun, verschiedene Arten
davon; sondern „der Papagei“ ist ihm ein lebendes Etwas f ü r s ic h ,
„der Webervögel“ ein, weiteres lebendes Etwas, „der Nashornvogel“
wieder u. s. w. So liefsen sich ungezählte Beispiele anführen. Der
Naturmensch erhebt sich eben nicht über die Einzelmaterie, er denkt
im allgemeinen nicht über Eigenschaften, Zweck, Aehnlichkeiten,
Unähnlichkeiten der Einzeldinge nach: das v e r g l e i c h e n d e D e n k v
e rm ö g e n ist in ihm nicht vorhanden oder vielmehr nicht geweckt.
In d ie s e n Momenten, nicht so fast in der Erwerbung der Kenntnis
eines gewissen Wortreichtums liegt auch die Hauptschwierigkeit
für den so sehr abstrakt denkenden Weifsen, sich dem Eingebornen
über Dinge, die über Weg, Essen und Trinken u. s. w., kurz das Alltägliche,
hinausgehen, verständlich zu machen; sei es in dessen oder
in einer europäischen Sprache. (Denn der Neger eignet .sich, auch
wenn er eine europäische Sprache le rn t, n u r die konkreten Begriffe an;
der Gedankengang bewegt sich nach wie vor in dem alten Geleise.)
Ich verstatte mir diese Abschweifung von theoretisch - sprachlichen
Beobachtungen auf das praktische Gebiet der Verständigung
mit dem Neger deshalb, weil ich eben auf die p r a k t i s c h e Bedeutung
dieser Schwierigkeit aufmerksam machen möchte. Ich kann aus
eigener Erfahrung versichern, dafs man nicht selten den letzten Grund
zu scheinbar ganz unbegreiflichen, plötzlichen Mifsstimmungen der
Eingebornen, Umschlagen ihrer Gesinnung, ja feindseliger Haltung derselben
in der abstrakten Redeweise des Weifsen, in die man trotz
aller Bemühung nur zu leicht verfällt, suchen mufs. Dadurch, dafs
der Dolmetscher ein bifschen englisch radebrechen kann, wird man
nur zu gern verleitet, demselben eine vom e u ro p ä i s c h e n Gedankengang
diktierte Rede zur Uebermittlung zu halten. Der versteht das
Ding natürlich nicht, fängt vielleicht ein oder das andere Wort davon
in einem ganz anderen Sinn als gemeint auf, macht auf eigene Faust
oder, aus" Verlegenheit noch etwas dazu -— und das gründlichste Mifs-
verständnis ist fertig.
Das möge man stets bedenken; — und unter den vielen Gründen,
warum man ja nicht gleich das Gewehr das palaver weiterführen
lassen darf, wenn es nicht so läuft wie man sich’s erwartet, ist nicht
der letzte: Möglichkeit ja Wahrscheinlichkeit eines sprachlichen Mifs-
verständnisses.
Ich schliefse diese: praktische Einschaltung mit der Niederlegung
meiner Ansicht, dafs zum Verständnis .des Eingebornen und damit zur
Verständigung mit ihm von diesem Standpunkt aus sich eigentlich
am besten der Offizier und — die Frau (in ihrer Eigenschaft als
Mutter) eignet. Beide — der Offizier in der Instruktionsstunde, die
Mutter bei der Erziehung des Kindes — wissen am besten, wie, aber
auch wie schwer dem Gedankengang ihrer Pflegebefohlenen sich anzupassen
und verständlich zu machen ist. Und der Neger is t im
Denkvermögen gleich dem Rekruten aus dem weltabgeschiedensten
Einödhofe, gleich dem sechsjährigen Kinde.
Dabei zeigt sich aber (wie bei diesen beiden) bisweilen wieder
eine überraschende Logik bei Versinnlichung von Vorgängen. So nogik.
nannten meine Träger die über die Flüsse des Waldlandes führenden
Lianenbrücken bald mit demselben englischen Wort, das ihnen für
die zu ihrer Ausrüstung gehörenden Hängematten bekannt war: „ham-
mock“. Wenn man sich an die Beschreibung und Darstellung dieser
Lianenbrücken in Abschnitt HI (S. 119, Abb. 2) erinnert, wird das
Treffende der Bezeichnung sofort klar. Ein weiterer Beleg: in der
Balisprache heifst „mü“ = Feuer, „mboéng“ = Regen und „mu-
mboeng“ illpjBlitz. Der Blitz ist fast stets mit einem in gewaltigen
Regengüssen sich entleerenden Tornado verbunden, und so ist dem
beobachtenden, Folgerungen ziehenden Hochländer der Blitz „das
Feuer des Regens“. Ein anderes Beispiel: von den Ueberbleibseln von
Feuerwerkskörpern, die wir mit nach Baliburg genommen, hatten wir
einige sogenannte Frösche gemacht und warfen einmal unerwartet zum
Scherz ein paar solcher hüpfenden Dinger in einen Kreis zechender
Bali. Zuerst war der Schrecken grofs, aber bald die Harmlosigkeit
erkennend, hatten sie auch schon eine ganz treffende Bezeichnung
dafür: „mukalla fa mu bén“ (der Weifse bringt tanzendes Feuer)-
und dergleichen mehr.
Bei dieser Vergleichung des weifsen und schwarzen Naturmenschen
erinnere ich an die Grufsform der Hochländer: „miaka füon“ = langsam,
o Herr; entsprechend dem „Zeitlassen“ des grüfsenden Bauern
in den bayrischen Bergen: der gleiche Gedankengang bei Tausende
von Kilometern entfernten, auf etwa gleicher geistiger Stufe stehenden
Menschen.
Die zweite innere Schwierigkeit erläutere ich gleichfalls wieder z„ grotse
am besten an einem Beispiel. k Ä S r
„llong“ heifst der holzgeschnitzte Schemel; mit „kang“ bezeich- S u ° K f '
neten die Bali unsere Blechkoffer. Beim erstmaligen Fragen hatte 68 Nege” '
ich diese beiden Wörter verwechselt und gebrauchte sie also v e rk eh rt
Da mir mein kleiner Bali, den ich zur persönlichen Bedienung auf
H u tte r , Wanderungen in Kamerun. £J1