spanische Priester Las Casas, welcher in der Mitte des 16. J a h rhunderts
lebte, sah un ter der eisernen Faust seiner erbarmungslosen
Landsleute in Neuspanien die Eingeborenen bei den schweren, ihnen
ungewohnten Fronarbeiten auf den Feldern und in den Bergwerken
ihrer einst glücklichen freien Heimat zu Grunde gehen und schlug
vor, die kräftigeren afrikanischen Neger zu diesen Arbeiten zu verwenden.
Das gab Veranlassung zu dem grausamen Sklavenhandel.
Von da ab wurden in einem Zeitraum von fast 300 Jahren viele Millionen
„schwarzes Elfenbein“, wie man gefühllos diese Unglücklichen
nannte, verkauft und übers Meer verschifft.
Der Untergang der indianischen Basse is t aber dadurch nicht
verhindert worden.
Sklavenwesen.
Sklaverei bestand seit den ältesten Zeiten auf der ganzen Erde.
Ihren Ursprung verdankt sie zweifellos glücklich geführten Kriegen.
Die Kriegsgefangenen wurden, soweit man sie nicht den Göttern opferte,
zu Leibeigenen gemacht und mufsten für ihre Herren, die sie erbeutet
h a tten , die Arbeit verrichten. Später, als bei kriegerischen Völkern
allmählich Überflufs an solchen lebenden Arbeitskräften eintrat, entwickelte
sich der Sklavenhandel; erstere verkauften ihre Gefangenen
nach Deckung des eigenen Bedarfs an weniger kriegerisch veranlagte
unmittelbar oder durch Zwischenhändler, wobei die lebende Ware, wie
jede andere auch, oft in weit vom Ursprungsland gelegene Gebiete
kam: Sklaventransporte. Der Arbeitssklave ward sehr bald ein sehr
begehrter Gegenstand — Sklavinnen dienten der Befriedigung anderer
Leidenschaften; und so steigerte der beim Sklavenhandel abfallende
Gewinn das Bestreben, re ch t viele derartige vorteilhafte Ware auf den
Markt zu bringen. Waren bisher nur die gelegentlich eines Krieges
erbeuteten Gefangenen zu Sklaven verkauft worden, so wurden je tz t
Kriege geführt, um solcher in möglichster Menge habhaft zu werden:
Sklavenraubzüge, -jagden.
Auch in die rechtlichen Anschauungen führte sich allmählich das
Sklaven wesen ein; als bewufste oder unbewufste Folge der Annehmlichkeit
dieser Einrichtung für den und die Herren. Der Verbrecher,
der zahlungsunfähige Schuldner verlor seine persönliche Freiheit; in
der Sklaverei geborene Kinder waren gleichfalls Sklaven.
Die staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen der ganzen
alten Welt bauten sich geradezu auf der Anschauung auf, däfs zu
Gunsten und zum Vorteil einer Klasse von Menschen Millionen anderer
ihrer persönlichen Freiheit beraubt und wie eine leblose Sache vollkommenes
Eigentum der ersteren sein konnten.
Da klang in diese Welt die Botschaft von der Gleichheit aller
Menschen herein. Einige Jahrhunderte vergingen und das Abendland
beugte sich der christlichen Weltanschauung. Nicht aber der Orient.
Und was von ihm vielleicht dem Christentum sich genähert hatte, das
rifs weiter von ihm ab denn je der Islam, der von 622 nach Christus Der isiam
in raschem Siegeslauf zu einer zweiten Weltreligion sich emporschwang s£L*!m-
und es geblieben ist bis fast auf den heutigen Tag. Der Koran wufste '7e"“ '
nichts von der Verkündigung der Menschenfreiheit und -gleichheih
Den Lehren Mohammeds gemäfs besteht die Einrichtung der Sklaverei
zu Recht. Gerade die engeren Landsleute des Propheten, die Araber,
sind mit dem Sklavenwesen bis zur Stunde aufs engste verbunden,
als Sklavenhalter, als Sklavenjäger und -händler.
F ü r den Orient war seit Jahrtausenden und ist bis je tz t der
grofse Sklavenmarkt der schwarze Erdteil mit seinen unerschöpflichen
Menschenmassen.
Die Entwickelung des Sklavenwesens in der oben gezeichneten
Folge is t bei der Negerrasse auf der ersten Stufe stehen geblieben.
Wohlgemerkt, soweit nicht der Sklavenhändler sie weiter
geführt. Dadurch, dafs die Sklaverei auch in dm Rechtsanschauungen
in gleichfalls oben besprochener Weise sich Eingang verschafft hat,
h a t sie eine milde Form angenommen. Denn das, was der Europäer
allgemein mit dem Wort „Sklave“ und „Sklaverei“ verbindet, deckt
sich durchaus nicht mit dem afrikanischen Begriff. Der Europäer Sklaverei in
knüpft an diese Worte immer die Vorstellung von Grausamkeit, hört A*'ka'
im Geiste Ketten rasseln und Peitschenhiebe sausen. Nichts ist
falscher als d a s ; von all dem ist keine Spur.
„Die Sklaverei is t“ — ich bediene mich der Worte eines in dieser
Sache gewifs vollgültigen Gewährsmannes, des Missionars P. Schynse
— „eine Institution, welche völlig mit dem Charakter des Negers
verwachsen ist; sie herrscht überall in Afrika vom Kongo bis Sansibar
und bildet eine Grundlage des gesamten Negerlebens . . . . Der
Sklave gehört zur Familie. Die Negersklaverei, so wie sie seitens der
Eingeborenen geübt wird, ist die mildeste F o rm “
Sie ist in ein geradezu patriarchalisches Verhältnis übergegangen.
Einen solchen brutalen Arbeitszwang, wie ihn die weifse Bevölkerung
sich da, wo das Interesse des Kapitals spricht, leider n u r zu oft
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