Mäfsigkeit.
unterwegs fragte, ob er traurig werden würde, wenn ich fiele: „Oh yes,
massa, me cry as me lose one hundred pounds.“
c) L e b e n sw e is e .
Mit der Frage: wie soll ich mich fü r den Busch ausrüsten?
hängt jene: was soll ich draufsen fü r eine Lebensweise führen? eng
zusammen. Manche Winke in dieser Hinsicht mufsten bereits bei Besprechung
der Ausrüstung da und dort eingefügt werden.
Auch bezüglich der Lehensweise in den Tropen gehen, wie bei
der Ausrüstung, die Ansichten oft recht weit auseinander; und diejenigen
natur- und vernunftgemäfsen Anschauungen, die endlich mühsam
widerspruchslos als gut und richtig anerkannt werden - I werden so
und so oft nicht befolgt; genau wie zu Hause. Und doch ist eine
richtige Lebensweise so aufserordentlich wichtig fü r Erhaltung der
Gesundheit, des Lebens und damit für den Erfolg des ganzen Unternehmens.
Es ist erstaunlich, wie sehr und wie oft sogar gegen die gewöhnlichsten
Gesundheitsregeln gefehlt wird. Nicht wenige scheint das
Aufserordentliche der Verhältnisse zu verleiten, sich „schneidig“ über
dieselben hinwegzusetzen. Kommt dann die Strafe in Form eines
Fiebers oder eines Dysenterieanfalles prompt nach, so ist natürlich
das böse Klima daran schuld.
Mäfsigkeit, Thätigkeit und Körperpflege müssen die Richtschnur
auch fü r die Lebensweise im Busch sein.
Mäfsigkeit im Verkehr mit dem anderen Geschlecht, Mäfsigkeit
im Genufs geistiger Getränke. Letzteres anlangend, ist ab und zu ein
Schluck Kognak ganz gewifs nicht schädlich; aber sicher ist es besser,
den mitgeführten Kognak mehr als Arznei denn als Genufsmittel zu betrachten.
Von dieser strengeren Anschauung ausgehend, habe ich oben
den In h a lt der Proviantkoffer zusammengestellt. Dafs jede Kiste
Wein u. s. w. einen Träger mehr bedeutet, soll, an dieser Stelle zwar von
untergeordneter Bedeutung, doch nicht unerwähnt bleiben. Für den
Alkohol als Genufsmittel findet man in den einheimischen Getränken
vollkommenen und, was die Hauptsache is t, weit gesunderen Ersatz.
Palmwein und Durrhabier, auch die Milch der Kokosnufs sind gesund,
durstlöschend und wohlschmeckend. Meinen Früh- und Abendschoppen
in Palmwein au f Baliburg habe ich noch geraume Zeit nach Rückkehr
in civilisierte Verhältnisse vermifst; wie köstlich nach langem Marsche
u n te r der Tropensonne eine Schale dieses kühlenden Getränkes mundet,
weifs nur der, der es mit Hochgenufs geschlürft.
Vor einer sehr entschuldbaren Überschreitung des Mäfsigkeits-
gebotes kann ich nicht genug warnen. Hat man lange Zeit im Busch
gelebt und h a t sich der Magen an ausschliefslich einheimische Lebensweise
gewöhnt, so darf man, endlich wieder an der Küste angekommen,
nur allmählich den Übergang von der Lebensweise der Wildnis zu der so
gänzlich verschiedenen der civilisierten Welt bethätigen. Ich habe selbst
eine schlimme Erfahrung gemacht. Nach nahezu zweijährigem Aufenthalt
im Innern endlich wieder an der Küste angelangt und der Versuchung
in Gestalt einer Flasche Bier und einiger Bissen eines meiner
europäischen Lieblingsgerichte erlegen, mufste ich diese Unvorsichtigkeit
mit mehrtägigem Fieberanfall büfsen. Mehr als ein Afrikaner
hat diese eine an sich so unschuldige Ausschweifung, nachdem er alle
Fährnisse seiner Expedition glücklich bestanden, mit dem Leben bezahlen
müssen.
Für die zur Erhaltung geistiger und körperlicher Spannkraft
notige, stete Thätigkeit sorgt das Marschleben mit seinen Anstrengungen
und Wechselfällen meist schon von selber. Jedoch auch bei
freiwilligen oder unfreiwilligen Pausen darf man darin nicht lässig
werden. Kleine Jagdstreifen, Spaziergänge u. s. w. müssen den Körper,
Ausarbeitung des Tagebuches, Niederschrift der verschiedensten Beobachtungen
und Erkundigungen u. dergl. den Geist in Anregung halten,
wenn die Veranlassung der Marschunterbrechung derartiges nicht verbietet.
Die Körperpflege, an sich schon Endzweck, dient in dieser Hinsicht
als Mittel zum Zweck, bedeutet Stählung der Willenskraft. Denn
es ist ganz sicher eine nicht geringe Selbstüberwindung, wenn man,
nach a c h t-, neunstündigem Marsche todmüde, schweifstriefend oder
patschnafs im Lager oder Quartier angekommen, erst noch Toilette
machen soll. Dafür lohnt aber auch die moralische Befriedigung
und das Gefühl der Erfrischung und Behaglichkeit, wenn man nach
genommenem Bade (in irgend einer Form; sei es auch n u r, dafs
man sich in der Regenzeit in paradiesischer Hüllenlosigkeit tüchtig
überregnen läfst), nach Ordnung von Bart und Haar u. s. w. in
trockenem Lageranzug wohlig auf seinem Feldbette sich ausstreckt
und, aus einer einheimischen Pfeife einheimischen Tabak behaglich
rauchend, bei einer Tasse Thee der Kunst seines Koches mit lüsternen
Augen zusieht.
Die Körperpflege, fü r sich betrachtet, besteht zum guten Teil KörP<*-
darin, dafs man die durch das gesellschaftliche Leben in der Heimat
gebotenen Rücksichten fü r die äußere Erscheinung als auch fü r den