Gesang.
Tanz weisen
der Weiber.
die, durch Zupfen zum Erklingen gebracht, tiefe und hohe Töne
gaben.
Da ich leider alles, nur nicht musikalisch bin, beschränken sich
meine Angaben darauf, däfs mir die damit hervorgebrachten Töne
eintönig und jeder Takteinteilung u. s. w. entbehrend vorkamen. Mehr
Abwechslung boten schon die Weisen der Weiber, die sie zum Teil
als solche selbständig, zum Teil als Begleitung zu ihren Tänzen bald
laut, bald leise sangen. Manche klingen ganz eintönig, manche entbehren
durchaus nicht eines gewissen Wohlklangs und Rhythmus, und
ein von mir ungefähr im Gehör behaltenes Liedchen, oder vielmehr
genauer dessen Refrain, ward von musikverständiger Seite in der
Heimat als wohlklingend bezeichnet und nach meinem schüchternen
Vorsummen in Noten zu kleiden versucht. Hier ist es;
jäke jäke tan dua jäke jäke tan dua jäke jäke tan — dua
Meist pflegen die Weiber ihren Gesang mit Klatschen der flachen
Hand auf die rechte Brust zu begleiten.
Den Text der Lieder konnte ich gröfstenteils nicht verstehen;
manche klangen auch ganz anders als die mir doch immerhin einiger-
mafsen bekannte Balisprache. Das Wenige, was ich verstand, war
zum Teil sehr realistischer Art; nach u n s e r e n Begriffen im höchsten
Grad obscön. Eben niedergelegter Refrain schlofs sich an ein Lied
solchen Inhalts an; bei weiteren gleichgearteten wiederholten sich auch
häufig die Worte „wota“ und „ntchakeni“. Dieses sowohl wie obiges
Liedende weifs ich w ö r tlic h nicht zu übersetzen; ich habe nur beobachte
t, dafs die Bali letztgenanntes Wort gebrauchen, wenn sie von
dem Verlauf des Beischlafes sprechen; und zwar bezeichnen sie damit
die höchste Ekstase der geschlechtlichen Erregung. Zum Teil sind die
Gesänge Spott- und Lobgelegenheitslieder (auch wir, Zintgraff und ich,
hörten uns nicht selten au f diese Weise gepriesen, wurden wahrscheinlich
auch ab Und zu aufgezogen).
Vielgestaltig sind die Tanzweisen: unschön zum Teil und unanständig
(ich setze immer hinzu: nach u n s e r e n Anschauungen), zum Teil
aber auch geradezu anmutig. Bei den grofsen Tänzen sind die Körperbewegungen
der Weiber ausnahmslos unschön und unbedeutend, und
finden n u r (militärisch gesprochen) „auf der Stelle“ statt.
Am häufigsten unter den Haustanzarten, wenn ich so sagen will, sah
ich folgende. Die Weiber stellen sich im Halbkreise auf, und singen leise
eine ziemlich eintönige, aber nicht unschöne Melodie. Dann macht eine
tänzelnd und in den Hüften sich wiegend ein paar Schritte vor, hebt
die Arme über den Kopf und läfst sich nach rückwärts in den Kreis
ihrer Gefährtinnen zurückfallen,,die sie mit den Armen auffangen und
wieder in die Höhe schnellen. Das wird einigemal wiederholt, hierauf
tanzt sie an ihren Platz -zurück, die nächste hüpft vor, und das Spiel
beginnt von neuem. Gleiche Tanzart berichtet Rohlfs von den Badiko
im Sokotoreiche. —- Eine andere ähnelt einer Tour in unseren Kontre-
tänzen: im Dreitakt unter Schrittwechsel gehen zwei Reihen, jede unter
sich leicht an den Händen sich haltend, vor, und dann wieder zurück.
— Ganz anmutig ist auch diese Art: ein paar Takte Tanzschrittbewegungen
mit Schrittwechsel auf der Stelle, dann plötzlich halt, Oberkörper
leicht rückwärts oder seitlich geneigt, eine Hand zierlich äuf
die Hüfte gestützt, die andere mit gebogenem Arm über dem Köpfchen
gehalten.-
Etwas stürmischer schon ist folgende, die übrigens Nachtigal auch
bei den Heidenstämmen Baghirmis beobachtete: zwei Tänzerinnen
wirbeln, sich fortgesetzt drehend und mit den Händen über dem Kopfe
zusammenklatschend, aufeinander los, und der Gipfel der Kunst besteht
darin, in der letzten Drehung mit den Gesäfsen aufeinander zu prallen.
Glückt der Zusammenstofs, so federn die elastischen Puffer oft derart,
dafs das Gleichgewicht bedenklich verloren geht. Ein donnerndes
„ayilato“ (d. i. das ist lustig, das ist zum lachen) aus allen Kehlen
ertönt bei derartigen Zwischenfällen.
Grobsinnliches Gepräge zeigen zwei weitere, und damit schliefse
ich die Blütenlese. Die Weiber stehen in einer Reihe und wiegen
sich tanzend auf der Stelle. Eine verläfst ihren Platz und kauert
sich der Reihe nach vor jeder der ändern nieder, die im Tanze fortfahren,
während die Knieende sie mit der Hand über den Bauch und
namentlich an der Scham streichelt; ab und zu neigt sich die also
Geliebkoste mit dem Oberkörper nieder und reicht der Huldigenden die
Brust, woran diese saugt. Sind alle in dieser Weise begrüfst worden,
so reiht sie sich wieder ein, und die nächste beginnt das Gleiche. —
Aus dem Halbkreis tr itt eines der Weiber hervor und wiegt sich, ein
Bein vorwärts gestellt und die Hände auf die Hüften gestemmt, im
gleichen Takt wie die übrigen. Eine zweite folgt; und Brust an Brust
mit der Solotänzerin schiebt sie eines ihrer Beine zwischen die der
letzteren. Zusammen ahmen sie nun die Bewegungen des Beischlafes
nach. Der übrige Tanzkreis begleitet dies mit stets rascher werdendem
Gesang und zuletzt wird von allen das Wort „ntchakeni“ hervor