mals- zurück gegen Bambutu und Bafutchu. Mir gelang es mit Mühe, etwa
200 Mann, annähernd geschlossen, nordwestlich Bangoa zurückzuhalten
als Flankenstellung, da ich stündlich auf das Eintreffen der Bandeng
wartete. Und sie waren auch unterdessen gekommen. In wilder Flucht
wälzten sich die Schwärme aus der Richtung Bafutchu— Bambutu zurück
gegen Bamignie, von überlegenen Scharen verfolgt; es waren die
Bandeng. Als ich das erkannte, befand ich mich mit meiner handvoll
Leute eigentlich schon von der direkten Rückzugslinie auf Bamignie
abgeschnitten. Ich hatte n u r noch so viel Gewalt über die hei mir
befindlichen Bali, dafs ich sie zu einem ein paar Minuten dauernden
Schnellfeuer in der Masse Zusammenhalten konnte, dann flutete alles,
nach Osten aushiegend, rückwärts. Waren durch das ungezielte Feuer
mit den neuen Hinterladergewehren auch wohl keine besonderen Verluste
heim Gegner bewirkt, so hielt ihn doch die bedenkliche Tragweite
der Geschosse etwas zurück und es gelang uns, Bamignie spät
abends zu erreichen. Wieder h a tte ein an sieh siegreiches Gefecht
mangels geschlossenen Rückhalts sich fast in eine Niederlage verwandelt:
die Bali und Bamignie hatten zusammen an 100 Mann
verloren. Dafür allerdings waren die drei verräterischen Dörfer dem
Erdboden gleich gemacht und auf dem Versammlungsplatz in Bali
lagen die nächsten Tage über 200 erbeutete Köpfe.
Ausbildung Ich begann nun mit der Schaffung einer Truppe. Kriegerisch
schütz- veranlagt waren die Bali, tapfer waren sie auch, das hatte ich selbst
gesehen, nun kam es darauf an , oh sie auch zu soldatischem Drill,
zum Gehorsam, zur Feuerdisciplin heranzubilden waren. Und der E rfolg
ü b e rtra f meine Erwartungen. Ich arbeitete ein den Verhältnissen
angepafstes Reglement, vorerst nur für geschlossene Verwendung, aus
(siehe Anhang zu Abschnitt IV) und brachte nach und nach die Stärke
dieser aus E in g e b o r e n e n d e s e ig e n e n L a n d e s geschaffenen Schutztruppe
bis au f nahezu 150 Mann. Im gleichen Jahre noch h a tte ich
Gelegenheit, einen bis dahin ausgehildeten Zug von 30 Mann in einem
kleineren Gefechte zu führen. Ich wurde auf dem Marsch von Bamesson
nach der Station zurück unerwartet von den Bapigni (s. Skizze S. 21)
angegriffen; aber der Zug folgte den Kommandos zum Aufmarsch und
zur Feuerahgahe wie auf dem Exerzierplatz, und der Angriff ward mit
Gefecht Verlust auf Seite der Bapigni abgeschlagen. Es war am Christabend
uaplgni18 des Jahres 1891. Von da ah war das Vertrauen zu ihrem Führer —
24. XII. 1891. ' . .
„ fu o n-nakang“, d. i. Herr des Gewehres, nannten mich fortan die
Bali — und zur neuen Kampfart gewonnen.
Nicht geringe Unterstützung hei der weiteren Ausbildung der
Truppe fand ich in dem Ende Dezember der Expedition zugeteilten
Leutnant a. D. v. Steinäcker.
Das Wiedererscheinen des Weifsen, die Neuanlage der Station
Baliburg, die vielen Gewehre sowie die Tauschwaren, die ins Land
kamen, der Strafzug gegen die verräterischen Vasallen: all das machte
Eindruck im Lande. Zwei bisher neutrale Stämme: Bafuen und Ba-
munda baten um Freundschaftsbündnis; Bafut, der alte Gegner, streckte
vorsichtig Fühlhörner au s, die Geneigtheit des Weifsen zu etwaiger
friedlicher Beilegung des palavers zu erkunden.
So durften wir uns zu Beginn des Jahres 1892 sagen, dafs die stand der
. ’ ■ Dinge Anau
f Barombistation, Anfang Ju li 1891, aus der damaligen Lage der fans 1892-
Dinge sich ergebenden Aufgaben nunmehr nach Verlauf eines halben
Jahres trotz grofser Schwierigkeiten gelöst waren: wir hatten so
ziemlich alles, was an Waffen, Munition -und Tausch waren damals
au f Barombi lag, nach Baliburg heraufgeschafft; wir hatten hier oben
wieder festen Fufs gefafst und die deutsche Flagge war wieder geachtet,
wurde gesucht
Anfang Mai stieg Dr. Zintgraff ins Waldland hinab. Leutnant
v. Steinäcker begleitete ihn. Ich, der ich mit den Verhältnissen im
Grasland bekannt war, dem die Bali grofses Vertrauen entgegenbrachten
und an dem die Truppe als ihrem Führer hing, blieb oben.
Vom 5. Mai 1892 ab safs ich allein au f Baliburg. Als meine •4Jle™auf 0 . B alib u rg ,
Aufgaben da droben auf dem vorgeschobensten Posten im Nordgebiet abv'
von Kamerun hatte ich zu betrachten:
1. Beibehaltung der bestehenden guten Beziehungen zu den Bali
und den freundschaftlich gesinnten Stämmen des Graslandes.
2. Ausdehnung des deutschen Einflusses und Anerkennung unserer
Flagge bei bisher feindlich gesinnten Stämmen.
3. Fortsetzung der Ausbildung und Vermehrung der geschaffenen
Schutztruppe.
4. Fortsetzung wissenschaftlicher Beobachtungeü; streng genommen,
Beginn derselben. Denn je tz t erst oder genauer vom Anfang 1892 ah
konnte dieser Thätigkeit hier oben die gebührende Zeit und Aufmerk-'
samkeit zugewendet werden.
Auch die Station ward je tz t erst vollständig ausgebaut.
Zintgraff war unterdessen im Waldland nicht müfsig. In aufser-
ordentlich günstiger Lage, das ganze Banyangland beherrschend,
legte er die Tintostation a n , einen Tagemarsch südlich der alten Anlage der
Mi-Yimbistation. Die Station in Nguti, die nur vqrübergehenden v. 1892.
Zwecken beim neuen Vordringen in .die Hochlande gedient hatte,